Ein Heim für Kinder in Sarajevo
Helfen macht Freude: Katholische Kirche bittet um Spenden für Kinderheim in Bosnien
TUTTLINGEN - Sie kümmern sich um Kinder, denen es in ihren Familien nicht gut geht und übernehmen Aufgaben, die der bosnische Staat nicht leisten kann. Die Ordensschwestern, die das Kinderheim Egipat betreuen, helfen da, wo es am nötigsten ist – doch das geht nur mit finanzieller Unterstützung.
36 Kinder haben im Kinderheim Egipat in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, ein Zuhause gefunden. Jungen und Mädchen, vom Kleinkind bis zum 18. Lebensjahr, sind zusammen in Wohngruppen untergebracht. Waisenkinder werden im Egipat ganz aufgenommen, zeitweilig die Kinder, deren Familien aus verschiedenen Gründen in akute Notlagen geraten sind. Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien betreuen die Schwestern in der Tagespflege. Nicht nur Materielles zählt Doch dabei geht es nicht nur um materielle Unterstützung. Hier sollen sie vor allem die Geborgenheit und Sicherheit erfahren, die ihnen in ihrer Familie verwehrt bleibt. Fünf Schwestern betreuen die Kinder. Die älteren Kinder gehen in eine nahegelegene katholische Schule. In der Erziehung legen die Schwestern auch Wert auf die Vermittlung des christlichen Glaubens und ermöglichen den Jugendlichen, ein Musikinstrument zu erlernen.
Vielen Familien im Land geht es nicht gut. Der Bürgerkrieg in den 90er-Jahren hat tiefe Spuren hinterlassen, viele Menschen leiden unter Armut. Kriegstraumata und Alkoholismus sind keine Seltenheit. Nicht zuletzt leiden darunter auch die Kinder. „Die Kinder sind verwahrlost und würden in Deutschland vom Jugendamt aus den Familien geholt“, sagt Matthias Koschar, katholischer Dekan in Tuttlingen.
Aufgaben, die der bosnische Staat nicht in der Lage sei, zu erfüllen. Eine funktionierende Wohlfahrtspflege gibt es im Land nicht. Regelmäßig finden dort auch Gesprächstreffen für Familien statt, die sehr unter dem Krieg gelitten haben. Ganz praktische Hilfe für Familien wie Nahrungsmittel, Schulmaterial oder Kleidung wird ebenfalls von den Schwestern organisiert – Dinge, die der bosnische Staat nicht leisten kann. Vielfältige Kontakte nach Sarajevo Deshalb unterstützt die Katholische Kirche in Tuttlingen mehrere Projekte im Land. Darunter auch das Kinderheim Egipat. Dabei hilft auch in diesem Jahr wieder die Spendenaktion unserer Zeitung „Helfen macht Freude“. Die Katholische Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen unterhält vielfältige Kontakte nach Sarajevo. In diesem Jahr besuchte der Erzbischofs von Sarajevo, Vinko Kardinal Puljic , die Tuttlinger Kirchengemeinde und zelebrierte den Festgottesdienst am Fronleichnamstag vor der Tuttlinger Stadthalle.
Rund 50 000 Euro pro Jahr benötigt das Kinderheim, um seinen Unterhalt zu bestreiten und Heizkosten, Kleidung, Verpflegung und Schulsachen für die Kinder zu finanzieren. „Wir möchten diesen Kindern helfen und sind auf die Hilfe von unseren Wohltätern und Freunden angewiesen“, schreibt eine der Schwestern in einem Brief an die Katholische Kirchengemeinde in Tuttlingen. „Leider hat sich die Situation für unsere Gemeinschaft in Sarajevo nicht geändert, im Gegenteil finanziell geht es uns noch schlechter“, heißt es dort weiter. Deswegen bittet die katholische Kirchengemeinde darum, auch in diesem Jahr um Hilfe aus Tuttlingen für das Kinderheim Egipat.