Mohnblüten helfen bei Schlafstörungen
Serie „Heilsame Natur“: Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt Gesundheitstipps
SPAICHINGEN - Der Spaichinger Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt unseren Lesern regelmäßig Tipps für ihr Wohlbefinden. Heute: der Mohn.
Der Mohn ist bei uns auch unter den Namen Gartenmohn, Bastelmohn oder Blaumohn bekannt. Die Heimat des Schlafmohns liegt zwar in Asien und in den Mittelmeerländern. Trotzdem findet man ihn vereinzelt auf offenen Flächen, in der Nähe von Anbauflächen. Die bei uns kultivierten Sorten Graumohn oder Weißmohn werden zur Ölerzeugung oder für den Verbrauch in Backwaren angebaut.
Die Inhaltsstoffe sind unter anderem rund 100 Alkaloide, Morphin, Codein, Noscapin, Papaverin sowie Enzyme. Diese Stoffe können nützlich und medizinisch wertvoll angewendet werden, aber – jedes Ding hat zwei Gesichter – was man bei dieser Pflanze am deutlichsten sieht.
Der Schlafmohn ist seit Jahrhunderten als wichtiges, schmerzlinderndes Mittel bekannt. Er enthält die wichtigsten narkotisierenden Stoffe, die das Pflanzenreich besitzt. Wenn man die unreife grüne Samenkapsel des Mohns anritzt, tritt ein Milchsaft aus. Getrocknet wird dieser Saft zu einer elastischen Masse dem Opium. Aus diesem Roh-Opium kann Morphium hergestellt werden und daraus wiederum Heroin. Dass der Schlafmohn mit den aus ihm gewonnenen Stoffen zum gefährlichen Suchtmittel mutierte, hat dazu geführt, dass der Anbau in Deutschland genehmigungspflichtig wurde.
Der Mohn begleitet den Menschen seit mehr als 4000 Jahren, und nicht immer stand die Suchtkomponente im Vordergrund. Die Mohnsamen haben großen Nährwert und das daraus gepresste Öl ist mit seinem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren so ziemlich das Gesündeste, was man dem Körper vorsetzen kann. Als man von einer modernen Narkoseanwendung nur träumen konnte, war Milchsaft des Mohns der rettende Engel. Er war oft das einzige Betäubungsmittel bei Operationen oder Verletzungen.
Paracelsus war einer der ersten Ärzte, die Opium verwendeten, und bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es weder Verbote noch Vorschriften für den Gebrauch. Als Beruhigungsmittel „Laudanum“dürfte es vielen Damen und Herren der guten Gesellschaft so manchen rauschähnlichen Schlaf beschert haben.
Der Naturwissenschaftler Dioskurides beschrieb im ersten Jahrhundert n. Chr. die Gewinnung von RohOpium. Sie hat sich bis heute nicht geändert. Er schreibt weiter: „Der dunkle Saft trocknet schnell ein und wird im Mörser geknetet“. Roh-Opium kann in Alkohol ausgezogen und mit Zucker vermischt zu einer Tinktur verarbeitet werden, welche zur Herstellung von anregenden Liebestränken verwendet werden kann.
Als Aphrodisiakum ist der Mohn seit unendlich langer Zeit in Gebrauch. Die Aufzeichnungen der berühmten Ärzte seit dem Altertum haben sich immer auch mit dieser Seite des Menschen beschäftigt, und gerade aus dem Orient, Indien und China ist Erstaunliches überliefert. Nicht einmal die europäische Inquisition konnte ein Verbot des Opium-Konsums durchsetzen. Es war einfach zu verbreitet. Eine Suchtwirkung wurde nicht vermutet.
Erst als man Narkosemittel synthetisch herstellen konnte und einzelne Stoffe herausfilterte, wurde das Verbot wichtig. Morphium macht süchtig, beim Roh-Opium ist dies fraglich. Im 20. Jahrhundert wurde Suchtmittel- und Drogenkonsum ein Thema, welches uns bis heute beschäftigt. Mohn gehört trotz, oder gerade wegen seiner bemerkenswerten Inhaltsstoffe zu den wichtigsten Medizinalpflanzen der Menschheit.
Das blassgelbe, fette Öl der Mohnsamen eignet sich für den Verzehr, allerdings nur kalt – es darf nicht erhitzt werden. Es ist vor allem Menschen mit hohem Cholesterinspiegel anzuraten. In der Industrie wird es für die Seifenerzeugung und FirnisHerstellung benötigt.
Der harmlose Bruder, der Klatschmohn, erfreut sich an unbearbeiteten Böden, die grasfrei sind. Der Klatschmohn hat mit dem Schlafmohn nicht viel gemein, liefert aber auch traumgebende Alkaloide, jedoch keine Opium-Alkaloide. Deshalb verwendete man ihn früher als Heilmittel bei kleinen Kindern und älteren Menschen. Er fand auch als Hustenmittel Verwendung. Der Tee aus getrockneten Blüten hilft bei Schlafstörungen: Dafür einen Esslöffel Blütenblätter mit 150 Milliliter kochendem Wasser überbrühen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und (mit Honig gesüßt) trinken.