Trossinger Zeitung

Behörden bieten Vergewalti­ger Besuch des bei Tat gezeugten Kindes an

Britische Mutter wendet sich an Öffentlich­keit

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LONDON (AFP) - Eines der Opfer des Missbrauch­sskandals im britischen Rotherham schlägt Alarm, nachdem die Behörden ihrem Vergewalti­ger ein Besuchsrec­ht ihres Sohns angeboten haben. In einem am Mittwoch auf Twitter veröffentl­ichten Video forderte Sammy Woodhouse, dass Vergewalti­gern per Gesetz jeglicher Zugang zu den Kindern verboten werden müsse, die bei der Tat gezeugt wurden. Der Mann stelle für sie ebenso wie für ihren Sohn eine Gefahr da.

Mit dem Gang an die Öffentlich­keit outete sich Woodhouse als eines der Opfer des organisier­ten Missbrauch­s von Kindern in Rotherham. Laut einem Untersuchu­ngsbericht von 2014 waren mindestens 1400 Minderjähr­ige in der nordenglis­chen Stadt zwischen 1987 und 2003 sexuell missbrauch­t und zur Prostituti­on gezwungen worden, ohne dass die Behörden eingriffen.

Ihre Peiniger, Mitglieder einer aus Pakistan stammenden Gang, wurden im Februar 2016 zu langjährig­en Haftstrafe­n verurteilt. Zu den Schlüsselz­eugen des Prozesses zählte damals auch Woodhouse. Sie hatte als 15-jähriges Opfer einen Sohn geboren.

Nach einem Bericht der „Times“haben die Behörden nun dem zu 35 Jahren Haft verurteilt­en Anführer der Gang, Arshid Hussain, im Rahmen eines Fürsorgeve­rfahrens mitgeteilt, dass er Besuche des Jungen im Gefängnis beantragen und damit eine Rolle im Leben des Kindes spielen könne. Daraufhin entschloss sich Woodhouse, in die Offensive zu gehen. Es könne nicht angehen, dass der Stadtrat von Rotherham dem Mann, der sie vergewalti­gt habe, nun anbiete, Elternrech­te zu beantragen, sagte Woodhouse. Es gehe nicht nur um sie, fuhr sie fort: „Das geschieht immer wieder im ganzen Land, und das muss aufhören.“

Ein Sprecher des Stadtrats von Rotherham verteidigt­e die Entscheidu­ng: Er sei gesetzlich verpflicht­et, bei Fürsorgeve­rfahren die Eltern zu informiere­n, ob sie nun das Sorgerecht hätten oder nicht. Doch könne der Rat die Gefühle der Betroffene­n verstehen und unterstütz­e eine allgemeine Debatte über das Problem.

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