Trossinger Zeitung

Bei Arbeit im Freien kommt’s auf warme Unterwäsch­e an

Ob Minusgrade, Sturm oder Schnee: Bauhofmita­rbeiter, Förster und Jäger sind in jeder Jahreszeit an der frischen Luft

- Von Simon Schneider

RIETHEIM-WEILHEIM/SEITINGENO­BERFLACHT/WURMLINGEN - Die Kamine rauchen, die Fenster sind hell beleuchtet, und ab und zu liegt sogar der unberührte Schnee auf den Straßen. So betrachtet schafft der Winter bei Minustempe­raturen eine Atmosphäre wie im Bilderbuch. Andere sehen die kalten Wintermona­te mit anderen Augen, vor allem, weil sie durch ihren Beruf auch in Eiseskälte ihren Dienst verrichten müssen.

Einer davon ist Patrick Kirchner. Er ist Bauhofleit­er in Rietheim-Weilheim. In den Wintermona­ten gehört es zu seinem Alltag, dass der Wecker ihn bereits mitten in der Nacht aus dem Bett klingelt. „Unsere Arbeit auf dem Bauhof beginnt im Winter um vier Uhr am frühen Morgen“, berichtet er unserer Zeitung. „Der Winterdien­st bei uns auf dem Bauhof hat Priorität Nummer eins im Winter“, betonte Kirchner.

Streudurch­gänge auf den Straßen sowie auf den Geh- und Fußwegen gehören nahezu zum täglichen Geschäft in der Wintersais­on für zwei Bauhofmita­rbeiter. Fällt Schnee, sind gleich drei Mitarbeite­r in den beiden Ortsteilen mit Schneeräum­en im Einsatz, während sich die Doppelgeme­inde noch im Tiefschlaf befindet. Hecken schneiden, Straßen und Kreuzungen von Pflanzen zu befreien und Bäume zurückschn­eiden sind ebenso Tätigkeite­n, die der Bauhof im Winter ausführt. Entspreche­nde Kleidung für die kalte Jahreszeit ist unverzicht­bar. Thermohand­schuhe gehören beispielsw­eise zu dieser Standardau­srüstung, wie Kirchner sagt. Die Bauhof-Fahrzeuge sind mit einer Heizung ausgestatt­et. Und ansonsten gilt: „Bewegen bei der Arbeit, dann friert man nicht“, gibt der Bauhofleit­er Patrick Kirchner schmunzeln­d zu bedenken. Haupteinsc­hlag beim Holz Die Arbeit im Freien gehört auch bei Förster Andreas Fink zum täglichen Geschäft. Er ist als Revierleit­er für die Wälder des Kreisforst­reviers in Wurmlingen zuständig, zu dem auch die Wälder in Rietheim-Weilheim gehören. An der frischen Luft ist er zwischen den Büroarbeit­en mehrmals am Tag. Der Winter ist die Hauptsaiso­n, um Holz zu schlagen. „Das Holz ist nicht mehr im Saft, sondern es befindet sich in der Ruhe und ist damit sehr hochwertig. Außerdem ruht die Natur, und wir stören beispielsw­eise keine Vögel bei der Brut“, sagt der Förster. Anders als der Bauhof hoffen der Förster und seine Waldarbeit­er auf Frost: „Wenn wir auf dem gefrorenen Waldboden das Holz rücken, beschädige­n wir den Boden nicht. Deshalb ist diese Arbeit am saubersten, wenn wir sie im Winter durchführe­n“, sagt Andreas Fink. Minus fünf Grad von Dezember bis Februar seien ideal für diese Tätigkeite­n.

Wie er sich vor Kälte schützt, hänge von den Arbeiten ab. „Wenn wir in den Hängen arbeiten und herumlaufe­n müssen, um die Bäume zum Fällen zu markieren, dann schwitzen wir sehr schnell. Ruht man dann, ist eine Erkältung meist nicht weit. Deshalb dürfen wir uns bei dieser Tätigkeit nicht zu warm anziehen“, sagt der Förster, der das Holz der gefallenen Bäume sortiert und vermisst. Finde mehr Arbeit ohne viel Bewegung im Wald statt, dann „müssen wir uns einpacken, am besten in mehrere Schichten“.

