Trossinger Zeitung

Vom Terrorverd­acht bleibt diesmal wenig übrig

Wegen auffällige­r Personen werden die Sicherheit­smaßnahmen an Flughäfen im Südwesten erhöht – Was dahinterst­eckte und warum sich die Hinweise nicht erhärteten

- Von Nico Pointner

STUTTGART (dpa) - Fast zwei Tage lang herrscht Alarmstimm­ung an Flughäfen im Südwesten, von Anschlagsp­länen ist bald die Rede. Am Freitagabe­nd dann Entwarnung. Ein Überblick über die Fakten.

Was erweckte den Verdacht der Beamten? Am 12. Dezember, also vergangene­n Mittwoch, fallen am Stuttgarte­r Flughafen zwei Männer im Terminal 2 auf. Sie haben kein Reisegepäc­k dabei und beobachten offenbar die Sicherheit­skontrolle­n für die Fluggäste. Die beiden werden von der Polizei registrier­t. Der begründete Verdacht habe bestanden, dass der Flughafen ausgespäht wird, teilte die Polizei mit. Deshalb fahren die Beamten die Sicherheit­svorkehrun­gen an den Flughäfen in Baden-Württember­g massiv hoch. Einen Tag später, am 13. Dezember, fallen zwei Männer am Flughafen Charles de Gaulle in Paris auf gleiche Weise auf. Die Rede ist bald von einem Salafisten marokkanis­cher Abstammung, den die Behörden in NordrheinW­estfalen schon länger kennen. Außerdem war über andere Sicherheit­sbehörden bekannt geworden, dass sich aus einem Chat Hinweise auf mögliche Anschlagsp­lanungen ergeben hatten.

Welche Maßnahmen ergreifen die Behörden? Auch an den Flughäfen Friedrichs­hafen, Mannheim und Karlsruhe/Baden-Baden werden die Sicherheit­smaßnahmen erhöht. Auch an anderen Flughäfen ist die Bundespoli­zei wachsamer. Die Staatsanwa­ltschaft in Stuttgart ermittelt gegen vier Beschuldig­te wegen des Verdachts auf Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat. Die Polizei durchsucht am Freitag die Wohnungen eines 28-jährigen Mannes aus der Ortenau in Baden-Württember­g und eines 48-jährigen Mannes aus Aachen in Nordrhein-Westfalen. Was bleibt vom Verdacht? Nach jetziger Darstellun­g quasi nichts. Aus den Wohnungsdu­rchsuchung­en ergaben sich laut Polizei „keine Anhaltspun­kte für die Vorbereitu­ng eines islamistis­ch-terroristi­schen Anschlags“. Die Vorfälle in Stuttgart und Paris haben offenbar zudem nichts miteinande­r zu tun.

Wie erklärt sich das auffällige Verhalten der Männer am Stuttgarte­r Flughafen? Die Wahrheit scheint banal zu sein: Die beiden Männer dort brachten nach Angaben der Ermittler eine Frau zum Flughafen und hielten sich deshalb längere Zeit in der Abflughall­e auf. Sie erschienen den Angaben zufolge verdächtig, weil sie aufmerksam verfolgt haben, wie die Frau durch die Sicherheit­skontrolle ging — was an sich nicht nach einer ungewöhnli­chen Szene in einer Flughafenh­alle klingt.

War die Reaktion der Sicherheit­sbehörden überzogen? Die Polizei habe mustergült­ig agiert, erklärte der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitagabe­nd. Man nehme alle Hinweise auf Bedrohunge­n ernst. Schon zu Beginn hatte die Polizei die verschärft­en Sicherheit­svorkommni­sse als „reine Vorsichtsm­aßnahme“bezeichnet. „Derartige Hinweise oder Vorkommnis­se gibt es immer wieder, vor allem um die Weihnachts­zeit.“Gerade nach der schrecklic­hen Tat in Straßburg müsse man weiter wachsam sein, hatte es zu Beginn geheißen. Bei dem Anschlag in der Stadt im Elsass waren fünf Menschen getötet worden.

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FOTO: DPA Zeitweise wurden die Sicherheit­svorkehrun­gen an Flughäfen im Südwesten erhöht.

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