19 Musicals in drei Stunden
Beim „Best of“-Abend in der Stadthalle Tuttlingen gibt es viel Applaus für die talentierten Darsteller
TUTTLINGEN – Espen Nowackis kleine Truppe ist mit opulenten Kostümen und guter Choreographie in der Stadthalle aufgetreten. Die knapp 300 Besucher wurden zeitweise in das Geschehen einbezogen.
Mit 19 Musicals in drei Stunden wurde der Abend als die „die lustigste Musical-Show der Welt“angepriesen. Seltsam, denn die meisten Musicals leben doch von Drama und Gefühlen. Nicht wirklich lustig war der Auftakt, in dem Nowacki, ein norwegischer Sänger und seit elf Jahren Impresario, die Frage stellte „Was ist ein Musical?“. Dabei präsentierte er die fünf Frauen und zwei Männer, die mit ihm in so viele unterschiedliche Rollen schlüpfen würden. Zuschauer müssen auf Bühne Das Tuttlinger Publikum sei ein „echt wilder Haufen“, so habe er zumindest gehört. Dies wollte die Truppe beim ersten Song, „Der Hit jeder Party“aus der Andrew-LippaProduktion über die Zwanziger-Jahre testen. Die Sängerinnen angelten sich zwei „drollige“Zuschauer, kostümierten sie und hopsten mit ihnen über die Bühne. Mit so etwas rechnet man doch eher bei Zaubershows oder bei schlichtem Kabarett als bei einem „Best of“-Musical-Abend. Bei dem folgenden Duett aus dem „Phantom der Oper“konnten beide Stimmen noch nicht recht überzeugen. Vielleicht lag das aber auch an der Tontechnik.
Munter wurde es bei den sechs Songs aus „Grease“: Das Publikum zeigte sich beim „Hand Jive“als durchaus lernfähig, die Atmosphäre stimmte, fast glaubte man den Geruch von Schmieröl zu vernehmen. Aber das war wohl nur der den ganzen Abend sehr großzügige verströmte Bühnennebel.
Mit großen Gesten, einer wunderschönen Robe und ihrer hohen Beltstimme, die von f bis d’’’ reicht, brillierte Stefanie Kock als argentinische First Lady Eva Perón. Kräftiger Applaus brandete auf. Nach einem kurzen Geplänkel zwischen Kock und dem ungarischen Sänger Zoltan Tombor als Quasimodo fand man sich mitten im „Glöckner von Notre Dame“.
Um sich gleich danach in einer Geisterbahn statt in der Stadthalle zu wähnen: Vermummte Gestalten krochen durch den Saal und erschreckten einige Zuschauer. Welches Musical? Klar doch, Tanz der Vampire. Mit zwei indianischen Themen (Pocahontas und dem Blödel-Musical über die Schoschonen aus dem Jahr 2001) endete der erste Teil.
Per SMS (noch ein Gag) zitierte Nowacki seine Truppe wieder auf die Bühne: Mary Poppins stand an, gefolgt von Aladdin und dem royalen Musical Ludwig. Auch hier überzeugte der Bühnenhintergrund: Fünf Paneele, auf denen wunderschöne Fotos und interessante Filmsequenzen zu sehen waren. Dieser raffinierte Bühnenbildersatz reichte von der Kathedrale zu Neuschwanstein, von der kakteenbestückten Wüste über die lodernde E-Gitarre bis hin zu Eisblumen, Alpenpanorama und einem kunterbunten Kaleidoskop. Kompliment. Dies gilt auch für die Arbeit von Choreograph und Tänzer Dominik Halamek sowie für Maske und Garderobe.
Mit Jubel quittierte das Publikum die Auszüge aus dem Jukebox-Musical „We will rock you“, die fließend in „Sister Act“übergingen. Auch die beiden Udos standen auf dem Programm: Jürgens mit „66 Jahre“, Lindenberg mit dem „Sonderzug nach Pankow. „Mamma Mia“hieß es am Ende der ausgedehnten Show, die seit Ende Oktober auf Tour ist: 44 Städte in 22 Wochen. Tuttlingen war die neunte Station zwischen Grafenwöhr und Ehingen.