In der Bar „Centrale“gehen die Lichter aus
Nach sechs Jahren schließt Domenico Pallila seine Kaffeebar in der Wernerstraße - Kunstkreis dankt für erfolgreiche Kooperation
TROSSINGEN - Mit der Bar „Centrale“verschwindet aus Trossingen ein Ort der Begegnung, der Gastronomie und Kultur verbunden hat. Die Künstler aus der Region verlieren eine Möglichkeit, ihre Werke auszustellen.
Das Thema „Kultur und Kaffee“hatte Domenico Pallila fest vor Augen, als er vor mehr als sechs Jahren in der Wernerstraße seine Bar „Centrale“eröffnete. Sein Kaffee, so heißt es in Trossingens italienischer Community, für die die Bar ein beliebter Treffpunkt war, sei der beste jenseits der Alpen.
Zur Kultur trug vor allem der Trossinger Kunstverein bei. Schon in seinem alten Café in der Hohnerstraße hatten sich Pallila und Gerhard Messner, der heutige Vorsitzende des Kunstvereins, zusammengesetzt und ein Konzept für die neue Gastronomie entworfen, von dem jahrelang alle etwas hatten: Barista, Verein und Gäste. „In meinem früheren Café hatte ich auch schon Ausstellungen“, erinnert sich Pallila, „aber es gab keine Konstanz, keine feste Koalition.“
Das änderte sich mit der Serie „Art Centrale“, die Pallila und Messner konzipierten. Im Abstand von einem Vierteljahr präsentierte jeweils ein Mitglied des Kunstvereins seine Arbeiten in der Bar „Centrale“. Für Pallila brachten sie in regelmäßigen Abständen einen neuen Look in die Bar. „Ein weiterer Gedanke war, durch die Vernissagen neue Gäste zu akquirieren“, erzählt er.
„Inzwischen haben 19 Einzelausstellungen stattgefunden“, sagt Messner. Von Acrylmalereien bis zu Edelstahlskulpturen – die Kunst in der Bar in den vergangenen Jahren war vielseitig. „Die Skulpturen waren eine tolle Abwechslung“, sagt Pallila. „Auch die Holzschnitte von Jo Derichs waren besonders.“Seine Stammgäste, erzählt er, hätten die wechselnden Ausstellungen stets wahrgenommen.
Dass die Bar schließt, sei auch für den Kunstverein „wirklich schade“, sagt Gerhard Messner. „Domenico Pallila hat uns hier eine wirklich schöne Gelegenheit für Einzelausstellungen geboten.“Derzeit seien die Künstler auf der Suche nach Alternativen. Messner ergänzt: „Auch das Interesse unter den Künstlern, sich in der Bar ,Centrale‘ zu präsentieren, war immer groß.“
Nicht nur hatten sie die Chance, in einer ganz anderen Ungebung auszustellen und so ein anderes Publikum zu erreichen. Bei der Präsentation handelte es sich auch stets um Verkaufsausstellungen. Ein Bild hat Pallila auch selbst erworben: Peter Hoch hatte eine leere Leinwand aufgehängt, auf der die Gäste selbst malen könnten. Am Schluss zauberte er aus den Zeichnungen - viele stammten von Kindern - ein Gemälde, das in der Bar „Centrale“für einen guten Zweck versteigert werden sollte. Am Ende ersteigerte es Pallila selbst.
Eine weitere, ganz persönliche Erinnerung hat ihm Gerhard Messner zum Abschied überreicht: Aus Bildern der Werke und Exponate, die in den sechs Jahren in der Bar zu sehen war, hat der Vorsitzende eine Collage für Pallila gestaltet.