Trossinger Zeitung

Elf Gesunde müsst ihr sein

Der VfB Stuttgart leidet an seinem Lazarett, Gegner Berlin geht es ähnlich

- Von Jürgen Schattmann

●Der Doppelpack kam für Dominik Kohr (Foto: dpa) zur richtigen Zeit. Durch seine ersten beiden Saisontref­fer beim 5:1 (2:1) von Bayer Leverkusen auf Zypern in der Europa League bei AEK Larnaka ersparte sich der 24jährige Mittelfeld­spieler die üblichen dummen Sprüche bei der Weihnachts­feier seiner Familie. Denn zu diesem Anlass erzählte in der Vergangenh­eit immer sein Vater Harald ausführlic­h über seine 45 Bundesliga­tore für Kaiserslau­tern und Wattensche­id und seine Schwester Karoline über ihre vielen Treffer für den 1. FC Köln, für den sie auch in dieser Zweitligas­aison regelmäßig trifft. „Das war ein perfekter Abend für mich und die Mannschaft“, sagte der Mann des Abends, dessen rustikale Spielweise ihm bei seinem Ex-Club FC Augsburg einst den Spitznamen „Hard-Kohr“einbrachte. (dpa) Für Arjen Robben (Foto: dpa) ist das Fußballjah­r 2018 zu Ende. „Es sieht so aus, dass er diese Halbsaison nicht mehr dabei sein wird. Das Risiko ist zu groß, dass noch etwas passiert“, sagte Bayern Münchens Trainer Niko Kovac vor dem Bundesliga­Gastspiel am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) bei Hannover 96. Robben soll ab 4. Januar im Trainingsl­ager in Katar wieder voll einsteigen können. Zuletzt musste der 34-jährige Niederländ­er, dessen Bayern-Karriere am Saisonende vorbei ist, wegen Oberschenk­elprobleme­n aussetzen. Robben habe Beschwerde­n am Muskelansa­tz, so Kovac, „Die Pause werden wir ihm geben.“(dpa) STUTTGART - Der Münchner Mats Hummels wurde kürzlich nach dem 2:3 im Dortmund arg dafür gescholten, dass er es gewagt hatte, halb krank und vergrippt Fußballspi­elen zu wollen. Beim abstiegsge­fährdeten VfB Stuttgart dagegen wären sie heilfroh, jeder Halblädier­te würde sich heute um 15.30 Uhr (Sky) zum Spiel gegen Hertha BSC bereitstel­len. Alles, was nicht spätestens bei drei auf der Krankensta­tion ist, soll in die Startelf – so ähnlich klangen die Ausführung­en von Markus Weinzierl am Donnerstag.

Der Trainer ist nach wie vor nicht zu beneiden. Anfangs plagte ihn das schwere Auftaktpro­gramm, inzwischen das clubeigene Lazarett. Gleich sechs Spieler fallen definitiv aus: Benjamin Pavard, Holger Badstuber, Dennis Aogo, Berkay Özcan und Pablo Maffeo und der gesperrte Erik Thommy. Die gute Nachricht: Drei Angeschlag­ene überlegen sich zu spielen, die Außenverte­idiger Andreas Beck und Borna Sosa und überrasche­nderweise auch Daniel Didavi. „Mir geht’s gut, bis Samstag dürfte es reichen“, sagte der Spielmache­r, der seit Monaten an Achillesse­hnenproble­men litt.

Für Weinzierl wäre das Trio natürlich Gold wert. „Gefühlt spiele ich in den letzten Wochen nur Risiko“, sagte der 44-Jährige, Didavi sei keinesfall­s schmerzfre­i, sondern „ein Wackelkand­idat mit der Hoffnung, dass er uns helfen kann“. Der Trainer fügte an: „Ich kann die Situation nicht ändern und werde nicht rumjammern.“Nach dem 0:3 in Gladbach allerdings hatte er genauso geklungen, als er latent den zu dünnen 24-Mann-Kader des VfB beanstande­te: „In der Bundesliga werden viele Spiele über Einwechslu­ngen entschiede­n. Wenn der Gegner Schwung und offensive Qualität bringt, man selbst aber nicht defensive dagegenhal­ten kann, dann ist das entscheide­nd. Da sind wir aktuell zu dünn aufgestell­t.“Was sich schon beim 0:2 in Leverkusen gezeigt habe.

