Bei Arbeit im Freien kommt’s auf warme Unterwäsche an
Ob Minusgrade, Sturm oder Schnee: Bauhofmitarbeiter, Förster und Jäger sind in jeder Jahreszeit an der frischen Luft
RIETHEIM-WEILHEIM/SEITINGENOBERFLACHT/WURMLINGEN - Die Kamine rauchen, die Fenster sind hell beleuchtet, und ab und zu liegt sogar der unberührte Schnee auf den Straßen. So betrachtet schafft der Winter bei Minustemperaturen eine Atmosphäre wie im Bilderbuch. Andere sehen die kalten Wintermonate mit anderen Augen, vor allem, weil sie durch ihren Beruf auch in Eiseskälte ihren Dienst verrichten müssen.
Einer davon ist Patrick Kirchner. Er ist Bauhofleiter in Rietheim-Weilheim. In den Wintermonaten gehört es zu seinem Alltag, dass der Wecker ihn bereits mitten in der Nacht aus dem Bett klingelt. „Unsere Arbeit auf dem Bauhof beginnt im Winter um vier Uhr am frühen Morgen“, berichtet er unserer Zeitung. „Der Winterdienst bei uns auf dem Bauhof hat Priorität Nummer eins im Winter“, betonte Kirchner.
Streudurchgänge auf den Straßen sowie auf den Geh- und Fußwegen gehören nahezu zum täglichen Geschäft in der Wintersaison für zwei Bauhofmitarbeiter. Fällt Schnee, sind gleich drei Mitarbeiter in den beiden Ortsteilen mit Schneeräumen im Einsatz, während sich die Doppelgemeinde noch im Tiefschlaf befindet. Hecken schneiden, Straßen und Kreuzungen von Pflanzen zu befreien und Bäume zurückschneiden sind ebenso Tätigkeiten, die der Bauhof im Winter ausführt. Entsprechende Kleidung für die kalte Jahreszeit ist unverzichtbar. Thermohandschuhe gehören beispielsweise zu dieser Standardausrüstung, wie Kirchner sagt. Die Bauhof-Fahrzeuge sind mit einer Heizung ausgestattet. Und ansonsten gilt: „Bewegen bei der Arbeit, dann friert man nicht“, gibt der Bauhofleiter Patrick Kirchner schmunzelnd zu bedenken. Haupteinschlag beim Holz Die Arbeit im Freien gehört auch bei Förster Andreas Fink zum täglichen Geschäft. Er ist als Revierleiter für die Wälder des Kreisforstreviers in Wurmlingen zuständig, zu dem auch die Wälder in Rietheim-Weilheim gehören. An der frischen Luft ist er zwischen den Büroarbeiten mehrmals am Tag. Der Winter ist die Hauptsaison, um Holz zu schlagen. „Das Holz ist nicht mehr im Saft, sondern es befindet sich in der Ruhe und ist damit sehr hochwertig. Außerdem ruht die Natur, und wir stören beispielsweise keine Vögel bei der Brut“, sagt der Förster. Anders als der Bauhof hoffen der Förster und seine Waldarbeiter auf Frost: „Wenn wir auf dem gefrorenen Waldboden das Holz rücken, beschädigen wir den Boden nicht. Deshalb ist diese Arbeit am saubersten, wenn wir sie im Winter durchführen“, sagt Andreas Fink. Minus fünf Grad von Dezember bis Februar seien ideal für diese Tätigkeiten.
Wie er sich vor Kälte schützt, hänge von den Arbeiten ab. „Wenn wir in den Hängen arbeiten und herumlaufen müssen, um die Bäume zum Fällen zu markieren, dann schwitzen wir sehr schnell. Ruht man dann, ist eine Erkältung meist nicht weit. Deshalb dürfen wir uns bei dieser Tätigkeit nicht zu warm anziehen“, sagt der Förster, der das Holz der gefallenen Bäume sortiert und vermisst. Finde mehr Arbeit ohne viel Bewegung im Wald statt, dann „müssen wir uns einpacken, am besten in mehrere Schichten“.
