„Es muss mit dem Leben zu tun haben“
Pfarrer Thomas Schmollinger und Vikarin Britta Mann über ihre Weihnachtspredigten
TROSSINGEN - An Heilgabend zu den Gottesdienstbesuchern zu predigen, ist für die meisten Pfarrer etwas ganz besonderes. Die evangelische Vikarin Britta Mann und der katholische Pfarrer Thomas Schmollinger erzählen, welche Themen sie anprechen werden - und warum ein Manuskript nicht immer nötig ist.
Britta Mann hält zum ersten Mal überhaupt die Predigt an Heiligabend. „Ein bisschen aufgeregt bin ich natürlich schon“, verrät sie, „es sind so viele Leute, so viele Familien da. Man hofft, dass alles, was man den Menschen sagen will, ankommt.“Vor allem aber freue sie sich darauf. „Es ist toll, dass ich das machen darf.“
Während es für die junge Vikarin die erste Predigt ist, die sie an Heiligabend hält, hat Thomas Schmollinger schon in vielen Christmetten zu den Gottesdienstbesuchern gesprochen. Trotzdem ist und bleibt der Gottesdienst an Heilgabend etwas Besonderes für ihn. „Weihnachten mag jedes Jahr sein, aber es zieht uns immer in den Bann. Weil wir spüren, dass etwas da ist, das größer ist als wir.“
In beiden Kirchen ist für die Lesung ein Text aus dem Alten Testament vorgegeben: Jesaja 9 umfasst die Worte einer alten Verheißung des Propheten Jesaja. Pfarrer predigt gerne frei „Jesaja wirkte um 700 v. Chr.“, sagt Britta Mann, „aber auch heute noch passt der Text in unsere Welt. Er behandelt Finsternis, Krieg und Gewalt, und inmitten von all dem die Sehnsucht nach Frieden.“Genau das werde an Weihnachten auch gefeier: Der Wunsch nach Frieden und der Hoffnungsschimmer, den das neu geborene Jesuskind verkörpere. Bei einem Text wie Jesaja 9 ließe es sich nicht ausblenden, in der Predigt auch aktuelle weltpolitsche Themen aufzugreifen, so Mann. „Aber es soll auch um die Menschen vor Ort gehen.“
Worüber er exakt predigen wird, kann Schmollinger vorab gar nicht so genau sagen. „Für mich entwickeln sich Dinge. Ich predige gerne frei und lasse mich nicht an Worte binden“, meint er. Zwar gebe es Zeiten, da brauche er ein Manuskript, doch viel öfter lässt er sich von Stimmung und Eindrücken vor Ort leiten.
Fest stehe, dass die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas eingebunden wird - wie in jedem Jahr. Damit verbunden werde er wohl auch die aktuelle Flüchtlingsthematik ansprechen - Menschen, die abgewiesen wurden, wie auch Maria und Josef an Bethlehems Herbergen: „Man muss das, was gewesen ist, wieder mit uns heute in Verbindung bringen.“
Vor allem aber lässt er sich gerne von den Menschen inspirieren, die in der Kirche vor ihm sitzen, oder auch den Begegnungen, die er unter dem Jahr hatte, und alten Erinnerungen. „Ich versuche, aus dem Leben der Menschen zu predigen, denn dann erreiche ich sie“, sagt er. „Der Glaube darf nicht so theologisch sein, sondern muss mit dem Leben zu tun haben, sonst fühlen sich die Menschen wie im falschen Film.“
Gerade an Weihnachten kämen schließlich viele Leute in die Kirche, die unter dem Jahr keine Gottesdienste besuchen. „Die Predigt hat an Weihnachten gar keinen so hohen Stellenwert“, sagt Schmollinger. „Die Menschen kommen in die Kirche, weil es sie hinzieht. “ In der evangelischen Martin-Luther-Kirche findet die Christvesper zweimal statt, um 15.30 Uhr und 17.30 Uhr. In der katholischen Kirche St. Theresia ist die Christmette um 22 Uhr.