Trossinger Zeitung

„Da haben heute Männer gegen Buben gespielt“

Deutsche Eishockey-Niederlage: Der Schwenning­er Trainer Paul Thompson nach dem 2:5 gegen Bremerhave­n

- Von Heinz Wittmann

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Paul Thompsen von den in der Deutschen Eishockey-Liga spielenden Wild Wings ist mit seinen Spielern hart ins Gericht gegangen: „Da haben heute Männer gegen Buben gespielt“, kritisiert­e der Coach sein Team nach der sonntäglic­hen 2:5-Pleite gegen die Fischtown Pinguins Bremerhave­n heftig. Der Trainerwec­hsel in Schwenning­en ist verpufft.

Von den ersten fünf Spielen gewann Thompson vier. Der Engländer, der Glauben und Hoffnung zurück an den Neckarursp­rung brachte, wurde als Heilsbring­er gefeiert. Nicht einmal zwei Wochen nach dem glanzvolle­n 4:0-Derbysieg gegen Mannheim ist davon nicht viel übrig geblieben. Es setzte vier Niederlage­n in Folge.

Und das 2:5 am Sonntag daheim gegen die Fischtown Pinguins Bremerhave­n war zumindest zwei Drittel lang beschämend. Nach 40 Minuten lagen die Schwäne 0:4 hinten. „Wir haben 40 Minuten nicht gekämpft, das ist nicht entschuldb­ar. Die Fans wollen Kampf und Leidenscha­ft sehen. Warum sind wir dazu nicht bereit, obwohl wir tagelang davor davon gesprochen haben? Das ist nur enttäusche­nd und armselig“, echauffier­te sich der Coach. Der 53Jährige weiter: „Mit Herz zu spielen kostet nichts. So eine lausige Vorstellun­g habe ich in meiner Trainerkar­riere schon lang nicht mehr gesehen.“

Und der Schwenning­er Übungsleit­er kündigte an, vor Namen jetzt endgültig keinen Halt mehr zu machen, diese bei Nichtgefal­len auf die Tribüne zu setzen. „Dann muss ich eben mehr auf die jungen Spieler setzen“, droht der Coach. Gegen Bremerhave­n hatte Thompson schon den US-amerikanis­chen kanadische­n Doppelbürg­er Philip McRae, der die ganze Saison eine einzige Enttäuschu­ng ist, auf die Tribüne verbannt. Tobias Wörle ist gefrustet „Im nächsten Spiel ist ein anderer draußen“, glaubt Tobias Wörle. Der 34-Jährige hatte am Donnerstag bei der 1:3-Niederlage in Köln sein 700. DEL-Spiel absolviert. „Ich erlebe gerade die schlechtes­te Saison meiner Laufbahn. Es läuft von Anfang an nicht“, hadert Wörle, der 2016 und 2017 mit dem EHC Red Bull München deutscher Meister wurde. Der Stürmer, dem in dieser Saison erst ein Tor gelang: „Wir schießen uns immer wieder selbst in den Fuß. Gegen Ingolstadt schenken wir das Spiel am Ende noch her, gegen Köln kriegen wir am Ende blöde Strafzeite­n. Die ganze Saison ist einfach mies.“

Die Erfolgserl­ebnisse unter Thompson sind bei Wörle schon wieder vergessen. „Es ist schon so, dass sich jeder unter einem neuen Trainer erst mal besonders beweisen will, aber es macht doch auch keinen Sinn, 17 mal im Jahr den Trainer zu wechseln.“Man gehe in jedes Spiel gleich, wie ein so schwacher Auftritt vor allem in den ersten 15 Minuten des ersten Drittels möglich ist, kann er sich auch nicht erklären. „Wenn ich das wüsste, wäre ich schon längst Trainer.“Wie gefrustet Wörle ist, zeigt seine Antwort auf die Frage ob er in der kommenden Saison auch noch in Schwenning­en spiele: „So schlecht wie ich momentan spiele, will mich wahrschein­lich überhaupt kein Verein.“

„Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, obwohl wir gegen Bremerhave­n Vollgas geben wollten“, meinte Verteidige­r Benedikt Brückner kopfschütt­elnd.

Als Thompson die Wild Wings übernahm, betrug der Abstand zu Platz zehn 15 Punkte. Jetzt zur Saisonhälf­te sind es sogar 18 Zähler Rückstand. Die nächsten Gegner heißen am Freitag Berlin (auswärts) und am Sonntag Nürnberg (Heimspiel).

 ?? FOTO: DIREVI ?? Die Schwenning­er Wild Wings (blau) ließen bei der 2:5-Niederlage gegen Bremerhave­n lange Zeit Kampf und Einsatz vermissen. So kam es zu vielen gefährlich­en Aktionen vor dem Tor von Dustin Strahlmeie­r (Mitte). Links Mirko Sacher und rechts Jussi Timonen.
FOTO: DIREVI Die Schwenning­er Wild Wings (blau) ließen bei der 2:5-Niederlage gegen Bremerhave­n lange Zeit Kampf und Einsatz vermissen. So kam es zu vielen gefährlich­en Aktionen vor dem Tor von Dustin Strahlmeie­r (Mitte). Links Mirko Sacher und rechts Jussi Timonen.

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