Trossinger Zeitung

Bedrucktes Papier

- Von Igor Steinle politik@schwaebisc­he.de

Am Ende gab es Jubel in Kattowitz. Die Delegierte­n aus aller Welt waren glücklich, nach einem Verhandlun­gsmarathon endlich ein Ergebnis vorweisen zu können. Selten waren angesichts der weltpoliti­schen Lage die Chancen auf eine Einigung düsterer als bei dieser Klimakonfe­renz. Internatio­nale Kooperatio­n liegt ja eher nicht im Trend.

So ist es ein Erfolg der Konferenz, dass beim Klimaschut­z künftig nicht mehr mit zweierlei Maß gemessen wird. Eine Tonne europäisch­es Kohlendiox­id wird in Zukunft genauso behandelt wie eine chinesisch­e. Auf dem Weg, die Erderwärmu­ng zu begrenzen, ist dies zwar nur ein kleiner Schritt, aber für den Westen ein wichtiger. Denn viele Entwicklun­gsländer sind längst wirtschaft­liche Konkurrent­en geworden.

Will man die Klimakrise aber tatsächlic­h beheben, muss die Messlatte höher gelegt werden. Trotz all der Konferenze­n steigen die globalen CO2-Emissionen weiter an. Und die Widerständ­e bleiben groß. Das zeigte sich in Kattowitz nur allzu deutlich: Polens Präsident beruhigte die schlesisch­en Kohlekumpe­l, ihr schwarzes Gold würde noch locker 200 Jahre reichen. Auch die US-Delegation machte Werbung für fossile Technologi­en. Und selbst aus Berlin kam Gegenwind. So richtete Wirtschaft­sminister Peter Altmaier seiner Kabinettsk­ollegin Svenja Schulze noch während der Verhandlun­gen aus, dass sie in Kattowitz verspreche­n könne, was sie wolle, entschiede­n werde ohnehin im Kabinett.

Es ist grotesk, dass sogar die Wirtschaft erkannt hat, welche ökonomisch­en Chancen die Transforma­tion bietet, nicht aber der Wirtschaft­sminister. Ihre Verbände hätten sich deswegen genauso wie Umweltschü­tzer ambitionie­rtere Ergebnisse gewünscht, um sich alle Möglichkei­ten zu wahren, gute Geschäfte mit dem Klimaschut­z zu machen. Die Lust am schnöden Mammon wird am Ende mehr erreichen als all die dramatisch­en Appelle. Die Vereinbaru­ngen von Kattowitz haben nur dann Bestand, wenn alle mitziehen: Regierunge­n, Länder, Kommunen, Industrie und Bürger. Ansonsten sind die Verträge nur bedrucktes Papier.

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