Ärger um Aktienvorsorge
SPD gegen Steueranreize für Altersabsicherung mit Aktien – Wirtschaft lobt Merz
BERLIN - Arbeitnehmer sollten mehr mit Aktien für ihren Ruhestand vorsorgen – und der Staat soll sie dabei steuerlich unterstützen. Mit seinem Vorstoß hat Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, für Aufsehen gesorgt. Prinzipiell sei das richtig, meinen viele Wirtschaftswissenschaftler. SPD und Gewerkschaften betonen dagegen, nur die gesetzliche Rente sei wichtig und müsse deshalb gestärkt werden.
In Deutschland besitzen nur 15,7 Prozent der Bevölkerung überhaupt Aktien und spätestens seit der Telekom-Aktie, für die sich nach Manfred Krugs Werbung erstmals breite Schichten von Arbeitnehmern begeisterten und anschließend auf die Nase fielen, ist die Skepsis gegenüber Aktien noch größer geworden.
Dabei wird die private Vorsorge angesichts der demografischen Entwicklung wichtiger werden. „Länder können die Gestaltung finanzieller Anreize für das Sparen fürs Alter verbessern“, heißt es im neuen mehrere Jobs – erzielten Einkommen gerade so über die Runden“, sagt Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied. „Von Merz’ Vorschlag würden nur diejenigen profitieren, die eh schon genug oder mehr als genug haben.“
Tatsächlich liegen die Gefahren auf der Hand. Wenn die Aktien wie derzeit einbrechen, kann es kurzfristig zu Verlusten kommen. Doch je länger man spart, desto mehr lohnen sich Aktien. Die schlechteste historische Rendite von Sparplänen pro Jahr im Dax 30 lag bei 15 Jahren bei -0,4 Prozent. Spart man über 20 Jahre, lag die schlechteste Rendite bei plus 2,7 Prozent. Das heißt, je länger man spart, desto größer die Chancen, sein Kapital zu vermehren. Rendite von 9,7 Prozent „Breit anlegen, lange halten, dann hat man im Schnitt eine Rendite im Dax von 9,7 Prozent, berechnet für 30Jahres-Sparpläne im Zeitraum 1967 bis 2015,“sagt Birgit Homburger. Die frühere FDP-Politikern ist Leiterin des Hauptstadtbüros des Deutschen Aktieninstituts. Schon mit kleinen Beträgen lasse sich viel erreichen, wenn man jung anlege, so Homburger. Dabei komme es darauf an, nicht nur auf eine oder wenige Aktien zu setzen, sondern breit zu streuen. Außerdem sollte nie das gesamte Vermögen in Aktien oder Aktienfonds investiert werden.
Deka, das Wertpapierhaus der Sparkassen, wirbt gerade massiv für die Privatrenten. In einer neuen Studie spricht die Deka davon, dass dem durchschnittlichen Rentner 769 Euro fehlen, um den Lebensstandard zu halten. In Baden-Württemberg seien es sogar 899 Euro. Die Deka rechnet allerdings mit 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens als Bedarf, um den Lebensstandard zu sichern. Geläufiger ist die Rechnung mit 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens.
Für den CDU-Rentenexperten Peter Weiß können bei kapitalgedeckten Zusatzsystemen wie Betriebsrenten oder Riester-Renten mehr Investitionen in Aktien Sinn machen, so Peter Weiß im „Tagesspiegel“. Hans-Werner Sinn, Ex-Chef des Ifo-Instituts, hält Merz’ Vorstoß für eine „richtige und wichtige“Idee. Nur durch Sparen könne die absehbare Altersarmut gemildert werden. Und auch Ifo-Chef Clemens Fuest befürwortet prinzipiell Merz’ Pläne.