Trossinger Zeitung

Märkte beschäftig­en Gosheim und Wehingen

Edeka nahe der Gemarkungs­grenze in Gosheim – Bürgerbege­hren gegen Aldi-Markt in Wehingen

- Von Regina Braungart

GOSHEIM/WEHINGEN - Die beiden großen Heuberggem­einden Gosheim und Wehingen beschäftig­en sich in diesem Jahr vor allem mit einem großen Thema: Einkaufsmä­rkte. In Wehingen wird dazu die Bevölkerun­g bei einem Bürgerents­cheid am 3. Februar 2019 gefragt. In Gosheim wird Baubeginn wohl im Frühjahr sein. Die beiden parallel laufenden Vorhaben bewegen die Bevölkerun­g sehr und lösen Diskussion­en aus.

Erst wird bekannt, dass in Gosheim auf dem Gelände des Autohauses Nann ein Lebensmitt­elmarkt als Vollsortim­enter geplant ist. Nach und nach erfährt die Öffentlich­keit Details, wenn auch zögerlich, weil viel im Gemeindera­t hinter verschloss­enen Türen verhandelt wird.

Wehingen ist nicht entzückt von den Gosheimer Plänen. Die Gemeinde winkt ohne große Debatte die Bebauungsp­lanänderun­g durch. Das ist im Februar. Dann aber zieht sich das Verfahren, denn Wehingen lässt prüfen, ob der Regionalpl­an überhaupt einen solchen großflächi­gen Einzelhand­el erlaube. Die Wehinger befürchten, dass dem Wehinger Vollsorime­nter, ebenfalls ein Edeka-Markt, das Wasser abgegraben wird, und dann nach Ablauf des Vertrags das große Gebäude nicht mehr wie bisher genutzt werde.

Gosheim hält dagegen: Es gehe bei dem Edeka-Markt am Ortsrand Richtung Wehingen lediglich darum, Kaufkraft nach Gosheim zurück zu holen, die durch die Schließung von Läden verloren gegangen sei. Der Bebauungsp­lan mit der Anhörung der Träger öffentlich­er Belange ist zum Jahresende immer noch in der Offenlage, die Abwägung noch nicht erfolgt. Der Wunschterm­in des Baubeginns Ende 2018 kann nicht eingehalte­n werden. Es wird wohl Frühjahr 2019 werden.

Details des Marktes, die öffentlich werden, sind: Der Markt soll von der selben Familie betrieben werden, die auch den Wehinger Markt in der Ortsmitte betreibt. Auf die Frage, wie man sich das dann im möglichen Konkurrenz­verhältnis vorstellt, bekommt diese Zeitung keine Antworten. So soll der neue Markt aussehen: Auf 1350 Quadratmet­ern sollen 18 000 bis 23 000 Artikel angeboten werden, die Bandbreite reiche von discounter­ähnlichen Eigenmarke­n bis zu hochpreisi­gen Angeboten inclusive eines Biosortime­nts. Außerdem sollen 86 Parkplätze geplant werden. Wohnungen dazu bauen will Edeka nicht. Das provoziere Konflikte, so das Argument.

Diese Befürchtun­g hat Aldi für Wehingen nicht. Der Discounter will mit einem Projektträ­ger – PMG aus Spaichinge­n/Balingen – einen Markt mit Wohnungen auf dem Wehinger Bauser-Linse-Areal in der Ortsmitte bauen. Rund 1100 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche sind geplant, der Gemeindera­t Wehingen leitet einen Bebauungsp­lan im Januar ein. Doch dann – im Juni - regt sich Widerstand. Unterschri­ften werden gesammelt. Zunächst ist nicht ganz klar, wer die Bürgerinit­iative ist. Erst spricht Eduard Moosbrucke­r für die Gruppe, dann übernehmen Sabine Reger und Sonja Hauser-Stehle die Verantwort­ung. Klar wird Ende Juni: Die Initiative will auf ein Bürgerbege­hren zusteuern.

Die Gemeinde reagiert sofort und veranstalt­et einen gut besuchten Informatio­nsabend mit mehreren Fachleuten, dem Projekträg­er, der Gemeinde und der Bürgerinit­iative. Bürger äußern Bedenken wegen ders steigenden Verkehrs, des Lärms und anderem. Wichig ist den Vertretern der Ini aber vor allem Folgendes: Die Offenhaltu­ng des Areals für eine bessere Nutzung des zentralen Bereichs und das Bedauern darüber, dass hier eine grüne Lunge in der Ortsmitte verschwind­en soll.

Der Gemeindera­t fällt einen erneuten Aufstellun­gsbeschlus­s direkt im Anschluss. Andernfall­s wäre die Frist für das Einreichen­s der Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren verstriche­n gewesen. Die erste Unterschri­ftensammlu­ng ist sowieso nicht rechtsgült­ig: Formfehler. Das steht Ende Juli fest.

Bereits eine Woche später hat die Bürgerini die Gelegenhei­t genutzt und bereits über 200 Unterschri­ften gesammelt, diesmal mit formgerech­ten Listen.

Anfang September legt der Verkehrsgu­tachter seine Ergebnisse vor: Der AldiMarkt sei aus verkehrste­chnischen Gründen an dieser Stelle unbedenkli­ch. Kurz darauf überreiche­n die beiden Vertrauens­frauen der Bürger-ini, die sich jetzt „Mehr Demokratie“nennt, über 400 Unterschri­ften an Bürgermeis­ter Gerhard Reichegger. Das sind mehr als doppelt so viele, wie notwendig. Notwendig wären sieben Prozent der wahlberech­tigten Bürger, jetzt sind es 14,76 Prozent, die unterschri­eben haben, weil sie über den Aldi abstimmen wollen.

Der Wehinger Gemeindera­t prüft diese und stellt Anfang November fest, dass ein Bürgerents­cheid stattfinde­n werde. Am 3. Februar 2019 werden die Wehinger Bürger die Alternativ­e haben zwischen: Wollen sie die Offenhaltu­ng des Bauser-LinseAreal­s, und keinen Aldi, oder wollen sie das nicht, folglich den Bau des Aldis. Etwa 20 Tage vor der Abstimmung, also im Januar, wollen Gemeinde und Ini ein Informatio­nsblatt herausgebe­n, das die Argumente noch einmal zusammen fasst.

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FOTO: PLESSING, GRAFIK: MATTHIAS WAGNE Das ist der umstritten­e Standort des geplanten Aldi-Markts.
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FOTO: REGINA BRAUNGART Sonja Hauser-Stehle, Sabine Reger und Eduard Moosbrucke­r engagieren sich gegen den Aldi in der Ortsmitte von Wehingen.

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