„Nachbarschaft näher zueinander bringen“
Aldinger begegnen sich bei lebendigem Adventskalender
ALDINGEN - Als das Türchen an diesem Abend geöffnet wird, geht ein verwundertes Raunen durch die rund 25 Gäste – festlich geschmückt steht da ein Sessel, mit Leselampe und gedecktem Kaffeetisch. Karin Korb vom Seniorenzentrum Im Brühl bittet die Besucher den Sessel auszuprobieren, denn dieser Tag des lebendigen Adventskalenders in Aldingen steht ganz im Sinne der Auszeit.
Unter der Leitung von Ina Wolfsberger haben die evangelische und katholische Gemeinde zum dritten Mal Privatpersonen und Einrichtungen in Aldingen dazu aufgerufen, am lebendigen Adventskalender teilzunehmen. Umrahmt von einer kleinen Veranstaltung öffnet sich an mehreren Tagen im Dezember irgendwo in Aldingen ein Fenster. Wie dies im speziellen aussieht, ist den Veranstaltern überlassen – kleine Theaterstücke, Gesangseinlagen oder ein Lagerfeuer, alles ist möglich. „Wir haben dieses Jahr etwas weniger Teilnehmer als in den vergangenen Jahren“, sagt Wolfsberger. Trotzdem stoße das Projekt immer noch auf große Zustimmung. „Wir haben schon wieder Anmeldungen für nächstes Jahr.“
Neben der Türöffnung im Seniorenzentrum fanden dieses Jahr Veranstaltungen im katholischen Gemeindehaus, beim Kraftsportverein, bei Helga Wittlage, Familie Kahsay, Familie Bruno und Königliebens sowie Familie Bücher statt. Am Donnerstag, 20. Dezember, folgt Familie Springer Im Brühl 15 und Familie Bohner in der Schuraer-Str. 43 am Samstag, 22. Dezember. Jeder ist eingeladen, Wolfsberger will dabei vor allem eingesessene Aldinger und Zugezogene zusammen bringen: „Aldingen hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert, wir wollen durch den lebendigen Adventskalender auch die Nachbarschaft näher zueinander bringen.“ Den Sinn des Fests wiederbeleben Das Seniorenzentrum war bei der Aktion bisher jedes Jahr dabei. „Unsere Grundidee in diesem Jahr: wir wollen die Menschen dazu auffordern, sich Zeit zu nehmen“, sagt Korb. Die Idee des lebendigen Adventskalenders findet sie toll. Jeden Tag etwas anderes erleben, inne halten und mit den Gedanken zum wesentlichen kommen, so beschreibt Korb das Besondere an dieser Aktion.
„Der lebendige Adventskalender gibt die Möglichkeit, gemeinsam die Weihnachtszeit zu erleben, und darum geht es ja bei dem Fest“, sagt Korb. In ihren Augen geht dieser Sinn des Weihnachtsfests durch den Fokus auf den Konsum verloren. „Die Zeit füreinander wird weniger, dabei ist das das wertvollste, was wir haben.“Sie wolle klar machen, dass es wichtig ist, auch mal durchzuatmen und sich Zeit zu nehmen. So simpel sich das anhöre, es passiere viel zu selten. Ob Rentner oder Kleinkind, im Seniorenzentrum erlebten die Gäste aller Altersgruppen neben der Türöffnung zwei Musikeinlagen von Henri Heinemann, Felix und Julia Kopp sowie eine Kurzgeschichte, gelesen von Monika Kopp. Am Ende gab es Punsch und Hefezopf. Jeder Besucher durfte sich „15 Minuten in der Box“mitnehmen – darin eine Kerze, Schokolade und eine Kurzanleitung zum Entspannen. Advent mit allen Sinnen erleben Elke Lachenmaier und Christina Auber leben in Aldingen und versuchen jedes Jahr im Advent, bei so vielen Veranstaltungen wie möglich dabei zu sein. „Hier kann man den Advent mit allen Sinnen erleben“, sagt Lachenmeier, die vor allem die Begegnungen schätzt. „Der Advent ist stressig, und man vergisst oft die Menschen, dabei sind die ja am wichtigsten.“Christina Auber findet es toll, dass die Aldinger durch den Adventskalender an kalten, dunklen Abenden herausgelockt werden: „Viele Familien sind beteiligt. Mein Favorit war die Veranstaltung von Familie Link vergangenes Jahr – dort gab es Schafe, ein großes Lagerfeuer, und die Weihnachtsgeschichte wurde auf schwäbisch aufgeführt.“Auber selbst hat auch schon eine Türöffnung veranstaltet. Das Thema damals: Auch wenn man sich klein und unbedeutend fühlt – jeder ist wertvoll. Video bei www.schwaebische.de/aldingen-adventskalender