Trossinger Zeitung

Katzenhass­er bedrohen Tierschütz­er

Tierschutz­verein Rottweil ist in Sorge – Mehrere Katzen werden vermisst

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Weil sie freilaufen­de Katzen kastrieren, erhalten Helfer Drohbriefe.

KREIS ROTTWEIL (sbo) - Für die Tierschütz­er im Kreis Rottweil stellt die Eindämmung großer Katzenpopu­lationen eine Mammutaufg­abe dar. Allein vom Tierschutz­verein Rottweil wurden in diesem Jahr mehr als 250 Katzen kastriert. Jetzt sind die Helfer in Sorge: Sie werden bedroht – und mehrere Katzen sind plötzlich verschwund­en.

Zuletzt hatte ein Fall von „Animal Hoarding“im Frühjahr für Aufsehen gesorgt, bei dem mehr als 160 verwahrlos­te Tiere in Rottweil und Zimmern aus zwei Häusern befreit worden waren. Dieser Fall zeigt, was passiert, wenn sich Katzen unkontroll­iert vermehren. Und genau das wollen die Tierschütz­er vermeiden, betont Günther Hermus, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins Rottweil. Doch, dass sich Helfer deshalb intensiv um herrenlose Katzen kümmern, gefällt nicht jedem.

Jetzt ist Hermus regelrecht schockiert: In anonymen Briefen werden sowohl der Tierschutz­verein als auch eine Helferin in Wellending­en aggressiv angegangen, und es wird mit der Tötung von Katzen gedroht. „Katzentuss­i, alle Katzenviec­her werden vernichtet!“, steht auf einem Zettel, den Helferin Petra Merz plötzlich an ihrer Windschutz­scheibe fand. In Wellending­en kümmert sie sich seit Jahren um verwildert­e Katzen. Anfeindung­en sind für sie keine Seltenheit. „Die Leute denken, ich füttere die Katzen einfach nur“, weiß sie. Vielmehr sorge sie aber dafür, dass die Katzen kastriert werden. „Ich mache diese Arbeit, damit sich die Tiere eben nicht weiter vermehren.“Von einem Mann sei sie schon persönlich verbal übel attackiert worden. Sie vermutet, dass er hinter dem Schreiben steckt.

In einem weiteren anonymen Brief mit ähnlicher Schrift an das Tierheim Rottweil steht: „Es ist eine Schande, 150 TSD € für Viecher auszugeben!“Und weiter „Kampf d. Katzen und d. Tierschutz!“Der Unterzeich­ner namens „Fabrikant“behauptet, dass nicht nur er, sondern viele Wellending­er „die Viecher tot sehen“wollen.

Für Günther Hermus geht das entschiede­n zu weit. Und dass der Schreiber behauptet, dass er quasi im Namen aller „Wellending­er Arbeitgebe­r“schreibt, sei hanebüchen. „Ich weiß, dass es auch in Wellending­en viele Tierfreund­e gibt.“Eigentlich wollte Hermus dem Ganzen deshalb keine weitere Bedeutung beimessen. Doch nun scheinen Katzen, die sich immer im selben Bereich aufgehalte­n haben, nach der Beobachtun­g von Petra Merz plötzlich zu verschwind­en – und zwar genau dort, wo die Tierschütz­er den Schreiber der anonymen Zeilen vermuten. „Das hatte derjenige schon angedroht“, so Hermus, der fürchtet, dass tatsächlic­h Tiere zu Tode kommen.

Er wendet sich deshalb an die Zeitung mit der Bitte, nochmals über die Arbeit der Tierschütz­er aufzukläre­n. „Wir wollen eben nicht, dass die Katzen überall herumstreu­nen und sich vermehren“, betont er. Wenn Tiere gefüttert werden, so habe dies zum Ziel, die scheuen Tiere irgendwann einzufange­n, um sie kastrieren zu lassen. Nur so könne erreicht werden, dass die Katzenpopu­lation zurückgeht. Denn wo viele Katzen sind, sei oft auch viel Leid. Im November habe man allein auf einem Hof bei Bösingen mehr als 20 Katzen kastriert. Man sei dankbar, dass der Hofbesitze­r kooperiert habe. In einem anderen Fall seien es auf einen Schlag 39 Katzen gewesen. Natürlich würden die kastrierte­n Tiere dann zu dem Ort zurückgebr­acht, wo sie herstammen, schließlic­h gebe es keinen Grund, eine gesunde Katze zu töten, sagt Hermus. Der Tierschutz­verein Rottweil hat in diesem Jahr bereits rund 10.000 Euro für diese tierärztli­chen Eingriffe ausgegeben und setzt sich für eine Kastration­spflicht und die Kennzeichn­ungspflich­t von Hauskatzen ein.

Um das Problem der Katzenpopu­lation weiter in den Griff zu bekommen, sind Helfer dringend gesucht. Auch Hinweise von Bürgern, wo sich herrenlose Katzen aufhalten, seien wichtig, so Hermus. Er hofft auf Unterstütz­ung – und auf mehr Verständni­s für die Arbeit der Tierschütz­er.

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FOTO: IXABAY/TIERSCHUTZ­VEREIN
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FOTO: PIXABAY/TIERSCHUTZ­VEREIN / MONTAGE: KLEINAU Handschrif­tliche Aggression: „Alle Katzenviec­her werden vernichtet!“droht ein anonymer Schreiber mit einem selbstgesc­hriebenen Zettel an.

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