Trossinger Zeitung

Rekord-Rendezvous im Weltall

Nasa-Sonde „New Horizons“trifft „Ultima Thule“

- Von Christina Horsten

WASHINGTON (dpa) - Raumfahrtg­eschichte hat „New Horizons“schon jetzt geschriebe­n. Im Juli 2015 flog die etwa klaviergro­ße und rund 500 Kilogramm schwere Sonde der USRaumfahr­tbehörde Nasa als erster irdischer Flugkörper am Zwergplane­ten Pluto vorbei – und lieferte Wissenscha­ftlern einen Schatz an Bildern und Daten. „Es war ein kleiner Schritt für ‚New Horizons‘, aber ein gigantisch­er für die Menschheit“, jubelte Missionsch­ef Alan Stern danach und der damalige Nasa-Chef Charles Bolden schwärmte von einem „phänomenal­en Tag“und einem „historisch­en Meilenstei­n“.

Aber der Pluto war „New Horizons“nicht genug. In mehr als drei Jahren ist die Sonde seitdem etwa 1,6 Milliarden Kilometer weitergefl­ogen – und nun steht das nächste historisch­e Rendezvous an: Am Dienstag (1. Januar, gegen 6.30 Uhr MEZ), während an vielen Orten der Welt das neue Jahr begrüßt wird, soll „New Horizons“an einem Objekt im sogenannte­n Kuipergürt­el vorbeiflie­gen – ebenfalls als erster irdischer Flugkörper. Es wäre das bislang am weitesten von der Erde entfernte Rendezvous einer Sonde mit einem Himmelskör­per in der Raumfahrtg­eschichte – in einer Entfernung von rund 6,5 Milliarden Kilometern.

„(486958) 2014 MU69“hieß das Objekt bislang – und weil das niemand sich merken oder ausspreche­n kann, hat die Nasa ihm mithilfe einer Online-Umfrage nun erstmal den Spitznamen „Ultima Thule“gegeben. Nach dem Vorbeiflug will die Nasa dem Himmelskör­per gemeinsam mit der Internatio­nalen Astronomis­chen Union einen dauerhafte­n Namen geben.

Über „Ultima Thule“ist bislang nur extrem wenig bekannt – noch nicht einmal, ob es sich dabei um ein oder mehrere Objekte handelt. „Wir erwarten, dass es der am besten erhaltene planetare Baustein ist, den wir je erkundet haben“, sagt Missionsch­ef Stern. „‚Ultima Thule‘ sollte ein wertvolles Fenster in die frühe Zeit der Planetenfo­rmation und dem Zustand des Sonnensyst­ems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren sein.“

Im Januar gestartet

Das „New Horizons“-Team hat die vergangene­n Wochen damit verbracht, intensiv nach möglichen Gefahren für die Sonde wie etwa Monde oder Gesteinsbr­ocken in der Umgebung des Objekts zu suchen, konnte aber grünes Licht geben. Damit kann „New Horizons“nun sogar noch dreimal näher an „Ultima Thule“vorbeiflie­gen als an Pluto – in einer Entfernung von rund 3500 Kilometern und mit 51 500 Kilometern pro Stunde. Die Kommunikat­ion mit der Erde dauert rund zwölf Stunden, aber etwa zwölf Stunden nach dem Vorbeiflug erwartet die Nasa dann auch schon Fotos und erste Daten.

Die rund 700 Millionen Euro teure „New Horizons“-Mission hat schon einiges hinter sich. Im Januar 2006 war die Sonde vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaa­t Florida gestartet, 2006 an der Umlaufbahn des Mars vorbeigefl­ogen und hatte kurz darauf einen kleinen Asteroiden entdeckt, der später „APL“getauft wurde. 2007 hatte sie sich dem Jupiter auf rund 2,3 Millionen Kilometer genähert, 2008 die Umlaufbahn des Saturn durchquert, 2011 die des Uranus und 2014 die des Neptun.

2015 stand dann das mit Spannung erwartete Treffen mit Pluto an – und auch nach „Ultima Thule“dürfte noch nicht Schluss sein. Geht alles glatt, würde die Nasa „New Horizons“gerne noch zu weiteren Objekten im Kuipergürt­el schicken. Diese ringförmig­e Region enthält nach Schätzunge­n von Wissenscha­ftlern zigtausend­e Objekte. „Der Vorbeiflug an „Ultima Thule“wird schnell, herausford­ernd und er wird neues Wissen bringen. Weil es die am weitesten entfernte Erforschun­g von etwas in der Geschichte der Menschheit ist, wird es auch historisch“, sagt Missionsch­ef Stern. „Was ‚Ultima Thule‘ enthüllen wird? Niemand weiß es. Das ist das aufregends­te für mich – pure Erforschun­g und fundamenta­le Wissenscha­ft!“

 ?? FOTO: STEVE GRIBBEN/NASA/JHUAPL/SWRI/DPA ?? Rendezvous im All: Eine grafische Darstellun­g der geplanten Begegnung der Nasa-Sonde „New Horizons“(links) mit dem „Ultima Thule“genannten Objekt im sogenannte­n Kuipergürt­el.
FOTO: STEVE GRIBBEN/NASA/JHUAPL/SWRI/DPA Rendezvous im All: Eine grafische Darstellun­g der geplanten Begegnung der Nasa-Sonde „New Horizons“(links) mit dem „Ultima Thule“genannten Objekt im sogenannte­n Kuipergürt­el.

Newspapers in German

Newspapers from Germany