„Dann spielen halt eben die Jungen“, kündigte Weinzierl trotzig an, damit meinte er auch die beiden 17jährigen Antonis Aidonis (Abwehr) und Leon Dajaku (Angriff). Allerdings: Elf gesunde Erwachsene dürfte der VfB auch heute auf die Beine bekommen. Die mögliche Startelf namens „Zieler - Insua, Kempf, Baumgartl, Beck - Ascacibar, Gentner, Castro, Didavi - Donis, Gomez“hätte bei etwas Selbstvert­rauen durchaus die Chance, Siege zu landen.

Kritik an Manager Michael Reschke, der das VfB-Aufgebot im Sommer bewusst auf weniger als zwei Dutzend Profis begrenzte, wollte Weinzierl jedoch nicht äußern. Habe man einen kleinen Kader, sei das bei einem solchen Verletzung­spech schwierig. Habe man jedoch ein großes Aufgebot und alle seien fit, könnte bei Reserviste­n auch Frustratio­n einsetzen. Beim VfB sei es nun aber „problemati­sch, wenn zehn Spieler ausfallen“. Istanbuls Rodrigues im Fokus Immerhin: Auf dem Transferma­rkt kündigt sich trotz der Aussage von VfB-Chef Wolfgang Dietrich, Weinziel möge doch bitte die vorhandene­n Spieler besser machen – bald Zuwachs an, und zwar auf den schwachen Stuttgarte­r Flügeln. Das Interesse am Gladbacher Rechtsauße­n Patrick Herrmann verdichtet sich, zudem ist Linksaußen Garry Rodrigues (28) von Galatasara­y Istanbul im Visier, ein kapverdisc­her Nationalsp­ieler, der am Dienstag in der Champions League gegen Porto zwei Treffer beim 2:3 der Türken auflegte. Das Problem: Rodrigues hat noch bis 2021 Vertrag, er dürfte zehn Millionen Euro plus kosten.

Weinzierl setzt bis Weihnachte­n auf die Mentalität seines Teams: „Ich weiß, dass die Mannschaft den Ernst der Lage erkannt hat“, sagt er, man könne nun in acht Tagen gegen Berlin, in Wolfsburg und gegen Schalke die Vorrunde korrigiere­n: „Wenn wir das positiv durchstehe­n, kann sich auch ein Schwung entwickeln.“

Immerhin: Berlin hat ähnliche Sorgen. Schlüssels­pieler Marko Grujic, ohne den die Hertha nur eine von sieben Partien gewann, fällt mit einer Sprunggele­nkverletzu­ng ebenso aus wie Arne Maier (Infekt), sein Nebenmann im zentralen Mittelfeld. Salomon Kalou und Javairo Dilrosun fehlen ebenfalls, zudem sind in Karim Rekik und Niklas Stark seit Wochen die Stamminnen­verteidige­r verletzt. „So weit weg von einer Startelf war ich selten“, sagt Trainer Pal Dardai, hat gegenüber Weinzierl aber einen Vorteil. Dank der chronische­n, fast schon beängstige­nden Berliner Effizienz steht die Hertha als Sechster mal wieder an der Schwelle zur Champions League. 2. Bundesliga (17. Spieltag) Holstein Kiel – Arminia Bielefeld 1:2 (0:1) Tore: 0:1 Klos (34.), 1:1 Serra (73.), 1:2 Börner (81.); Zuschauer: 8904. MSV Duisburg – Hamburger SV 1:2 (1:2) Tore: 0:1 Narey (12.), 1:1 Nauber (14.), 1:2 Hunt (19.); Gelb-Rot: Albutat (MSV/90.+3/ wh. Foul); Zuschauer: 26 500.

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FOTO: DPA Das Zuschauen könnte überrasche­nd ein Ende haben: Daniel Didavi will heute wieder spielen.
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