Temperamentvoll, mitreißend, zeitweise ekstatisch
„Black Gospel“stoppt auf Jubiläumstournee in Trossingen - „Und Gymnastik haben wir auch gehabt.“
TROSSINGEN – „20 Years of Gospel“: Auf ihrer Jubiläums-Tournee haben die Sänger und Musiker der Gruppe „Black Gospel“am Donnerstagabend im Konzerthaus gastiert und zeigten, wie afroamerikanischer Gottesdienst geht: temperamentvoll, mitreißend, zeitweise ekstatisch.
Laut ihrer Homepage sind „Black Gospel“ausverkaufte Häuser gewöhnt. Der Konzertsaal war jedoch nur zu einem Drittel gefüllt. Würden die vielen leergebliebenen Sitzplätze den Elan der Interpreten schmälern? Diese Befürchtung erwies sich schon nach wenigen Minuten als grundlos. Die Profis wussten auch damit umzugehen und konzentrierten sich auf ihre Mission, auf ihr zwei Dutzend Gospels, Spirituals und Weihnachtslieder umfassendes Programm.
Chorleiter Samuel Sylvester Franklin erklärte die Regeln: Man solle klatschen „until your hands are rot“, mitsingen, bis man die Stimme verlöre. Die Trossinger Konzertbecke, sucher brauchten nur ein paar Stücke, um sich voll einzubringen. Sicher halfen dabei auch die MitmachSpiele: Franklin erklärte das Publikum zum Back-up-Chor bei „He’s Got The Whole World In His Hand“und unterteilte es in „rechte Seite, linke Seite“. Nach einer pro-forma Rücksprache mit den anderen „Juroren“erklärte Franklin breit grinsend „The winner is …. beide!“
Schwerer war die Entscheidung, als bei „Jingle bells“nach Geschlechtern aufgeteilt wurde. Die Männer, stark in der Unterzahl, schlugen sich wacker. Der dann wieder vereinte „Chor“musste den Weihnachts-Ohrwurm dann immer schneller singen.
Franklin, der den Abend über zwischen Schlagzeug und seinen Aufgaben als Dirigent, Vorsänger und versierter Motivationstrainer wechselte, gab sich als Trump-Gegner zu erkennen. Dafür erntete er in Trossingen Zuspruch.
Besonders kräftigen Beifall erhielten die Sopranistin Daphanie für ihr flehentliches „Kumbaya My Lord“und die hervorragende Altistin Cosmea aus Surinam für „Glory, Glory“. Als größtes Energiebündel erwies sich Lillian aus Chicago, die schließlich strumpfsockig vor der Bühne tanzte. Auch ältere Konzertbesucher vergaßen schmerzende Hüften, Knie oder Schultern und machten eifrig mit.
Neben der Spielfreude und den Instrumenten (Schlagzeug, E-Bass und Keyboard) hatten die vier Frauen und fünf Männer auch unterschiedliche Kleidung im TourneeGepäck: Im ersten, nur 45 Minuten währenden Konzertteil trugen sie einheitliche Kutten in Nachtblau und Schwarz mit silbernen Borten. Während der Pause tauschten sie diese durch kunterbunte Ethno-Kleidung aus.
„Das ist schon eine andere Stimmung als bei uns in der Kirche“, meinte eine Besucherin, und eine andere strahlte „Ja, und Gymnastik haben wir auch gehabt.“