„Wir haben brutalen Wandel im Handel“
’sRössle wird durch das Forum VS ersetzt – Eröffnung für das Jahr 2021 geplant
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Es braucht nur wenige Minuten, bis man als Passant in VS-Schwenningen in der Innenstadt leer stehende Ladenflächen findet. Ist dies nun ein Problem oder bieten die Flächen Chancen?
Das Wort Leerstand hört Beate Behrens nicht gern. „Es sind freie Flächen“, sagt die Geschäftsführerin der Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH (WTVS). Doch von diesen freien Flächen gibt es mehr, als ihr lieb sein kann. Die offensichtlichste, unter der die Stadt seit Jahren leidet, ist das „’s Rössle“. Dieser Riesenleerstand wird ab dem kommenden Frühjahr beseitigt, das verwaiste Einkaufszentrum durch das „Forum VS“ersetzt.
Für Behrens „ein Riesengeschenk an Schwenningen“. Investor HBB, die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH, rechnet mit der Eröffnung 2021. Dann, geht es nach der Chefin der WTVS, hat Schwenningen ein völlig verändertes Gesicht. Nicht nur mit dem Forum, sondern auch mit zwei schönen, neu gestalteten Plätzen: dem Markt- und dem Muslenplatz. Die Situation „Schwenningen hat einen schweren Stand, was den Einzelhandel angeht“, erklärt Behrens. Wenn sie über die Ursachen redet, wird deutlich, dass dabei viele Faktoren eine Rolle spielen. Herausforderungen, mit denen längst nicht nur die Neckarstadt oder Gesamt-VS zu kämpfen haben.
„Wir haben einen brutalen Wandel im Handel“, resümiert Behrens. Hinzu kommen die örtlichen Herausforderungen. Villingen ist eher Beamtenstadt, Amtsgericht, Finanzund Landratsamt sind dort angesiedelt. Schwenningen ist eine Arbeiterstadt, geprägt auch von vielen unterschiedlichen Nationen, die hier zu Hause sind. Eine weitere, riesige Herausforderung sind in Schwenningen derzeit die vielen Baustellen. Wenn Läden kaum mehr zu erreichen sind, dann bleiben die Kunden zu Hause. Das trifft besonders kleine, oftmals inhabergeführte Geschäfte hart. „Wir müssen sie hegen und pflegen“, erklärt Beate Behrens. „Akutaktionen“wie die extra Wegweiser zum Marktplatz oder das dortige Baustellenfest sollen helfen. Die Händler Das Thema Leerstände ist für den Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) ein alt bekanntes Thema – und offenbar ein leidiges. „Es ist eine ungute Situation, und daran hat sich nichts geändert“, erklärt Hansjörg Böninger, im GVO-Vorstand und zuständig für Handel und Gewerbe in Schwenningen. Mehr will er dazu nicht sagen. Auch Rudi Götz, Geschäftsführer des gleichnamigen Modehauses, hält sich zurück bei der Frage, ob es Gewerbetreibende in Schwenningen schwer haben. „Die Stadt hat noch viele Hausaufgaben zu machen“, sagt er. Bis die Verkehrsführung stimme, zum Beispiel. Und bis das neue Forum gebaut sei. Birgit Messner, die Geschäftsführerin der Boutique Casa Moda, ist ein anderer Typ. Sie ist eine Frau der offenen Worte – und wenig verwundert über viele leer stehende Geschäfte. Vonseiten der Stadt habe man „null Unterstützung“. Einzige Ausnahme: das Baustellenfest kürzlich und der Einsatz der Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung. Der Ausblick Die vielen Leerstände in ihrer Geburtsstadt sind für Birgit Messner nur ein weiteres, trauriges Kapitel. Ohnehin fehle es an Fachgeschäften. Ihrer Meinung nach hilft nur eines: Die Stadt muss aus ihrem Schlaf aufwachen. Deshalb hofft Messner auf einen möglichen Citymanager“. Und sie hofft auf den neuen Oberbürgermeister.
Da ist die Geschäftsfrau auf einer Linie mit Beate Behrens. „Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung sollten zur Chefsache erklärt werden.“Weil Behrens nicht nur Wirtschaftsförderin für Schwenningen, sondern auch für Villingen ist, hat sie eine Vision für beide Hälften der Doppelstadt. Für die Zähringerstadt wünscht sie sich mehr inhabergeführte, besondere Geschäfte, die sich von den Filialisten abheben. Und für die Neckarstadt »ganz klar: das Schwenninger Forum mit einem breiten Mix an Filialisten – sodass wir wirklich die Region anziehen“.