Gut in Erinnerung hat Fink die besonders kalten Tage: „Wir haben ein mobiles Datenerfassungsgerät. Um das zu bedienen, können wir keine dicken Handschuhe anziehen. Wenn es so richtig kalt ist, kann ich die Finger fast nicht mehr bewegen, um das Gerät und dessen Knöpfe zu bedienen.“Richtig unangenehm sei es auch, wenn die gefällten Baumstämme mit den Fingern vom Schnee befreit werden müssten.
Gegen den Schnee hat auch Jäger Ralf Bäslack nichts einzuwenden. „Im Schnee ist es wesentlich heller und man sieht vor allem, wenn es dunkel wird, die Wildschweine deutlich besser“, findet Bäslack, der Vorsitzender der Fischer- und Jägergemeinschaft Seitingen-Oberflacht ist und ebenso bis zu vier Mal in der Woche im Winter in den Wäldern im Revier Seitingen-Oberflacht unterwegs ist. Dort muss er unter anderem die Fütterungen kontrollieren, „aber wir sitzen natürlich auch auf den Jägerständen“, sagt der Jäger. Bei Minustemperaturen kann das Warten auf das Wild zur unangenehmen kalten Angelegenheit werden. „Gute Outdoor-Kleidung und Unterwäsche sind hier gefragt. Es gibt gute Möglichkeiten, sich entsprechend warm zu halten“. Meist sitzt er zwei bis drei Stunden auf dem Jägerstand. „Bei minus 15 Grad ist nach zwei Stunden Schluss, denn da hilft auch die beste Kleidung nicht mehr“, so sein Empfinden. Spezielle Schalen mit Teelichtern könnten beispielsweise in geschlossenen Jägerständen, die mit Styropor ausgestattet sind, für etwas Wärme sorgen. Bei Bäslack komme dies aber nicht zum Einsatz.
Wegwart Karl Liebermann von der Ortsgruppe Wurmlingen des Schwäbischen Albvereins erledigt seine Aufgaben meist im Herbst. Da der Albverein allerdings auch für das Funkenfeuer im Frühjahr zuständig ist, bleibt ihm der Wintereinbruch in diesem Jahr stark in Erinnerung. Bei den Vorbereitungen für das Funkenfeuer meldete sich der Winter unangekündigt zurück. Beim Aufeinanderstapeln des Funkenfeuers mit den alten Christbäumen der Gemeinde und mehreren Holzpaletten von örtlichen Betrieben begann es, stark zu schneien. Später sei alles nass und kalt gewesen, sowohl das Holz, als auch die Kleidung. „Ich habe vier Paar Handschuhe wegen der Nässe verbraucht“, fügt Liebermann hinzu. Die Arbeit in der Kälte lohnte sich, denn das Funkenfeuer auf dem Erbsenberg brannte am Tag darauf trotz des nasskalten Wetters – wenn auch nur mit Nachhilfe des Albvereins. Aufsicht am Skilift Über eine ordentliche Ladung Schnee und Minustemperaturen hätte auch der Leiter der Skiabteilung des Turn- und Sportvereins (TSV) Rietheim, Kai-Uwe Vorwalder, nichts einzuwenden. Wenn Schnee liegt, ist er draußen – und zwar am örtlichen Skihang, der meist von den Kindern genutzt wird. „Wir haben die Liftaufsicht. Wir müssen hier mindestens zu zweit sein. Wir helfen den Leuten in den Lift einzusteigen und wir beobachten die Lage. Falls jemand stürzt oder sonst etwas passiert, müssen wir jederzeit in der Lage sein, den Lift zu stoppen“, sagt Vorwalder.
Wenn Schnee liegt, öffnet der Lift werktags in den Abendstunden und am Wochenende auch tagsüber. Für eine kleine Erwärmung schenkt Vorwalder mit seinen Vereinskollegen direkt am Skilift Punsch aus. Ist am Wochenende die Skihütte offen, gibt es dort auch warmes Essen und Getränke. Während der Liftaufsicht steht der Abteilungsleiter meist im Schnee. „Wir versuchen, uns immer ein bisschen zu bewegen. Wir haben auch eine kleine Elektroheizung in unserem kleinen Lifthäuschen, an der wir uns abwechselnd bei der Kälte aufwärmen können“, erzählt Vorwalder, der ebenso bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit auf ein gutes und warmes Schuhwerk nicht verzichtet.