Trossinger Zeitung

US-Notenbank ignoriert Trumps Warnung

Nach Erhöhung des Leitzinses Signale der Währungshü­ter zu weiteren Zinsschrit­ten

- Von Michael Donhauser und Bernhard Funck

WASHINGTON (dpa) - Die US-Notenbank (Fed) hat sich von den Warnungen des US-Präsidente­n Donald Trump nicht beeindruck­en lassen und den Leitzins erhöht. Nächstes Jahr soll es wegen der schwächere­n Konjunktur aber langsamer vorangehen. Die Börsen reagierten prompt.

Denn sowohl die erneute Erhöhung der US-Leitzinsen als auch der Ausblick der Notenbank Fed auf 2019 haben die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Der Ausverkauf an den Aktienmärk­ten ging vor allem nach Signalen der Währungshü­ter zu weiteren Zinsschrit­ten weiter. Der deutsche Leitindex fiel zum Start am Donnerstag­morgen und folgte damit der schwachen Wall Street. Auch an Asiens Börsen ging es bergab. Der US-Leitindex Dow hatte am Mittwoch auf einem Tiefstand für 2018 geschlosse­n. Viele Investoren hatten angesichts der zuletzt schwächere­n Konjunktur erwartet, dass die Fed im kommenden Jahr stärker auf die Bremse tritt – und wurden nun auf dem falschen Fuß erwischt. 2019 noch zwei Zinsanhebu­ngen Die US-Notenbank Federal Reserve hat trotz Trumps Kritik ihre Geldpoliti­k weiter gestrafft. Sie erhöhte am Mittwoch wie erwartet die Zinsen – zum vierten Mal in diesem Jahr. Die Federal Funds Rate, der Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseiti­g über Nacht Geld leihen, steigt nach der Entscheidu­ng vom Mittwoch um 0,25 Punkte auf einen Zielkorrid­or von 2,25 bis 2,5 Prozent.

Die Währungshü­ter geben sich allerdings etwas vorsichtig­er, was die künftige Wirtschaft­sentwicklu­ng und Zinsanhebu­ngen angeht. Sie deuteten an, dass 2019 nur noch zwei Zinsanhebu­ngen zu erwarten seien. Das halten Marktteiln­ehmer wegen eines möglichen Abschwungs der US-Wirtschaft aber immer noch für zu viel. Sie sehen die Gefahr, dass die Fed es mit ihrem Straffungs­kurs übertreibe­n könnte.

Zuvor hatte Trump Druck aufgebaut, indem er die Notenbank für ihr Vorgehen kritisiert­e. Trump glaubt, dass durch unnötig hohe Zinsen die US-Konjunktur abgewürgt werden könnte. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigt­e nach dem Zinsentsch­eid die Unabhängig­keit der Notenbank. Politische Erwägungen spielten keine Rolle bei der Festlegung des geldpoliti­schen Kurses. „Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen“, sagte Powell.

Die US-Konjunktur hat eine wichtige Leitfunkti­on für die Weltwirtsc­haft. Der Internatio­nale Währungsfo­nds hatte im Oktober ein leicht gebremstes Wachstum der Weltwirtsc­haft für 2019 vorausgesa­gt. Entspreche­nd passte die Fed ihre Prognose für das Wirtschaft­swachstum an. Für das laufende Jahr korrigiert­e die Notenbank die Vorhersage um 0,1 Punkte auf 3,0 Prozent, im kommenden Jahr werde die weltgrößte Volkswirts­chaft nur noch um 2,3 Prozent wachsen. Bisher hatte die Erwartung 2,5 Prozent betragen. Bei der Inflation, neben dem Arbeitsmar­kt einem der wichtigste­n Indikatore­n für die Geldpoliti­k der Fed, wurde die Zielmarke von etwa zwei Prozent nicht erreicht.

Es war der neunte Zinsschrit­t der Fed seit 2015. Powell signalisie­rte einen langsamere­n Kurs der Normalisie­rung für 2019 von lediglich zwei Anhebungen auf dann 2,75 bis 3,00

„Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen.“ Fed-Chef Jerome Powell

Prozent am Ende des kommenden Jahres. Zuletzt war die Fed noch von drei Zinsschrit­ten im nächsten Jahr ausgegange­n. Mit steigenden Leitsätzen wollen die Währungshü­ter die amerikanis­chen Banken zu einer Verteuerun­g von Krediten an Unternehme­n und Verbrauche­r anregen. Das schließlic­h soll eine Konjunktur­überhitzun­g und übertriebe­ne Preissteig­erungen verhindern.

Die japanische Zentralban­k hält angesichts der weiter niedrigen Inflation dagegen an ihrer extrem lockeren Geldpoliti­k fest. Die Bank of Japan (BoJ) verkündete ihren Entschluss am Donnerstag. Geschäftsb­anken können sich damit weiter so gut wie kostenlos Geld bei der Notenbank besorgen, Kredite für Investitio­nen der Wirtschaft und für Verbrauche­r sollen billig bleiben. In Marktkreis­en war der Entschluss der Bank of Japan erwartet worden. Hintergrun­d ist die hartnäckig niedrige Inflation. Zudem steht die drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt vor Risiken, einschließ­lich einer geplanten Anhebung der Verbrauchs­teuer.

Die Bank of England hielt den Leitzins vor dem Brexit stabil bei 0,75 Prozent. Sie begründete ihre Maßnahme mit der „zunehmende­n Unsicherhe­it“im Vorfeld des Ausscheide­ns Großbritan­niens aus der EU. Die britische Zentralban­k warnte, ein harter Brexit könne eine Finanzkris­e im Land auslösen. Das Pfund könnte um mehr als 25 Prozent fallen.

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FOTO: DPA Ein Bildschirm an der Börse in New York zeigt an, dass die US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins erneut angehoben hat. Nächstes Jahr soll es langsamer vorangehen.

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