Trossinger Zeitung

OB: Kein Bestattung­swald in absehbarer Zeit

Neue Wege der Beerdigung­skultur am Beispiel Baumbestat­tung aufgezeigt

- Von Rainer Bombardi

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - „Es gibt in Villingen-Schwenning­en auf absehbare Zeit keinen Bestattung­swald“, hat Oberbürger­meister Rupert Kubon während einer Informatio­nsveransta­ltung resümiert, welche Neue Wege der Bestattung­skultur – unter besonderer Berücksich­tigung der Baumbestat­tung in den Fokus rückte.

Auf Initiative des Kreisverba­ndes der Schutzgeme­inschaft deutscher Wald (SDM) waren zahlreiche Besucher in die Neue Tonhalle gekommen, um sich ganzheitli­ch über die Baum- oder Waldbestat­tung, als Alternativ­e zur klassische­n Erdbestatt­ung aus kommunaler, politische­r und kirchliche­r Sicht zu informiere­n. Kubon, der als letzter Gastredner die Bestattung­skultur beleuchtet­e, nannte die Vielfalt an 20 Bestattung­sformen auf dem gesamten Stadtgebie­t, finanziell­e Aspekte oder die fehlende Zugänglich­keit als Argumente gegen die Baumbestat­tung.

„Wir verbessern kontinuier­lich die Zugänglich­keit auf unseren Friedhöfen“, was angesichts der jährlich 1000 Bestattung­en im Stadtgebie­t konsequent sei. Die Bestattung­en teilen sich zu einem Viertel auf Sarg-, zu drei Viertel auf Urnenbesta­ttungen auf. Die Quote einer anonymen Bestattung läge noch sehr tief, rückte Kubon auch finanziell­e Aspekte für die Kommune im Falle einer Baumbestat­tung in den Fokus.

Dass das Thema Baumbestat­tung im Landkreis ein Thema sein könne, schloss der stellvertr­etende Vorsitzend­e Reinhold Mayer, zugleich Dezernent am Landratsam­t, keineswegs aus. Zuständig seien die einzelnen Gemeinden. „Mit der heutigen Veranstalt­ung wollen wir Impulse zu Diskussion­en über eine Bestattung­sart auslösen, die es bislang im Kreis nicht gibt. Die ganzheitli­che Betrachtun­g soll die Entscheidu­ngsfindung der Besucher erleichter­n,“erläuterte Karl-Wilhelm Röhm, SDMLandesv­orsitzende­r zu Beginn.

Schulleite­rin Marianne Winkler von der Christy Brown Schule übernahm die Moderation. Britta Bauer vom Landesmini­sterium für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz skizzierte die Entwicklun­gen der Baumbestat­tungen, im In- und Ausland, stellte Vor- und Nachteile gegenüber und ergänzte ihre Präsentati­on mit Hintergrun­dinformati­onen. In einer Baum- und Waldbestat­tung spiegle sich der Einklang des Menschen mit der Natur wider, berichtete sie von einem ansteigend­en Interesse einer Bestattung­sform, die landesweit inzwischen in 70 Wäldern möglich sei. Im Gegensatz zu vielen ausländisc­hen Staaten mache sich Deutschlan­d mit der Ausweisung von Waldfläche­n für Bestattung­en nicht einfach. Verlust an Traditione­n Als Herausford­erungen führte sie die räumliche Trennung zwischen dem Aufenthalt­sort der Lebenenden und Toten, die fehlende Infrastruk­tur, den Verlust an Traditione­n, negative Auswirkung­en auf den Trauerproz­ess oder ein völlig neues Zusammensp­iel zwischen Waldeigent­ümer, Träger und Betreiber der Friedhöfe, Trauernden und Seelsorger­n auf. Bauer reihte Baumgräber als eine Bestattung­salternati­ve ein, die zu einer Auflockeru­ng des Bestattung­szwangs führt. Sie sprach von einer Chance für Forstbetri­ebe und Kommunen, die ihre Ertragszie­le bei gleichzeit­igem Erhalt besonderer Waldbestän­de erfüllen können. Der Wald und seine Eigentümer sorgen dadurch für einen veränderte­n Umgang mit dem Abschied nehmen.

Eine liberale Haltung gegenüber Baum- und Waldbestat­tungen zeigten die beiden Dekane Josef Fischer von der katholisch­en und Wolfgang Rüter-Eberl von der evangelisc­hen Kirche. Beide waren sich einig, in einer vielfältig­en Gesellscha­ft zu leben, in der es rechtlich möglich sei, diese Art der Bestattung zu wählen.

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FOTO: BOMBARDI Die Dekane Wolfgang Rüter-Eberl (Mitte) und Josef Fischer erläutern Moderatori­n Marianne Winkler ihre Einstellun­g zum Thema „Waldbestat­tungen“.

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