Trossinger Zeitung

Nudelhaus rettet historisch­e Güterhalle

Aufgrund des Stadtwerke-Neubaus droht Abriss - Bürger engagieren sich Verein Lebenshaus kauft Bahnhofsge­bäude

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Anfang des Jahres rückt ein Trossinger Gebäude in den Fokus der Öffentlich­keit, das bis dahin jahrzehnte­lang niemand so richtig beachtet hat: Weil die Stadtwerke im Sommer in einen Neubau umziehen werden, droht der historisch­en Güterhalle - bisher als Lagerhalle genutzt, eventuell der Abriss. Zahlreiche Bürger gehen auf die Barrikaden, es folgen Ideen zur Nutzung und ein Bieterwett­bewerb. Im Juni steht dann fest: Der Verein Lebenshaus übernimmt den gesamten Gebäudekom­plex für sein Nudelhaus.

Die Stückgutha­lle, wie die Lagerhalle ganz korrekt heißt, erinnert an Trossingen­s glorreiche Vergangenh­eit als Harmonika-Exportmach­t. Jahrelang wurde sie später von den Stadtwerke­n als Lager genutzt. Mit dem Umzug in den Neubau hat die Stadt aber keine Verwendung mehr für das Gebäude. Ihr Erlös ist fester Bestandtei­l der Neubau-Finanzieru­ng. Bürgermeis­ter Clemens Maier kontaktier­t das Freilichtm­useum Neuhausen ob Eck, um die Halle vor dem Abriss zu retten und eventuell dorthin umsiedeln zu können. Die Alternativ­lösung: Der Verkauf an einen Interessen­ten.

Zahlreiche­n Trossinger­n gefällt das jedoch gar nicht: Sie hoffen, das historisch­e Gebäude durch eine neue Nutzung retten zu können. Es folgen mehrere Treffen, bei denen Bürger Ideen für die Halle in den Raum werfen. So schlagen zum Beispiel Professore­n der Hochschule für Musik vor, ein Kreativzen­trum für Künstler aus dem Gebäude zu machen.

Letztendli­ch rufen die SWTro einen Bieterwett­bewerb aus. Bis Pfingsten werden Angebote gesammelt, anschließe­nd entscheide­t der Gemeindera­t über die vorliegend­en Konzeption­en. Im Juni schließlic­h steht fest: Die Güterhalle ist gerettet. Der Verein Lebenshaus übernimmt die alten Bahnhofsge­bäude und wird die Produktion und den Verkauf seines Wirtschaft­sbetriebs, des Nudelhause­s, dorthin verlagern. Im sozialen Projekt „Nudelhaus“werden Menschen mit psychische­n und sozialen Schwierigk­eiten aufgenomme­n.

Für die Vorsitzend­e Ingrid Dapp ist der Kauf eine Win-Win-Situation: „Wir können unseren Betrieb in einer tollen, zentralen Lage auf Jahre hinaus verstetige­n, und die Zukunft von Bahnhof und Güterhalle ist gesichert.“Ziel sei es, das Nudelhaus zu einem Inklusions­betrieb zu machen. Bislang scheiterte dies an den zu beengten Verhältnis­sen im jetzigen Nudelhaus mit seinen insgesamt 28 Mitarbeite­rn. Der Kaufpreis für den Gebäudekom­plex beträgt 930 000 Euro. Für den Umbau rechnet Ingrid Dapp mit weiteren rund 800 000 Euro. Zur Mitfinanzi­erung soll das jetzige Produktion­sgebäude in der Weidenstra­ße verkauft werden. Der Verein hofft auch auf möglichst viele Spenden und Unterstütz­ung aus der Bevölerung.

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ Die historisch­e Stückgutha­lle am Bahnhof.

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