Ausmalung der Denkinger Kirche ist sein schönstes Gesamtwerk
Referenten im Bürgersaal beleuchten das Wirken des Kunstmalers August Blepp
DENKINGEN - Bürgermeister Rudolf Wuhrer und Josef Fetzer haben die Biografie und das beachtliche Lebenswerk des Kunstmalers August Blepp im Bürgersaal aufgearbeitet. Dabei richteten beide Referenten im Rahmen des 1200-jährigen Bestehens Denkingens den Fokus auf das bedeutende Gesamtkunstwerk in der Pfarrkirche St. Michael. Diese wurde 1933 auf Betreiben des damaligen Pfarrers Johannes Klausmann in der Nazizeit gegen vielerlei Widerstände neu erstellt.
Allerdings fehlten bei der Einweihung durch Bischof Johannes Baptista Sproll im Oktober 1933 noch die nötigen Mittel zur künstlerischen Ausmalung des neuen Kirchenschiffs. Erst vier Jahre später konnte der Pfarrer den Kunstmaler Blepp zur Einreichung von Vorschlägen beauftragen. Möglich wurde die Ausmalung jedoch hauptsächlich durch namhafte Spenden der beiden „Pocher“-Schwestern Magdalena und Maria Theiler, welche ihr Erbe an die Kirche vermacht hatten.
Bevor Blepp den Auftrag endgültig erhalten konnte, hatte sich jedoch der von den Nazis beeinflusste Kampfbund für „Deutsche Kultur“für einen angeblich aus Berlin stammenden Maler Pfaff stark gemacht. Weil dieser jedoch in Rottweil unter städtischer Fürsorge lebte, stellten andere maßgebende Stellen glücklicherweise fest, dass Pfaff wohl nicht so die Person sei, für welche sich eine Protektion lohne.
Zur Ausgestaltung des monumentalen Kirchenschiffs wandte Blepp die uralte Freskomaltechnik an. Dabei war die Mithilfe der örtlichen Handwerksmeister Merkle und Hafner, sowie eines Gehilfen namens Geiger aus Schörzingen notwendig.
Bei diesem Verfahren wird zunächst auf die gesamte zu bemalende Fläche eine grobe Putzschicht aus nassem Kalkmörtel aufgezogen, der endgültige Malgrund wird anschließend mit dünnerem und feinerem Material aufgetragen. Während des Malvorgangs verbindet sich die Farbe mit dem Putz, der Kalk bildet an der Oberfläche eine schützende Sinterschicht, was wohl dazu geführt hat, dass bei der grundlegenden Renovierung der Kirche im Jahr 1995 die verstaubten Malereien lediglich gesäubert werden mussten. Seither haben die großflächigen Bilder ihre ursprüngliche Farbfassung wieder zurück erhalten. Die leuchtende Ausdruckskraft der religiösen Motive veranlasste sogar das Landesdenkmalamt zu der anerkennenden Aussage, dass man hier großes Glück gehabt habe.
Rudolf Wuhrer zeichnete die Biografie des 1949 im Alter von 64 Jahren verstorbenen Malers nach, wobei er etliche Anekdoten aus vielen Briefen zitierte, welche im Archiv des Zollernalbkreises für die Nachwelt erhalten geblieben sind. Die künstlerische Prägung erhielt Blepp an der kunstgewerblichen Schule und der „Königlich Württembergischen Akademie der Bildenden Künste“in Stuttgart. Seine ausgedehnte Gesellen- und Wanderzeit führte ihn bis nach Italien, wo er sich dazu entschloss, sich der kirchlichen Monumentalmalerei zu verschreiben. Mit enormem Fleiß gestaltete Blepp insgesamt 56 Kirchen, wobei nach Meinung von Fachleuten die Denkinger Kirche als einmaliges und schönstes Gesamtwerk einzustufen sei.
Josef Fetzer illustrierte die künstlerischen Details der Gemälde in der Chorapsis mit vielen Aufnahmen, welche er schon vor der Renovierungsphase gemacht hatte. Dabei erläuterte er die Maltechnik und die ausdrucksstarken Gesichter und Gesten der großflächigen Darstellungen aus der biblischen Geschichte des Neuen Testaments.