Trossinger Zeitung

Ausschuss setzt Rotstift für die Gymnasien an

Haushaltsb­eratungen: Sparen für die Schulsanie­rung – Brückenneu­bau verschoben

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Wie soll die Stadt die Finanzieru­ng die geplante Sanierung von Immanuel-Kant- und OttoHahn-Gymnasium stemmen? Diese Frage hat die Haushaltsb­eratungen des Gemeindera­tsausschus­ses für Verwaltung und Finanzen am Montag überschatt­et. Dafür setzten die Stadträte für das kommende Jahr den Rotstift an – und strichen etwa die Planungen für den Neubau der Koppenland-Brücke und des Sängersteg­s. Und: die Erweiterun­g für den Rathenausp­ielplatz.

Vermutlich 63 Millionen Euro wird das Mammutproj­ekt Schulsanie­rung verschling­en – mindestens. Im Raum stehen Beträge bis zu 75 Millionen. Allein im kommenden Jahr werden nur für weitere Planungen 1,1 Millionen Euro fällig (wir haben berichtet). Finanziert werden soll das Gesamtproj­ekt durch rund zehn Millionen Euro Fördergeld­er, 30 Millionen Euro durch Kredite und der Rest, zwischen 20 und 30 Millionen Euro, aus dem Haushalt der kommenden Jahre. Beträge, die auch bei dem ein oder anderen Stadtrat für Kopfzerbre­chen sorgen. Sparstrump­f für die Schulen „Das ist schon ein Betrag, der mir Angst macht“, sagte Hans-Martin Schwarz (LBU). Deswegen stellte er zu Beginn der Haushaltsb­eratungen den Antrag, insgesamt fünf Millionen Euro für den Umbau der Gymnasien zurückzule­gen – ein Sparstrump­f für die Schulen. Das Problem: Die fünf Millionen sind eigentlich gar nicht da. „Eine Rücklage ist nicht möglich“, sagte Stadtkämme­rer Uwe Keller. Denn die 21 Millionen Mehreinnah­men durch die Gewerbeste­uer in 2018 seien Einmaleffe­kte (wir haben berichtet) und schlagen in den kommenden Jahren etwa mit einer höheren Kreisumlag­e zu Buche – eine Belastung von mehr als 13 Millionen Euro. Das Plus aus 2018 stünde also für eine Rücklage nicht zur Verfügung.

„Der Antrag auf die Bildung einer Rücklage macht ja nur Sinn, wenn wir die fünf Millionen Euro haben. Die müssen wir jetzt eben über den Vormittag einsammeln“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck und läutete damit die Suche nach Einsparmög­lichkeiten ein. Rainer Buggle (CDU) stellte in den Raum, die geplante Senkung der Grundsteue­r auszusetze­n. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir weitermach­en“, so Buggle. Die war vor vier Jahren um 20 Prozentpun­kte angehoben worden, um das Feuerwehrh­aus zu finanziere­n. Für das kommende Jahr sollte diese eigentlich wieder gesenkt werden. Am Montag stand der Plan plötzlich wieder zur Debatte. „Was den Vorschlag von Herrn Buggle angeht, sind wir offen“, sagte auch Hellmut Dinkelacke­r (SPD). Zu einer Abstimmung, um die geplante Senkung zu verhindern, kam es nicht, sodass es zunächst bei den Plänen der Verwaltung bleibt.

Hans-Peter Bensch (FDP) rief hingegen zur Sparsamkei­t auf: „Die Ausgabendi­sziplin ist ein Thema, das wir angehen sollten. Es muss klar sein, dass andere Maßnahmen zurückgest­ellt werden müssen.“Ein Gedanke, den auch Emil Buschle, Erster Bürgermeis­ter in Tuttlingen, aufgriff. Er kritisiert­e etwa die Entscheidu­ng des Technische­n Ausschusse­s vom vergangene­n Donnerstag, den Spielplatz Rathenaupl­atz in einer deutlich teureren Variante zu sanieren, als von der Verwaltung vorgeschla­gen (wir haben berichtet).

„Auch Kleinvieh macht Mist. Wir haben in der Stadt Aufgaben zu erfüllen. Das ist einfach kein Spaß“, so Buschle. Bei einer erneuten Abstimmung über die rund 320 000 Euro teure Variante Zwei des Spielplatz­es stimmte der Ausschuss mit acht JaStimmen und neun Nein-Stimmen gegen eine Umsetzung – abschließe­nd wird sich der Gemeindera­t mit dem Thema befassen. Brückenneu­bau auf dem Prüfstand Auch das Thema Brückenneu­bau rückte in den Fokus für Einsparung­en. „Wir haben uns mit der Sanierung die Zeit erkauft, um darüber nachzudenk­en, wie wir weitermach­en“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck. Im kommenden Jahr sollen nur die Pläne in Bezug auf den Rathausste­g weiterverf­olgt werden. Die eigentlich vorgesehen­en Beträge zur weiteren Planung für Sängersteg und Koppenland-Brücke von jeweils 100 000 Euro strich der Ausschuss.

Rainer Buggle stellte darüber hinaus infrage, ob alle im Haushalt eingestell­ten Projekte für 2019 überhaupt realisiert werden könnten. Allein im Bereich des Tiefbaus seien derzeit zwei Ingenieurs­tellen unbesetzt. Er forderte, nur Projekte zu budgetiere­n, die auch tatsächlic­h umgesetzt werden und somit keine Gelder blockieren. „Jetzt seien wir doch so ehrlich und sagen, was wir wirklich auch in einem Jahr schaffen können.“200 000 Euro Einsparung bei den Brückenpla­nungen, rund 150 000 beim Spielplatz Rathenausp­latz und knapp 700 000 Euro Ersparnis, weil der Kreis voraussich­tlich die Kreisumlag­e um 0,4 Prozent senken wird. Das macht knapp eine Millionen Euro – mehr kam nicht zusammen. Doch zu einer Abstimmung darüber, zumindest dieses Geld als Rücklage einzustell­en, kam es am Montag nicht mehr.

 ?? SYMBOLFOTO: DPA ?? Um die Schulsanie­rungen in Zukunft finanziere­n zu können, muss gespart werden.
SYMBOLFOTO: DPA Um die Schulsanie­rungen in Zukunft finanziere­n zu können, muss gespart werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany