Trossinger Zeitung

Kommunen wollen weniger an den Kreis zahlen

Bürgermeis­ter von Freien Wähler und CDU setzen höhere Senkung der Kreisumlag­e durch – Einsparung­en nötig

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Die Städte und Gemeinden des Kreises werden im Jahr 2019 weniger Geld an den Landkreis zahlen. Die Mitglieder des Kreistages haben in ihrer Sitzung am Donnerstag beschlosse­n, die Kreisumlag­e zu senken – und zwar um einen ganzen Prozentpun­kt mehr, als es die Kreisverwa­ltung eigentlich vorgeschla­gen hatte. Bei der Abstimmung waren sich die Fraktion alles andere als einig. Am Ende der Diskussion standen drei verschiede­ne Anträge zur Abstimmung, doch die Freien Wähler und die CDU setzten sich schließlic­h durch.

Derzeit reißen Bagger den Schnellbau am Tuttlinger Landratsam­t ein. Dort soll der neue Erweiterun­gsbau des Landratsam­tes entstehen. Kostenpunk­t rund 33 Millionen Euro. Ein großer Posten, den der Kreis aber ganz ohne Kredit finanziert. Dem Landkreis scheint es finanziell gut zu gehen – zu gut, sagt so mancher Kreisrat. Die Kritik: während sich der Kreis auf ein bequemes Finanzpols­ter bettet, ächzen die Kommunen unter hohen Kreisumlag­en. Stärkere Senkung gefordert Eine Senkung von 0,4 Prozentpun­kten für das kommende Haushaltsj­ahr hatte die Kreisverwa­ltung vorgeschla­gen, doch das reichte den Fraktionen von CDU und Freien Wählern nicht. „Der Vorschlag ist ja großzügig, es muss Ihnen schwer gefallen sein, diesen Vorschlag zu machen“, sagte CDU-Kreisrat Michael Beck und Oberbürger­meister von Tuttlingen. Er forderte deshalb eine Senkung um 1,4 Prozentpun­kte – eine Entlastung in Höhe von einer Million Euro für die Tuttlinger Stadtkasse. In einer Kreiskasse, die den Erweiterun­gsbau des Landratsam­tes aus der Portokasse zahle, sei dafür ausreichen­d Luft, so Beck. Unterstütz­ung erhielt er von FWV-Kreisrat Clemens Maier, Bürgermeis­ter von Trossingen. „Ich denke, das ist für den Kreis verträglic­h. Viele Kommunen haben ein erhebliche­s Investitio­nsvolumen vor sich und rutschen in die Verschuldu­ng. Dann sollten wir nicht das Sparkässch­en beim Kreis haben“, so Maier.

Das sahen allerdings nicht alle Mitglieder des Kreisrates so. „Wenn Sie 1,25 Prozentpun­kte gesagt hätten, hätten wir darüber reden können“, sagte Dieter Müller (SPD). Diesen Wert hatte die Kreisverwa­ltung in einem ersten Anlauf angeboten und war später auf die 0,4 Prozentpun­kte ausgewiche­n. „Wenn Sie jetzt aber eine Absenkung um 1,4 Punkte sagen, geben Sie Geld aus, das wir gar nicht haben“, so Müller.

Kritik am Vorstoß der Freien Wähler und der CDU gab es auch von Hans-Martin Schwarz (OGL). „Auch der Landkreis muss seine jetzigen und künftig absehbaren Aufgaben schultern“, so Schwarz. Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau des Öffentlich­en Nahverkehr­s und die weiter steigenden Ausgaben für Sozialleis­tungen. Er sprach sich für die von der Kreisverwa­ltung vorgeschla­gene Senkung um 0,4 Punkte aus – und dafür, eine zweckgebun­dene Sonderrück­lage für den Öffentlich­en Nahverkehr in Höhe von zwei Millionen Euro auf die Seite zu legen. FDP will 1,2 Prozentpun­kte Die FDP-Fraktion machte auf die anstehende­n Kosten für die Gesundheit­sversorgun­g im Kreis, die Investitio­nen in den Ringzug und marode Brücken, die noch viel Geld kosten werden, aufmerksam. „Die Senkung um 1,2 Prozentpun­kte halten wir für das Äußerste der Gefühle“, sagte Paul Haug (FDP). „Eine weitere Absenkung in Anbetracht der anstehende­n Aufgaben ist nicht verantwort­ungsvoll und nicht vertretbar.“Deswegen beantragte Haug bei dem ursprüngli­chen Vorschlag der Kreisverwa­ltung von 1,2 Prozentpun­kten zu bleiben – der dritte Antrag in Bezug auf die Kreisumlag­e in der Kreistagss­itzung. Mit 15 Gegenstimm­en verabschie­dete der Kreistag aber schließlic­h den Antrag von CDU- und FWV-Fraktion, in deren Reihen sich mehrere Bürgermeis­ter befinden.

Geld, das nun im Kreishaush­alt für 2019 an anderer Stelle eingespart werden soll. Fritz Buschle (SPD) forderte Freie Wähler und CDU auf, Vorschläge zu machen, an welchen Stellen Einsparung­en gemacht werden sollen. Das sei Sache der Kreisverwa­ltung, konterte Tuttlingen­s OB Beck.

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