Nudelhaus rettet historische Güterhalle
Aufgrund des Stadtwerke-Neubaus droht Abriss - Bürger engagieren sich Verein Lebenshaus kauft Bahnhofsgebäude
TROSSINGEN - Anfang des Jahres rückt ein Trossinger Gebäude in den Fokus der Öffentlichkeit, das bis dahin jahrzehntelang niemand so richtig beachtet hat: Weil die Stadtwerke im Sommer in einen Neubau umziehen werden, droht der historischen Güterhalle - bisher als Lagerhalle genutzt, eventuell der Abriss. Zahlreiche Bürger gehen auf die Barrikaden, es folgen Ideen zur Nutzung und ein Bieterwettbewerb. Im Juni steht dann fest: Der Verein Lebenshaus übernimmt den gesamten Gebäudekomplex für sein Nudelhaus.
Die Stückguthalle, wie die Lagerhalle ganz korrekt heißt, erinnert an Trossingens glorreiche Vergangenheit als Harmonika-Exportmacht. Jahrelang wurde sie später von den Stadtwerken als Lager genutzt. Mit dem Umzug in den Neubau hat die Stadt aber keine Verwendung mehr für das Gebäude. Ihr Erlös ist fester Bestandteil der Neubau-Finanzierung. Bürgermeister Clemens Maier kontaktiert das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, um die Halle vor dem Abriss zu retten und eventuell dorthin umsiedeln zu können. Die Alternativlösung: Der Verkauf an einen Interessenten.
Zahlreichen Trossingern gefällt das jedoch gar nicht: Sie hoffen, das historische Gebäude durch eine neue Nutzung retten zu können. Es folgen mehrere Treffen, bei denen Bürger Ideen für die Halle in den Raum werfen. So schlagen zum Beispiel Professoren der Hochschule für Musik vor, ein Kreativzentrum für Künstler aus dem Gebäude zu machen.
Letztendlich rufen die SWTro einen Bieterwettbewerb aus. Bis Pfingsten werden Angebote gesammelt, anschließend entscheidet der Gemeinderat über die vorliegenden Konzeptionen. Im Juni schließlich steht fest: Die Güterhalle ist gerettet. Der Verein Lebenshaus übernimmt die alten Bahnhofsgebäude und wird die Produktion und den Verkauf seines Wirtschaftsbetriebs, des Nudelhauses, dorthin verlagern. Im sozialen Projekt „Nudelhaus“werden Menschen mit psychischen und sozialen Schwierigkeiten aufgenommen.
Für die Vorsitzende Ingrid Dapp ist der Kauf eine Win-Win-Situation: „Wir können unseren Betrieb in einer tollen, zentralen Lage auf Jahre hinaus verstetigen, und die Zukunft von Bahnhof und Güterhalle ist gesichert.“Ziel sei es, das Nudelhaus zu einem Inklusionsbetrieb zu machen. Bislang scheiterte dies an den zu beengten Verhältnissen im jetzigen Nudelhaus mit seinen insgesamt 28 Mitarbeitern. Der Kaufpreis für den Gebäudekomplex beträgt 930 000 Euro. Für den Umbau rechnet Ingrid Dapp mit weiteren rund 800 000 Euro. Zur Mitfinanzierung soll das jetzige Produktionsgebäude in der Weidenstraße verkauft werden. Der Verein hofft auch auf möglichst viele Spenden und Unterstützung aus der Bevölerung.