Trossinger Zeitung

Herausford­erungen und Chancen

Bürgermeis­ter Meier zeigt beim Neujahrsem­pfang Probleme und Lösungen auf

- Von Sabine Felker

In seiner Neujahrsan­sprache zeigt Bürgermeis­ter Maier Konfliktli­nien auf.

TROSSINGEN - Dieses Mal gab es keinen kommunalpo­litischen Schwerpunk­t, sondern einen Überblick über die Themen, die Bürgermeis­ter Clemens Maier als die dringlichs­ten der nächsten Jahre ansieht: Beim zwölften Neujahrsem­pfang der Stadt Trossingen ging es um die wirtschaft­liche Prosperitä­t, die nötig ist, um die Finanzen der Stadt zu konsolidie­ren und um den gesellscha­ftlichen, sozialen Zusammenha­lt der Einwohner. Maier scheute sich dabei nicht, Konfliktli­nien innerhalb der Bevölkerun­g anzusprech­en.

„Wirtschaft­liche Prosperitä­t mit erfolgreic­hen Unternehme­n“sei unerlässli­ch, „um Arbeit und Wohlstand der Bürger zu sichern und die Finanzen der Stadt zu konsolidie­ren“, nannte Bürgermeis­ter Maier den ersten von zwei Punkten, die „die höchste Priorität haben müssen“, um die Zukunft Trossingen­s und seiner Bürger positiv beeinfluss­en zu können. Der zweite Punkt sei der „soziale Zusammenha­lt“, um „Sicherheit und Ordnung zu gewährleis­ten und den Zerfall in Parallelge­sellschaft­en aufzuhalte­n“.

Das, was geschehen könnte, wenn Trossingen auf diesen beiden Gebieten nicht erfolgreic­h agiert, malte Maier in düsteren, wenn auch realistisc­hen Farben. Sollte die Konjunktur in den nächsten Jahren einbrechen, „wird sich die finanziell­e Situation der Stadt sehr schnell verschlech­tern“, die Lage würde „sehr schwierig“werden. Denn Trossingen wird nach derzeitige­n Planungen Ende 2022 Schulden in Höhe von 17 Millionen Euro haben. „Stand heute sind es 7,7 Millionen Euro“, betonte Maier. Das Geld wird für Investitio­nen gebraucht, allen voran für Schulen und Kindergärt­en.

Maier nutzte die Gelegenhei­t, um auch das Thema Gewerbeste­uer zu streifen. Denn noch im Dezember hatte er versucht, den Gemeindera­t für eine Steuererhö­hung zu gewinnen, um die künftige Schuldenla­st etwas zu senken. Mit Hinweis auf Unternehme­n, die bei einer erhöhten Gewerbeste­uer sich womöglich nicht mehr in Trossingen ansiedeln wollten, lehnte der Gemeindera­t den Antrag ab. Doch in seiner Neujahrsan­sprache betonte Maier, dass die Gewerbeste­uer für Unternehme­r „allenfalls ein Randthema“sei. Ihnen ginge es um die Höhe der Grundstück­spreise, die Baukosten und die Nähe zur Autobahn. Integratio­n und Neid Im zweiten Teil seiner Rede ging Maier auf „die zentrale Frage für die Zukunft unserer Stadt“ein, „wie es uns gelingt, unsere Neubürger, die überwiegen­d aus Rumänien zu uns gekommen sind, zu integriere­n“.

Bereits bei seiner Neujahrsan­sprache 2018 hatte Maier gesagt, dass etwa zehn Prozent der Einwohner Trossingen­s aus Rumänien stammen. Die Integratio­n dieser Menschen sei extrem wichtig, weil sonst Parallelge­sellschaft­en entstünden, die „Gift für das soziale Miteinande­r“seien, so Maier. Derzeit, so seine Einschätzu­ng, würden viele neue Mitbürger aus Rumänien ihre sozialen Kontakte fast ausschließ­lich und „relativ abgeschlos­sen“in Freikirche­n pflegen. Maier hofft darauf, dass eine Öffnung der Freikirche­n hin zum Rest der Gesellscha­ft gelingen kann. Neben der Bringschul­d der Stadt sieht er „auch eine Holschuld unserer Neubürger, sich aus der Isolation zu lösen und auch den konkreten Willen zur Integratio­n aufzubring­en.“

Doch Maier beleuchtet­e das Thema nicht einseitig: Er betonte: „Unsere Wirtschaft ist froh über die rumänische­n Arbeitskrä­fte“und erinnerte daran, dass die rumänische­n Kinder später Steuerzahl­er werden und damit helfen, die Renten zu sichern. Kritik übte er an denen, die negativ den Neubürgern gegenüber stehen: „Dass vermehrt Spätaussie­dler Vorbehalte gegen Rumänen äußern, mag aufgrund von sozialen Verlustäng­sten subjektiv verständli­ch sein, doch liegt es noch gar nicht so lange zurück, dass gerade in Trossingen auch für Spätaussie­dler neue Kindergärt­en gebaut und Schulen erweitert wurden. Und das in noch weit größerem Maße als heute für Rumänen.“

Weil die Integratio­n und Sprachverm­ittlung am einfachste­n bei den Kindern gelinge, sei es wichtig, dass jedes Kind einen Kindergart­enplatz bekomme. Auch das Jugendrefe­rat leiste dabei wertvolle Arbeit. Die geplante Erlebniswi­ese könne als Begegnungs­stätte dienen und so den Jugendrefe­renten die Möglichkei­t geben, „positiv auf Jugendlich­e einzuwirke­n“. Um Jugendlich­e für die Kommunalpo­litik begeistern zu können, will Maier das Projekt „8er-Rat“ins Leben rufen. In Kooperatio­n mit den Schulen sollen sich dabei Achtklässl­er kommunalpo­litisch engagieren können.

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FOTO: SABINE FELKER
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FOTO: SABINE FELKER Weil der Andrang unerwartet groß war, wurde der Neujahrsem­pfang vom kleinen Saal in den großen Saal des Konzerthau­ses verlegt. Bürgermeis­ter Clemens Maier freute sich über die große Resonanz.

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