„Ich möchte Sie bitten, die Hand auszustrecken“
Trossingen wächst rasant durch den Zuzug von Rumänen
TROSSINGEN - Als Bürgermeister Clemens Maier im Januar beim Neujahrsempfang klarstellt, dass zehn Prozent der Trossinger neuzugezogene Menschen aus Rumänien sind, rumort es in Teilen der Stadt. Gemeinderat Jürgen Vosseler (CDU) wirft die Frage auf, ob Trossingen durch den Zuzug überfordert ist, eine teilweise hitzige Diskussion entsteht.
Die Neubürger, so der Bürgermeister, seien meist jung, kinderreich und sehr engagiert, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Das Stadtoberhaupt sieht das Bevölkerungswachstum positiv, weist aber auch auf Herausforderungen hin. So sind zusätzliche Kindergartenund Schulplätze nötig, es mangelt aber auch an Wohnungen in der Stadt.
Auch Lisa Nottmeyer, Leiterin des Stadtjugendreferats, kümmert sich um die Integration der Neubürger: „Der Großteil der zugezogenen Familien hat viele Kinder. Diese sind außerhalb von Schule und Kindergarten - komplett von der rumänischen Sprache umgeben“, erklärt sie im Gemeinderat, zeigt aber auch Wege auf, wie die Integration gelingen kann. Unterstützung bekommt die Stadtverwaltung durch eine neu geschaffene Stelle. Für zwei Jahre wird dem Jugendreferat eine Integrationsstelle zugewiesen, die Stelleninhaberin spricht fließend Rumänisch und kann so auch im Bürgerbüro und in anderen Bereichen der Verwaltung als Dolmetscherin fungieren.
Populistischen Anfeidungen begegnet Bürgermeister Maier mit Fakten. Es stimme, dass die Kindergärten an der Kapazitätsgrenze laufen, auch dass es Kindergartengruppen gibt, in denen fast ausschließlich rumänischsprachige Jungs und Mädchen sind. Diese Herausforderungen gelte es zu bewältigen. „Unsere rumänischen Mitbürger sind überwiegend gekommen, um hier zu bleiben, um zu arbeiten und um sich mit ihren Familien eine Existenz aufzubauen“und dies „tun sie in einer ähnlichen Weise, wie wir Deutschen nach dem Krieg.“Die Zugezogenen würden vom Arbeitsmarkt vollständig aufgenommern werden. Auch wenn nicht alle hochqualifiziert wären, würden sie Jobs annehmen, die sonst unbesetzt blieben.
Dass die Integration nicht immer einfach sei - für beide Seiten - betont das Trossinger Stadtoberhaupt. Doch so wie Trossingen die Aufnahme der Russlanddeutschen in den neunziger Jahren bewältigt habe, so werde dies auch nun gelingen. „Ich möchte Sie bitten, die Hand auszustrecken und Türen zu öffnen“, appelliert er.