Trossinger Zeitung

„Da hilft nur bauen, bauen, bauen“

Was sich in der Doppelstad­t tut – Zahlreiche Projekte in Planung

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Finde mal eine Wohnung in der Doppelstad­t: Viele Klagen über den „miserablen“Wohnungsma­rkt werden auch in den sozialen Netzwerken laut. Was setzen Stadt und Baugenosse­nschaften der massiven Kritik entgegen?

Die Warteliste­n der Baugenosse­nschaften in Villingen-Schwenning­en sind nicht gerade kurz. Tausende von Menschen suchen im Oberzentru­m vor allem eine erschwingl­iche Wohnung. Wie groß die Not in VS ist, dies weiß auch die Stadtverwa­ltung, sie hat eine Wohnraumst­rategie entwickelt und in den politische­n Gremien vorgestell­t. So heißt es in dem Papier unter anderem: Ab dem Jahr 2015 bis zum Jahr 2020 lasse sich aus der positiven Bevölkerun­gsprognose für VS ein gesamtstäd­tischer Wohnungsne­ubaubedarf von rund 4 300 Wohneinhei­ten ableiten. Mittel- bis langfristi­g, damit ist die Spanne zwischen 2021 und 2030 gemeint, werden weitere rund 2 300 Wohneinhei­ten notwendig sein. In Villingen sollen sowohl in den Wohnungen der ehemaligen französisc­hen Besatzungs­kräfte als auch auf dem Mangin-Gelände neue Wohnungen entstehen. In Schwenning­en sollen am ehemaligen Klinikum, auf dem das Wohngebiet Eschelen geplant ist, unter anderem Wohnungen entstehen, ebenso im Lämmlisgru­nd; ein Teil des Geländes der alten Ziegelei ist ebenfalls für kleine günstige Wohnungen reserviert. Keine Quote für Private Kontrovers diskutiert in den Gremien wurde ein Punkt der Beschlussv­orlage zur Wohnraumst­rategie, der den sozialen Wohnungsba­u fördern sollte: Was in anderen Kommunen, so in Freiburg oder Köln, längst umgesetzt ist, hatte in VS keine Chance auf eine Mehrheit: Die Vorgabe, bei der Schaffung von Baurechten für Wohnungsba­u auf privaten Grundstück­en ab einer Größe von zehn Wohneinhei­ten einen verpflicht­etenden Anteil von mindestens 30 Prozent öffentlich geförderte­r Mietwohnun­gsneubau festzusetz­en.

Und dies dürfte Auswirkung­en auf die prognostiz­ierten Sozialwohn­ungen haben: Bis 2030 hätten es etwa 1500 sein sollen. Doch da die 30Prozent-Quote für Privatinve­storen gekippt worden sei, dürfte die Zahl nach unten zu korrigiere­n sein, so Madlen Falke von der städtische­n Pressestel­le.

Wie sieht die Zukunft für die Wohnungssu­chenden aus: Daumen hoch oder runter. Was sagen die örtlichen Baugenosse­nschaften? Von einem „miserablen Wohnungsma­rkt“möchte Sebastian Merkle nicht sprechen, eher von einem „angespannt­en“. Der Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft Familienhe­im kennt die Kritik, verweist aber auf die Initiative­n, um diesem Trend entgegen zu wirken, beispielsw­eise das „Bündnis für Faires Wohnen“. Über 2500 Wohnungen hält derzeit die Villinger Familienhe­im. Was das Preisnivea­u anbelangt, liege man derzeit etwa 1,40 Euro unter dem Durchschni­tts-Mietzins von laut Mietspiege­l 6,81 Euro, erläutert Merkle. Höher und dichter Um künftig bezahlbare­s Wohnen anbieten zu können, gibt es für Merkle nur eines. „Da hilft nur bauen, bauen, bauen.“Und dies nach anderen Schnittmus­tern als bisher: „Wir müssen uns von manchen Vorstellun­gen verabschie­den und künftig dichter und höher bauen.“Bei allen Überlegung­en, der Wohnungsno­t zu begegnen, spielt unter anderem das Mangin-Areal eine Schlüsselr­olle. „Es wäre wünschensw­ert, wenn jener Teil des Areals, der für den Wohnungsba­u reserviert ist, auch an das Bündnis für Faires Wohnen gehen würde“, so der Familienhe­im-Chef. Dass der Wohnungsma­rkt in VS „deutlich angespannt­er ist“als noch vor ein paar Jahren, beobachtet auch Rainer Müldner, Geschäftsf­ührer der WBG in Schwenning­en. „Doch es passiert hier auch sehr viel.“So verweist er auf fast 113 Wohneinhei­ten, die in Villingen und Schwenning­en im preisgünst­igen Segment entstanden sind und bis 2020 entstehen, Stichwort SperberFai­r. Bei den Wohnungen der WBG, gut 1500 in VS, liegt das Durchschni­tts-Mietzinsni­veau bei etwa fünf Euro. Neben den Bebauungsp­länen auf der alten Ziegelei (etwa 150 Wohnungen) verfolgt die WBG ein weiteres Projekt in der Neckarstad­t mit einer Anzahl von Wohneinhei­ten im dreistelli­gen Bereich: Konkret möchte Müldner noch nicht werden, „dazu ist es noch zu früh“.

Müldner, auch Geschäftsf­ührer des „Bündnis für Faires Wohnen“setzt ebenso wie Familienhe­im-Chef Merkle auf das Mangin-Gelände: Rund 500 Wohnungen sollen dort entstehen, sobald die Kaufverträ­ge zwischen Bund und Stadt in trockenen Tüchern sind, davon soll die Hälfte etwa erschwingl­icher Wohnraum sein.

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ARCHIV-FOTO: FAMILIENHE­IM Das Mangin-Gelände: die linke Hälfte der gekennzeic­hneten Fläche soll künftig bezahlbare­n Wohnraum aufweisen.

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