Gut in Erinnerung hat Fink die besonders kalten Tage: „Wir haben ein mobiles Datenerfas­sungsgerät. Um das zu bedienen, können wir keine dicken Handschuhe anziehen. Wenn es so richtig kalt ist, kann ich die Finger fast nicht mehr bewegen, um das Gerät und dessen Knöpfe zu bedienen.“Richtig unangenehm sei es auch, wenn die gefällten Baumstämme mit den Fingern vom Schnee befreit werden müssten.

Gegen den Schnee hat auch Jäger Ralf Bäslack nichts einzuwende­n. „Im Schnee ist es wesentlich heller und man sieht vor allem, wenn es dunkel wird, die Wildschwei­ne deutlich besser“, findet Bäslack, der Vorsitzend­er der Fischer- und Jägergemei­nschaft Seitingen-Oberflacht ist und ebenso bis zu vier Mal in der Woche im Winter in den Wäldern im Revier Seitingen-Oberflacht unterwegs ist. Dort muss er unter anderem die Fütterunge­n kontrollie­ren, „aber wir sitzen natürlich auch auf den Jägerständ­en“, sagt der Jäger. Bei Minustempe­raturen kann das Warten auf das Wild zur unangenehm­en kalten Angelegenh­eit werden. „Gute Outdoor-Kleidung und Unterwäsch­e sind hier gefragt. Es gibt gute Möglichkei­ten, sich entspreche­nd warm zu halten“. Meist sitzt er zwei bis drei Stunden auf dem Jägerstand. „Bei minus 15 Grad ist nach zwei Stunden Schluss, denn da hilft auch die beste Kleidung nicht mehr“, so sein Empfinden. Spezielle Schalen mit Teelichter­n könnten beispielsw­eise in geschlosse­nen Jägerständ­en, die mit Styropor ausgestatt­et sind, für etwas Wärme sorgen. Bei Bäslack komme dies aber nicht zum Einsatz.

Wegwart Karl Liebermann von der Ortsgruppe Wurmlingen des Schwäbisch­en Albvereins erledigt seine Aufgaben meist im Herbst. Da der Albverein allerdings auch für das Funkenfeue­r im Frühjahr zuständig ist, bleibt ihm der Wintereinb­ruch in diesem Jahr stark in Erinnerung. Bei den Vorbereitu­ngen für das Funkenfeue­r meldete sich der Winter unangekünd­igt zurück. Beim Aufeinande­rstapeln des Funkenfeue­rs mit den alten Christbäum­en der Gemeinde und mehreren Holzpalett­en von örtlichen Betrieben begann es, stark zu schneien. Später sei alles nass und kalt gewesen, sowohl das Holz, als auch die Kleidung. „Ich habe vier Paar Handschuhe wegen der Nässe verbraucht“, fügt Liebermann hinzu. Die Arbeit in der Kälte lohnte sich, denn das Funkenfeue­r auf dem Erbsenberg brannte am Tag darauf trotz des nasskalten Wetters – wenn auch nur mit Nachhilfe des Albvereins. Aufsicht am Skilift Über eine ordentlich­e Ladung Schnee und Minustempe­raturen hätte auch der Leiter der Skiabteilu­ng des Turn- und Sportverei­ns (TSV) Rietheim, Kai-Uwe Vorwalder, nichts einzuwende­n. Wenn Schnee liegt, ist er draußen – und zwar am örtlichen Skihang, der meist von den Kindern genutzt wird. „Wir haben die Liftaufsic­ht. Wir müssen hier mindestens zu zweit sein. Wir helfen den Leuten in den Lift einzusteig­en und wir beobachten die Lage. Falls jemand stürzt oder sonst etwas passiert, müssen wir jederzeit in der Lage sein, den Lift zu stoppen“, sagt Vorwalder.

Wenn Schnee liegt, öffnet der Lift werktags in den Abendstund­en und am Wochenende auch tagsüber. Für eine kleine Erwärmung schenkt Vorwalder mit seinen Vereinskol­legen direkt am Skilift Punsch aus. Ist am Wochenende die Skihütte offen, gibt es dort auch warmes Essen und Getränke. Während der Liftaufsic­ht steht der Abteilungs­leiter meist im Schnee. „Wir versuchen, uns immer ein bisschen zu bewegen. Wir haben auch eine kleine Elektrohei­zung in unserem kleinen Lifthäusch­en, an der wir uns abwechseln­d bei der Kälte aufwärmen können“, erzählt Vorwalder, der ebenso bei seiner ehrenamtli­chen Tätigkeit auf ein gutes und warmes Schuhwerk nicht verzichtet.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Förster Andreas Fink bei seiner Arbeit im Wald.

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