VfB im Abflug, Investor im Anflug
Stuttgarter verhandeln wohl mit Vermarkter Lagardère – Aufbruch ins Trainingslager
●RB Leipzig hat seinem StarStürmer Timo Werner (Foto: AFP) erstmals eine Frist gesetzt. Bis spätestens zum Sommer erwartet Geschäftsführer Oliver Mintzlaff eine Aussage. „Wir müssen logischerweise spätestens nach dem Saisonende wissen, wie es weitergeht“, sagte Mintzlaff dem „kicker“. Bei einer ausbleibenden Vertragsverlängerung will der Bundesligist den 22-Jährigen verkaufen. Mintzlaff betonte, dass es sich der Verein nicht erlauben könne, „mit Timo Werner in ein letztes Vertragsjahr zu gehen. Das haben wir auch so mit ihm und seinem Berater besprochen.“Leipzig wirbt schon länger um eine Verlängerung des im Juni 2020 auslaufenden Vertrages mit dem Stürmer, den RB 2016 für zehn Millionen Euro vom VfB Stuttgart geholt hatte. (dpa) Nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit hat Dennis Diekmeier (Foto: dpa) einen neuen Club gefunden: Der 29-jährige Rechtsverteidiger erhält beim Zweitligisten SV Sandhausen einen Vertrag bis 2020. Zu seinem ersten Pflichtspiel für den Tabellen-15. könnte Diekmeier ausgerechnet bei seinem Ex-Club auflaufen – am 30. Januar empfängt der Hamburger SV Sandhausen. Nach acht Jahren HSV hatte Diekmeier keinen neuen Vertrag mehr erhalten. Mit seinen Ex-Clubs 1. FC Nürnberg und dem HSV sammelte Diekmeier viel Erfahrung im Abstiegskampf. „Das ist in unserer derzeitigen Situation absolut nicht zu verachten“, sagte Koschinat. (SID) STUTTGART - Die einen heben ab, die anderen könnten zukünftig beim Durchstarten helfen: Während der sportlich angeschlagene VfB Stuttgart am Freitag mit 27 Spielern in sein Wintertrainingslager im spanischen La Manga aufbricht, wird hinter den Kulissen eifrig an der Zukunft gearbeitet. Nun könnte es mit einem zweiten Investor – nach Ankerinvestor Daimler, der 41,5 Millionen Euro für 11,75 Prozent der Anteile zahlte – ziemlich schnell gehen. So tauchte mit Lagardère ein neuer Name auf. „Die Verhandlungen mit dem französischen Vermarkter ,Lagardère’ stehen kurz vor dem Abschluss“, hatte Sky zuerst vermeldet. Durch den Verkauf von Anteilen der VfB-AG würden dem Club Einnahmen von 50 Millionen Euro winken. Zuvor hatte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich in der „Bild“angekündigt, „bis zum 30. Juni 2019 einen zweiten strategischen Partner finden zu wollen“. Nun könnte es allerdings doch ganz schnell gehen.
Doch was ist Lagardère überhaupt? Lagardère SCA ist eine große französische Unternehmensgruppe, die in der Verlags- und Medienbranche sowie im Bereich der Sportrechte aktiv ist. Zu den Sparten gehören unter anderem der größte Buchverlag Frankreichs (ehemals Hachette Livre) und weltweit drittgrößter Publikumsverlag oder eben auch Lagardère Sports (zuvor in Deutschland Sportfive und UFA Sports), die sich selbst als „weltweit agierenden führenden Vermarkter von Medienrechten an sportlichen Großereignissen“beschreiben. Dass gerade jener Teilbereich, der als Vermarkter mit 16 Clubs in Deutschland (u.a. Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und FC Augsburg) zusammenarbeitet, aber auch einzelne Sportler wie Bayern Robert Lewandowski oder Tennisspielerin Caroline Wozniacki unter Vertrag hat, beim VfB als Investor einsteigen will, mutet auf den ersten Blick konträr an.
Jedoch setzt das Unternehmen seit Beginn dieses Jahres auf eine neue Strategie, genannt „Goal 2020“. Ausschließlich Sponsoren würden nun als Kunden definiert, nicht mehr wie vorher auch die Rechtehalter. Laut dem Magazins „Sponsors“sollen die Clubs oder Verbände „verstärkt als Partner gesehen werden“, mit denen sie verstärkt wachsen wollen und „neue Vermarktungskonzepte für die Zukunft erarbeiten“– nun eventuell also auch als Partner und finanzieller Anteilseigner beim VfB.
Wie reagieren die Beteiligten? Es herrschen Zurückhaltung und Allgemeinheiten. Lagardère Sports war auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“überrascht von der Nachricht. „Ich bitte um Verständnis, dass wir uns an Spekulationen nicht beteiligen“, meinte ein Sprecher. Auch der VfB mauert. „Wir haben bislang keine Namen kommentiert und werden dies auch weiter nicht tun. Wir können allerdings bestätigen, dass wir aktuell mit mehreren namhaften Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen in konstruktiven Gesprächen stehen“, sagte ein Sprecher des Vereins, betonte aber auch: „Alle diese Unternehmen eint, dass sie nicht nur rein finanziell in den VfB Stuttgart investieren möchten, sondern uns auch ihre Expertise aus ihren jeweiligen Kerngeschäften zur Verfügung stellen würden, damit man gemeinsam innerhalb einer langfristigen und strategisch angelegten Partnerschaft wirtschaftlich erfolgreich sein kann und gemeinsam weitere Wachstumspotenziale des VfB Stuttgart hebt.“
Klingt also ganz so, als wäre diese Zusammenarbeit nicht abwegig.
Was passiert mit der Mannschaft? Kurzfristig muss es jedoch das aktuelle Konstrukt um Team und Trainer Markus Weinzierl richten. Der brach mit 27 Spielern, darunter die zuletzt angeschlagenen Daniel Didavi, Holger Badstuber, Pablo Maffeo, Dennis Aogo, Anastasios Donis und Borna Sosa, nach Spanien auf.
Und auch das Trainerteam bleibt aufgefüllt. Halil Altintop, zuständig als Coach für Freistöße und OffensivAbläufe, wird mindestens bis zum Saisonende dem Trainerstab angehören. Zudem stößt Andreas Hinkel wieder dazu. Der 36-Jährige hatte nach der Trennung von Tayfun Korkut kurzzeitig als Interimstrainer agiert, sich nach der Verpflichtung Weinzierls aber auf seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer konzentriert.
Zudem sucht Manager Wolfgang Reschke einen Technischen Direktor. „Wir hatten einen Wunschkandidaten, den haben wir nicht bekommen, jetzt sondieren wir den Markt. Das Geschäft ist so komplex geworden, dass du in der sportlichen Führung breite Kompetenz brauchst.“