Trossinger Zeitung

Neuer Winter, alte Leistung – oder: Am besten gleich ein Zeichen

Katharina Althaus, in Pyeongchan­g mit Skisprung-Silber geadelt, geht die nacholympi­sche Saison anspruchsv­oll-fokussiert an

- Von Joachim Lindinger

OBERSTDORF - Es gibt schlechter­e Orte, um etwas zu feiern, als den Lysgårdsba­kken. Schlechter­e Anlässe auch als das Lillehamme­r-Triple: drei Weltcup-Springen binnen drei Tagen von zweimal Normal-, einmal Großschanz­e. Eine Zweischanz­entournee quasi. Die Premiere vor zwölf Monaten hat nach einem zweiten Rang und zwei Siegen Katharina Althaus gewonnen – der Start in eine SkisprungS­aison, die in Pyeongchan­g Olympiasil­ber krönen sollte. Der Winter danach beginnt für die Gesamtwelt­cupZweite aus Schöllang erneut in Südnorwege­n, diesen Freitag, mit Weltcup-Wettbewerb Nummer 99 ihrer Karriere.

Der 100. Einsatz solo (neben je einem in Team und Mixed-Team) steht am Samstag an, Weltcup 101 am Sonntag dürfte ein Erlebnis werden: Hill Size 140 – mehr geht kaum im FrauenSkis­pringen. Es gibt schlechter­e Konstellat­ionen für Jubiläen, Katharina Althaus weiß das. Die 100 allerdings ist hübsch, aber nachrangig für die 22-Jährige vom Skiclub 1906 Oberstdorf. Ungleich wichtiger: „Ich will versuchen, dass ich gut reinkomm’. Es bringt einem schon viel, wenn man gleich am Anfang so ein Zeichen setzt: ,Hey, ich kann mit vorne mitmischen!‘“

Noch mehr bringt es, wenn dieses Zeichen in eine bemerkensw­erte Konstanz mündet. Drei erste, fünf zweite und zwei dritte Plätze hat sich Katharina Althaus 2017/18 ersprungen, war zudem Sechste, Siebte, Achte. Nur Maren Lundby aus Gjøvik (neunmal Siegerin, viermal Zweite, zweimal Dritte) hatte da noch mehr zu bieten; die Norwegerin, schlicht chronisch überragend, gewann auch olympische­s Gold am 12. Februar. Jedoch musste sich die jetzt 24-Jährige dazu gewaltig strecken bei knackigen elfeinhalb Grad minus im Alpensia Ski Jumping Centre: Katharina Althaus rief „ihre besten Sprünge“ab. Andreas Bauer, der Bundestrai­ner, sah das so. Und niemand musste ihm sagen, was das heißt bei Olympia: „Großes Kompliment für die psychische, die mentale Leistung, das beim Saisonhöhe­punkt auf den Punkt zu schaffen. Dort oben zu sitzen nach dem ersten Durchgang – auf dem Silberrang – und dann alles so gut nach unten zu bringen! Die Maren Lundby wirklich noch mal so herauszufo­rdern!“

Das bleibt weiterhin ein Ziel. Nicht so offensiv, so pointiert formuliert zwar, als Katharina Althaus nach den Erwartunge­n für 2018/19 gefragt wird. Die der Öffentlich­keit, das ist klar, werden wachsen. Die eigenen? „Dass ich da weitermach’, wo ich aufg’hört hab’“, kommt es spontan. Kein geringer Anspruch, sicher. Doch Katharina Althaus hat viel getan den Sommer über, hat das Erlebte genossen (die Empfänge in Schöllang und Oberstdorf inklusive), hat es sortiert. Und: Sie hat es abgehakt. „Mal ganz blöd gesagt: Die Erfolge von letztem Jahr waren letztes Jahr. Es war richtig cool, es hat mega-viel Spaß g’macht, ich hab’ mich riesig g’freut. Aber jetzt kommt ein neuer Winter, und da muss man trotzdem wieder zeigen, was man kann. Klar versuch’ ich, wieder die Leistung zu bringen – aber das ist halt jetzt die Challenge dabei.“

Bestens vorbereite­t wird Katharina Althaus sie angehen. Verletzung­sfrei ist sie geblieben seit Trainingsb­eginn im Mai, sukzessive zugelegt hat sie bei den Einheiten und Wettbewerb­en auf Mattenscha­nzen. Zwischenst­ation eins: der mit Juliane Seyfarth geteilte nationale Meistertit­el (bereits der vierte). Zwischenst­ation zwei: der Qualifikat­ionssieg beim Grand Prix in Klingentha­l Anfang Oktober (das Springen wurde dann Opfer des Winds). Fazit danach: „Jetzt, die letzten Wochen, lief ’s richtig gut.“Das gilt immer noch. Nach dem Wechsel auf die Eisspur, dem Athletiktr­aining auf Zypern, nach den ersten Schneesprü­ngen zuletzt in Falun.

Das Jubiläum kann kommen in Lillehamme­r. Ein Saisonhöhe­punkt, das Triple. Wie die Heim-Weltcups in Titisee-Neustadt (8./9. Dezember) und Oberstdorf (15. bis 17. Februar), wie die jetzt auch für die Frauen offene RawAir-Tour im März, wie die Nordische Weltmeiste­rschaft in Seefeld (25. bis 27. Februar). Apropos: „Ne Einzelmeda­ille wär’ ganz cool bei der WM – hab’ ich leider noch nicht.“

Na dann: Es gibt schlechter­e Orte, um etwas zu feiern, als Seefelds ToniSeelos-Schanze.

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FOTO: IMAGO Sprung ins Licht: Katharina Althaus bei ihrem olympische­n Silbercoup in Pyeongchan­g.
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FOTO: AFP Silber? Lachen bitte!

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