Gut auf dem Weg
Janosch Brugger, Schwarzwälder Allgäuer, gilt als Langläufer mit Perspektive
OBERSTDORF - Auf das LangläuferFeld der 13. Tour de Ski wartet ein Problem: die Alpe Cermis, der berüchtigte „Final Climb“am Sonntag, neun Kilometer in freier Technik mit zum Ziel dreieinhalb Kilometer Aufstieg, einer durchschnittlichen Steigung von zwölf und Spitzen von 30 Prozent. Janosch Brugger lächelt. Für ihn ist die Tour de Ski vorbei. Seit gestern, planmäßig: „Ich hab’ das Luxusproblem, dass zwei WMs vor der Tür stehen. Da heißt es jetzt, langsam richtig fit werden.“
Janosch Brugger ist 21, war 2017 Junioren-Weltmeister im KlassikSprint. Saisonhöhepunkt sollte für ihn – logisch! – die U23-Weltmeisterschaft Ende Januar in Lahti sein. Nicht auf der Rechnung hatte der Exil-Schwarzwälder (geboren in Titisee-Neustadt, aufgewachsen in Lenzkirch, startend für die WSG Schluchsee, lebend in Fischen im Allgäu) allerdings den 2. Dezember, hatte Janosch Brugger die 15-Kilometer-Verfolgung, klassisch, zum Abschluss des Lillehammer-Triple – und sich selbst. Famos seine Laufzeit, die aus Platz 45 beim Start schließlich Platz 17 werden ließ. Schneller war niemand (Verfolgungssieger Didrik Toenseth aus Norwegen immerhin 1:21 Minuten langsamer), der Weltverband FIS notiert bei Janosch Brugger unter der Rubrik „Victories“eine „1“seither. Lohn des ersten Weltcup-Triumphs beim erst elften Start (inzwischen sind es 16) war überdies das Ticket für Seefeld. Für die Nordische Weltmeisterschaft in sieben Wochen. Die, wieder lächelt Janosch Brugger, „große WM“.
Vieles passiert gerade im Langläufer-Leben des Janosch B. Auch jetzt in Oberstdorf, eben war er 31. der Tour-de-Ski-Freistil-Verfolgung über 15 Kilometer geworden, kommt die Rede auf Lillehammer. Natürlich. „Zum Genießen“, sagt Janosch Brugger, „ging das eigentlich alles viel zu schnell. Das war irre, ist jetzt auch immer noch irre.“Verarbeiten vertagt. Auf nach der Saison. Profitieren erwünscht. Sofort. Natürlich macht so ein Erfolg etwas mit einem im zweiten Weltcup-Winter, dem ersten von Anfang an: „Das gibt dir einen Ansporn, weil du siehst: Es ist möglich.“
Janosch Brugger ist gut sortiert, vermag Erreichtes realistisch einzuordnen. Die 40. Position beim Oberstdorfer Klassik-Massenstartrennen am Mittwoch sei Resultat „solider“Arbeit gewesen, auch Platz 31 anderntags hatte viel Positives: „Ich konnt’ in der Welle sauber mitschwimmen, obwohl grad am Anfang das Tempo sauhoch war.“Und „das im Skating“– heuer bisher nicht wirklich Janosch Bruggers Wohlfühlzone. „Das läuft langsam, es pendelt sich ein.“Auf vertrautem (Trainings-)Terrain etwas leichter, mit gehörig Schwarzwälder Unaufgeregtheit sowieso. Langlauf denkt langfristig. „Das sind schon einige Jahre, einige Rennen, die du einfach brauchst. Nicht nur für die Erfahrung, für die Rennhärte auch. Das braucht seine Zeit, aber das kriegt auch seine Zeit.“ Er weiß, wo der Schlüssel liegt Peter Schlickenrieder, der Teamchef der deutschen Langläufer, sieht es nicht anders. Einen wie Tour-de-SkiDominator Johannes Hoesflot Klaebo aus Norwegen, 22 seit Oktober, „gibt’s alle 20 Jahre, aber der ist nicht der Maßstab. Deswegen muss man da geduldig sein.“Andererseits sei Janosch Brugger „schon einer, der genau weiß, wo der Schlüssel liegt. Ich denk’, dass der gut auf dem Weg ist.“Mit nächstem Halt beim CitySprint-Weltcup in Dresden am 12./13. Januar. In Lahti danach, wo Janosch Brugger speziell das 30-KilometerMassenstartrennen, klassisch, mit Ambitionen angeht. „Man schielt schon gern Richtung Podest, aber ich wär’ auch mit einer Top-5-Platzierung zufrieden.“Nach Rang sieben übrigens, erlaufen bei den U23-Titelkämpfen 2018 im eidgenössischen Goms über die halbe Distanz. Seefeld schließlich wird „’ne Super-Zugabe“. Eine Lern-WM. Und doch mehr: „Weil – ich seh’ einfach: Grad im Massenstart ist alles möglich.“
Kurzfristig feine Perspektiven. Fernab der Alpe Cermis.