Bedrucktes Papier
Am Ende gab es Jubel in Kattowitz. Die Delegierten aus aller Welt waren glücklich, nach einem Verhandlungsmarathon endlich ein Ergebnis vorweisen zu können. Selten waren angesichts der weltpolitischen Lage die Chancen auf eine Einigung düsterer als bei dieser Klimakonferenz. Internationale Kooperation liegt ja eher nicht im Trend.
So ist es ein Erfolg der Konferenz, dass beim Klimaschutz künftig nicht mehr mit zweierlei Maß gemessen wird. Eine Tonne europäisches Kohlendioxid wird in Zukunft genauso behandelt wie eine chinesische. Auf dem Weg, die Erderwärmung zu begrenzen, ist dies zwar nur ein kleiner Schritt, aber für den Westen ein wichtiger. Denn viele Entwicklungsländer sind längst wirtschaftliche Konkurrenten geworden.
Will man die Klimakrise aber tatsächlich beheben, muss die Messlatte höher gelegt werden. Trotz all der Konferenzen steigen die globalen CO2-Emissionen weiter an. Und die Widerstände bleiben groß. Das zeigte sich in Kattowitz nur allzu deutlich: Polens Präsident beruhigte die schlesischen Kohlekumpel, ihr schwarzes Gold würde noch locker 200 Jahre reichen. Auch die US-Delegation machte Werbung für fossile Technologien. Und selbst aus Berlin kam Gegenwind. So richtete Wirtschaftsminister Peter Altmaier seiner Kabinettskollegin Svenja Schulze noch während der Verhandlungen aus, dass sie in Kattowitz versprechen könne, was sie wolle, entschieden werde ohnehin im Kabinett.
Es ist grotesk, dass sogar die Wirtschaft erkannt hat, welche ökonomischen Chancen die Transformation bietet, nicht aber der Wirtschaftsminister. Ihre Verbände hätten sich deswegen genauso wie Umweltschützer ambitioniertere Ergebnisse gewünscht, um sich alle Möglichkeiten zu wahren, gute Geschäfte mit dem Klimaschutz zu machen. Die Lust am schnöden Mammon wird am Ende mehr erreichen als all die dramatischen Appelle. Die Vereinbarungen von Kattowitz haben nur dann Bestand, wenn alle mitziehen: Regierungen, Länder, Kommunen, Industrie und Bürger. Ansonsten sind die Verträge nur bedrucktes Papier.