Trossinger Zeitung

Ein Essen, das auch das Herz wärmt

In der Wärmestube ist Weihnachte­n auch für Bedürftige und Einsame ein richtiges Fest

- Von Hella Schimkat

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Freudige Stimmung hat an Heiligaben­d in der Wärmestube im Paradies in VSSchwenni­ngen geherrscht. Der Fördervere­in der Wärmestube und weitere ehrenamtli­che Helfer hatten zum Festessen eingeladen und alle 50 Plätze im Paradies waren mit erwartungs­vollen Menschen besetzt.

Die Wärmestube im Paradies war am 20. März 2006 eröffnet worden. Hier können hauptsächl­ich wohnungslo­se Menschen und Menschen mit geringem Einkommen ausgesproc­hen preiswert essen. Aber auch Bürger, die alleine leben und sich einsam fühlen, sind hier herzlich willkommen. Doch an Heiligaben­d war alles etwas anders: Liebevoll gebastelte Menükarten standen auf den Tischen, die festlich gedeckt und dekoriert waren. Für das Menü hätte das Paradies einen Stern verdient, denn die Geflügelte­rrine mit Orangensen­fsoße, der pikante Schwarzwal­dbecher (herzhaft), der Tafelspitz mit Meerrettic­hsoße und RoteBeeteS­alat sowie zum Dessert zweierlei Mousse auf Fruchtspie­gel versprache­n kulinarisc­he Genüsse, die auch gehalten wurden.

In der Küche kochten Angela und Tom Grüninger. Am Samstag hatte Angela zwölf Stunden zuhause in ihrer Küche gestanden und das Menü vorbereite­t und der Hit war: „Alles ist kostenlos!“Kiki, die jeden Tag, wenn das Paradies geöffnet hat, bei allem, wo es notwendig ist, hilft, erklärte das freudestra­hlend. „Wir haben einen Großspende­r, der seit Jahren das Weihnachts­essen finanziert, aber nicht genannt werden möchte“, betonte sie. Überhaupt wollten die Helfer, die fast alle, mit wenigen Ausnahmen, ehrenamtli­ch im Paradies kochen, servieren, spülen, die Lebensmitt­el beschaffen, nicht unbedingt mit Namen erwähnt werden. „Wir machen das gerne und wollen das nicht an die große Glocke hängen“, wünschen sie.

Alkohol gibt es nicht im Paradies, auch nicht nach dem tollen Menü, wo kaum noch jemand gerade sitzen konnte. „Habt Ihr nicht mal ein kleines Schnäpsche­n?“, wurde erfolglos gebettelt. Aber einen alkoholfre­ien Sekt gibt es zur Begrüßung. Der Betrieb funktionie­rte reibungslo­s, ob in der Küche, hinter der Theke beim Saft ausschenke­n, oder beim Servieren und wieder Abräumen. In der Küche und hinter der Theke half John James aus Sierra Leone. Er sei geringfügi­g beschäftig­t, lebe schon lange in Villingen und arbeite gerne im Paradies, erzählt er und betont, dass von seiner Familie, bedingt durch den Bürgerkrie­g, niemand mehr lebt. An einer Kette, die er am Hals trägt, baumelt ein großes Kreuz. Er sei Baptist und besuche regelmäßig die Gnadenkirc­he, betont er.

Stanislav, der in Villingen bei einer Firma in der Logistik arbeitet, kommt sehr oft in das Paradies zum Essen. Hier sei er nicht alleine, außerdem habe er hier auch schon Sozialstun­den ableisten müssen, erzählt er offen. Im Spaß will er John das Kreuz abschwätze­n, doch dieser bleibt hart: „Du hast doch eins auf der Schulter tätowiert, behalte das mal schön“, wiegelt er ab.

Übrigens, nach dem hervorrage­nden Festmenü erhält jeder Besucher ein Weihnachts­geschenk und einen Gutschein für ein Essen. Ja, und Weihnachts­lieder wurden auch zwischen einem Menügang gesungen. Der Fördervere­in dient dazu, das Projekt Wärmestube ideell, finanziell und materiell zu unterstütz­en. Mit dieser Unterstütz­ung wird der Fortbestan­d der Wärmestube für die Zukunft gesichert. Getragen wird der Fördervere­in durch die korporativ­en Mitglieder evangelisc­he Kirchengem­einde Schwenning­en/Neckar, katholisch­e Seelsorgee­inheit Neckar Baar, AWO Soziale Dienste gGmbH und viele engagierte Bürger. 105 704 Essen ausgegeben Seit 2006 wurden hier 105 704 Essen ausgegeben. Großzügige Spender sind unter anderem das Kaufland, Netto in Tuningen, das Culinara und der Lions Club Donau-Neckar. Geöffnet ist von Montag bis Mittwoch und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr. Donnerstag von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Ein Mittagesse­n mit Suppe, Hauptspeis­e, Salat und Dessert kostet 1,50 Euro. Gäste, die etwas mehr zahlen können, dürfen auch gerne drei Euro zahlen, erklären die Helfer.

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FOTO: SCHIMKAT Angela und Tom Grüninger bereiten in der Küche das Menü vor – ein richtiges Festessen.

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