Zur Person
Der Jurist und leitende Oberstaatsanwalt Jens Rommel (Jahrgang 1972) stammt aus Grünkraut. Er studierte nach dem Abitur in Ravensburg Rechtswissenschaften an den Universitäten Augsburg, Lund, Würzburg und Lyon. Er trat nach dem Referendariat 2003 in den Justizdienst des Landes BadenWürttemberg ein. Nach Tätigkeiten an Amtsgerichten in Biberach und Riedlingen kam er zur Staatsanwaltschaft in Ravensburg. In den Folgejahren war er wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Generalbundesanwalt am Bundesgerichtshof sowie beim baden-württembergischen Landesjustizministerium – in der Zeit auch von Mai 2010 bis Dezember 2012 Referent bei der Europäischen Union. Im Oktober 2015 wurde Rommel Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg – als Nachfolger von Kurt Schrimm, der das Amt zuvor 15 Jahre lang innehatte. (stje) Blick zu haben, die bis heute unseren Umgang mit diesen Massenverbrechen prägen. Wenn Sie diese Position der „Zentrale Stelle“ausfüllen, und aktuelle Entwicklung in Europa anschauen, mit Rechtspopulismus, mit rechtsextremistischen Strömungen: Kann so etwas wieder passieren? Als Beamter der Justizverwaltung kann ich mich nur zu den Dingen äußern, mit denen ich beauftragt bin. Was Deutschland angeht, bin ich persönlich der Überzeugung, dass das Grundgesetz und auch die Nachkriegsgesellschaft die Lehren aus der Diktatur gezogen haben. Und ich hoffe, dass das auch in der öffentlichen Diskussion gelingt. Aus meiner Sicht haben auch die Strafprozesse zu den NS-Tätern und die gesellschaftliche Auseinandersetzung dazu beigetragen, dass die Verbrechen unbestreitbar sind. Ich hoffe auch, dass sich diese Wahrnehmung weiterhin durchsetzt. Wie geht es künftig weiter mit der „Zentralen Stelle“? Schon Mitte der 1990er-Jahre hatte sich in Ludwigsburg ein Förderverein gegründet, der dafür wirbt zu dokumentieren, was hier erarbeitet worden ist – als einen Ort, wo geforscht wird und die Information als Bildung weitergegeben werden kann. Ziel sind drei Säulen, die es im Kern schon gibt: Das Bundesarchiv ist seit dem Jahr 2000 hier im Gebäude selber, mit einer eigenen Außenstelle, vertreten und kümmert sich um die früheren Ermittlungsakten – also ihren Schutz und die Erschließung, damit sie für Interessierte zugänglich werden. Es gibt im Gebäude auch eine Forschungsstelle der Uni Stuttgart. Und auch das Bildungsangebot ist am Entstehen: Einmal pro Woche bietet ein Archivpädagoge für Schulklassen verschiedene Module an. Privatleuten und Besuchergruppen steht eine kleine Ausstellung im Torhaus vor dem Gebäude der „Zentrale Stelle“offen. Es ist die Rede von Umwandlung der „Zentralen Stelle“. Was bedeutet das? Es gibt einen Beschluss der Justizminister der Länder, wonach hier ein Gedenkort entstehen soll, mit Dokumentation, Forschung und Information. Offen gelassen sind der Zeitpunkt und das genaue Konzept. Getragen wird unsere Einrichtung von allen 16 Landesjustizministern. Baden-Württemberg hat dabei die Federführung und auch die Fachaufsicht: Sowohl in der Sache als auch bei Personalfragen werden wir vom Justizministerium in Stuttgart gut betreut. Infos über Erfolge und Fehschläge der „Zentralen Stelle“finden Sie unter www.schwaebische.de/nazijaeger