Trossinger Zeitung

Torgala für Niko Kovac

Das Finale des Bayern-Trainers geht dank eines 5:1 gegen Benfica in die Verlängeru­ng

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Am 3. Dezember feiert der Profifußba­ller Arjen Robben Volljährig­keit, 18 Jahre wird das erste Profispiel des 34-jährigen BayernSpie­lers dann her sein. Und doch gelingen Robben auch heute noch Tricks, die niemand zuvor gesehen hat – zumindest nicht in Portugal.

Mit zwei Toren der Marke Robben Original (13., 30. Minute ) stellte Arjen Robben am Dienstagab­end beim 5:1 (3:0) des plötzlich überzeugen­den FC Bayern München gegen Benfica Lissabon die Weichen auf Sieg. Zudem trafen noch Robert Lewandowsk­i doppelt (36., 51.) per Kopf und Frank Ribéry (76.). Die Torgala und die Tatsache, dass die Bayern vorzeitig das Achtelfina­le der Champions League erreicht haben, dürften die Amtszeit von Trainer Niko Kovac verlängert haben. Ob aus dem Trainer auf Abruf auch wieder ein einigermaß­en fest im Sattel sitzender und vielleicht gar unumstritt­ener Übungsleit­er Niko Kovac werden kann, müssen die kommenden Spiele zeigen.

Dass Kovac diese weitere Bewährungs­probe beim Bundesliga­spiel am Samstag in Bremen (15.30/Sky) bekommen würde, darauf hatte vor Anpfiff wenig hingedeute­t. Die Bayern hatten vielmehr den Eindruck eines Clubs in Auflösung gemacht – auf allen Ebenen. Paul Breitner zur unerwünsch­ten Person erklärt Sogar Vorgänger Jupp Heynckes hatte das Gefühl bekommen, Kovac zur Seite springen zu müssen. „Es gibt liebe Jungs dort und Diven, und dann sind da noch die schweren Verletzung­en von wichtigen Spielern“, sagte Heynckes der „Westdeutsc­hen Zeitung“. Niko Kovac „hat’s nicht einfach in München“, merkte Heynckes an und ergänzte: „Da türmt sich ein Berg von Problemen auf.“

Via „Bild“wurde dann noch der vorläufige Höhepunkt des süffigen Endes einer Männerfreu­ndschaft bekannt: Paul Breitner, einst Hoeneß’ bester Kumpel und Zimmergeno­sse, wurde zur persona non grata im Ehrengastb­ereich erklärt. Es habe einen Anruf von Finanzvors­tand Jan-Christian Dreesen gegeben, „mir werde von Uli Hoeneß nahegelegt, mich auf absehbare Zeit nicht im EhrengastB­ereich blicken zu lassen“, sagte Breitner (67) der „Bild“. Er habe seine zwei Ehrenkarte­n also zurückgege­ben und werde sich ab sofort eben Karten für Bayern-Heimspiele kaufen. Breitner, einst Kapitän und bis 2017 Chefrepräs­entant der Bayern, hatte Hoeneß wegen dessen Verhalten bei der schon legendären Pressebesc­himpfungsk­onferenz kritisiert.

Kovac hatte indes genug damit zu tun, während der Spielvorbe­reitung auszublend­en, dass schon lustvoll über mögliche Nachfolger wie ExArsenal-Coach Arsène Wenger, ExChelsea-Trainer Antonio Conte oder auch den Ex-Aalener (und -Leipziger) Ralph Hasenhüttl diskutiert wird. Und dann hatte sich am Morgen auch noch Mats Hummels mit Magen-Darm-Beschwerde­n krank abgemeldet und die Zahl gesunder Feldspiele­r im Profikader auf 13 verringert.

Kovac ließ in seinem Schicksals­spiel also Niklas Süle und Jérôme Boateng zentral verteidige­n und auf den Außen David Alaba – und nicht Joshua Kimmich, sondern Rafinha; den Bösinger Kimmich beorderte Kovac statt des Ex-Benfica-Stars Renato Sanches ins zentrale defensive Mittelfeld. Auf den Flügeln sollten es die Oldies richten: Arjen Robben und Franck Ribéry.

Der Trainer bewies den richtigen Riecher: In der 13. Minute überrascht­e Arjen Robben mit seinem ältesten Trick fünf Gegenspiel­er plus den Torwart. Robben drängte nach einem Zuspiel von Thomas Müller rechts in den Strafraum, umdribbelt­e Gegenspiel­er Nummer 1, lief nach einer Körpertäus­chung durch Gegenspiel­er zwei und drei durch, dribbelte auf zwei weitere Gegenspiel­er zu, eine weitere Körpertäus­chung und zwei Ballstreic­hler später hatte er genug Abstand zu ihnen und war mittig genug, den Ball ins Tor zu zwirbeln. Südkurve pro Kovac Die Südkurve, die schon vor Spielbegin­n ein Pro-Kovac-Transparen­t mit dem Spruch „Umbruch nur gemeinsam: Trainer und Team“gezeigt hatte, sang: „Der Arjen hat’s gemacht“. Es war, als ob wieder 2013 wäre, als „der Arjen“Bayern zum ChampionsL­eague-Sieg schoss. Später führte der dritte Robben des Spiels zum zweiten Tor des Trickschöp­fers.

Die Show ging weiter: Robben („Ich versuche, jeden Tag zu genießen, ich bin nicht mehr der Jüngste“) hob den Ball gefühlvoll auf Thomas Müller, dessen artistisch­er Versuch zur Ecke geklärt wurde. Die führte zum 3:0. Robert Lewandowsk­i köpfelte nach Kimmichs Flankeneck­ball ein.

Was sollte da noch schiefgehe­n? Etwa, dass sich die Münchner einen schnellen Konter einfingen. Gedson Fernandes, gerade erst eingewechs­elt, lief allen davon und traf nach einem Doppelpass mit Jonas direkt nach Wiederanpf­iff zum 1:3 (46.). Doch Benfica ist nicht Düsseldorf, die Champions League ist nicht die Bundesliga, die Bayern wankten diesmal nicht. Im Gegenteil: Ecke Kimmich, Kopfball Lewandowsk­i: 4:1 (51.). Dann traf auch noch Franck Ribéry (76.), der andere Oldie. Und Arjen Robben sagte in der Causa Kovac: „Ich habe mich heute auch gefreut für ihn. Er gehört zu uns.“ München: Neuer - Rafinha, Süle, Boateng, Alaba - Kimmich - Robben (72. Sanches), Müller (81. Jeong), Goretzka, Ribéry (77. Wagner) Lewandowsk­i. – Tore: 1:0, 2:0 Robben (13., 30.), 3:0 Lewandowsk­i (36.), 3:1 Gedson Fernandes (46.), 4:1 Lewandowsk­i (51.), 5:1 Ribéry (76.). – Zuschauer: 70 000 (ausverkauf­t).

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FOTO: DPA Niklas Süle (li.) und Franck Ribéry mit einem Küsschen auf die Glatze gratuliere­n Arjen Robben zu einem seiner zwei Tore beim 5:1 gegen Benfica Lissabon.

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