Ein zweites Leben für aussortierte Bücher
Wenn der Platz im Regal zu knapp wird: In Tuttlingen gibt es mehrere Möglichkeiten, alte Schmöker weiterzugeben
TUTTLINGEN - Es wird nur wenige Weihnachtszimmer geben, in denen an Heiligabend nicht mindestens ein Buch unterm Tannenbaum gelegen hat. Auch wenn die deutsche Buchbranche über einen Rückgang klagt: Lesen gehört bei den Deutschen nach wie vor zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Doch: Der Platz im heimischen Bücherregal ist begrenzt und früher oder später stellt sich die Frage: Wohin mit den vielen Büchern, die sich über all die Jahre angesammelt haben? In Tuttlingen gibt es mehrere Möglichkeiten, Büchern zu einem zweiten Leben zu verhelfen.
Stadtbibliothek: Anfragen, ob gebrauchte Bücher abgegeben werden können, bekommt Yvonne Grausam, Leiterin der Stadtbibliothek, regelmäßig. In der Tat nimmt die Stadtbibliothek Bücherspenden an – jedoch mit einigen Bedingungen. So werden in den Bestand der Bücherei nur Werke aufgenommen, die nicht älter als zwei Jahre alt sind. „Bei aktuellen Titel können es auch vier Jahre sein“, sagt Grausam.
Knapp 100 Stück sind es, die auf diesem Weg jährlich in den Bestand der Stadtbibliothek wandern. „Die meisten der angebotenen Bücher sind jedoch älter“, so die Leiterin. Einen Teil der angebotenen Titel nimmt Grausam für den jährlichen Flohmarkt der Bücherei an, der meist im Juni stattfindet. Immer wieder weist sie Buchspenden jedoch ab. „Wir haben wenig Platz zur Lagerung“, sagt sie, „außerdem haben wir den Anspruch, aktuell zu sein und gewinnen mit 20 Jahre alten Büchern keine Leser.“
Diakonieladen: Ebenfalls mit Einschränkungen nimmt der Diakonieladen Kaufkultur an der Oberen Hauptstraße gebrauchte Bücher an. Hier gilt generell: „Zuerst nachfragen, ob wir gerade überhaupt Bücher brauchen“, rät Mitarbeiterin Heike Dürnberger. Da auch im Diakonieladen die Lagerkapazitäten beschränkt sind, gibt es immer wieder Phasen, in denen Bücher nicht angenommen werden. Vom „Aufnahmestopp“betroffen sind zur Zeit gebundene Wälzer, „da haben wir momentan zu viele“, sagt sie. Was jedoch immer gut laufe, seien Taschenbücher. Ob Roman, Action oder Spannung ist egal: „Hauptsache ist, dass die Bücher sauber sind“, so die Mitarbeiterin. Lediglich „Groschenromane“sieht man nicht so gerne, „die interessieren unsere Kunden meistens nicht“, meint Dürnberger. Verkauft werden die gespendeten Bücher dann für 50 Cent pro Stück. beobachtet Andreas Leutkart vom Verein Kukav, der im Tuttlinger Bahnhof eine Bücher-Tauschbörse anbietet.
Bücherrondell des Kukav-Vereins im Bahnhof: Seit über einem Jahr gibt es im Tuttlinger Bahnhof eine Bücher-Tauschbörse des Vereins Kukav. Der Verein steht für interkulturellen Austausch und hat im Bahnhofs-Gebäude das „Abteil 42“bezogen, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Im öffentlich zugänglichen Bereich des Bahnhofs befindet sich der ehemalige Kiosk, auf dessen halbrundem Sims zahlreiche Bücher zur kostenlosen Mitnahme bereitstehen. „Das wird sehr gut angenommen“, sagt Andreas Leutkart aus dem Vorstand des Vereins, „das sieht man allein daran, dass auf der Auslage immer wieder andere Bücher stehen.“
Wer einzelne Bücher spenden möchte, kann diese einfach dazustellen. „Bei größeren Bücherspenden bitten wir allerdings, mit uns einen Termin zu vereinbaren“, sagt Leutkart. In diesem Fall können Interessierte eine E-Mail an die Adresse post@kukav.de schreiben.
Öffentliches Bücherregal Bahnhofstraße 45: Einen öffentlichen Tausch-Bücherschrank gibt es an der Bahnhofstraße in der kleinen Gasse zwischen dem Gebäude Nummer 43 (La Siciliana’s Tagblatt) und Nummer 45 (Anwaltskanzlei Maier). Dieser wurde vor einigen Jahren vom mittlerweile weggezogenen ehemaligen Stadtrat Thorsten Maier für die Initiativgruppe Westliche ins Leben gerufen.
Jeder, der möchte, kann dort Bücher mitnehmen – oder welche in den Schrank hineinstellen. „Das Innenstadt funktioniert meistens ganz gut“, berichtet Anwohner Armin Hofmann, der den Schrank mittlerweile betreut. Der Umlauf sei hoch: „Fast täglich werden neue Bücher hineingestellt oder mitgenommen.“Besonders begehrt sind Werke bekannter Autoren. Aber auch Sachbücher – allen voran Kochbücher – sind beliebt, hat Hofmann beobachtet.
Wer Bücher abgeben möchte, sollte jedoch beachten, dass die Schmöker in gutem Zustand und noch einigermaßen aktuell sind. „Es soll keine Müll-Sammelstelle sein“, so Hofmann. Und: „Wenn der Bücherschrank voll ist, bitte keine weiteren Kisten auf den Boden stellen.“
Bücherflohmarkt beim Rittergarten-Weihnachtsmarkt: Einmal im Jahr können gebrauchte Bücher auf dem Bücherflohmarkt des Rittergarten-Weihnachtsmarkts abgegeben werden. Das Team um Organisatorin Rose Lovrekovic nimmt in den Tagen vor dem Weihnachtsmarkt Buchspenden an. Während der beiden Veranstaltungs-Tage können Besucher sich dann nach Herzenslust Bücher aussuchen. Eine kleine Spende ist erwünscht – das gesammelte Geld fließt in das Brunnen-Projekt des Rittergartenvereins in Togo.
Allerdings: Die verschmähten Bücher werden nach dem RittergartenWeihnachtsmarkt von einem Entsorger abgeholt und eingestampft. „Wir haben keine Möglichkeit zur Lagerung“, sagt Lovrekovic.
Bücherflohmarkt beim Secondhand-Basar: Wer mit seinen Büchern noch etwas verdienen möchte, hat die Möglichkeit, sie bei der ein Mal im Jahr stattfindenden SecondHand-Börse im evangelischen Gemeindehaus zum Verkauf anzubieten. Auch dort gilt: Die Schmöker müssen in gutem Zustand und halbwegs aktuell sein. Was nicht verkauft wird, muss am Folgetag wieder abgeholt werden. Zehn Prozent des Verkaufserlöses wird einbehalten und an eine soziale Einrichtung in Tuttlingen gespendet.
Die Börse, die den Verkauf von Erwachsenen-Kleidung und Büchern zum Ziel hat, findet meistens im Februar statt. 2019 ist diese auf Freitag, 1. Februar, angesetzt. Unter der EMail-Adresse modeundbuecher@web.de kann in den Wochen vor der Veranstaltung eine Verkaufsnummer beantragt werden.
St.Gallus Kirche Die Heusackhütte
„Auf der Auslage stehen immer wieder andere Bücher“,