Trossinger Zeitung

Die Volksparte­ien kämpfen

- Von Sabine Lennartz

Nein, 2018 war kein gutes Jahr für die Volksparte­ien. CDU und CSU oft heillos zerstritte­n, die SPD rat- und kraftlos. Höchste Zeit, sich neu zu sortieren, denn bald wird es ernst. Die Europawahl und Wahlen im Osten des Landes stehen an. In Sachsen ist der Status der CDU als Volksparte­i gefährdet, sie liegt derzeit in Umfragen nur vier Prozentpun­kte vor der AfD. Die SPD ist dort fast nicht mehr vorhanden.

Kein Wunder, dass dies auch bei den Sozialdemo­kraten Personaldi­skussionen auslöst. Man kann es tapfer nennen oder auch unpassend, Finanzmini­ster Olaf Scholz hat sich vorsichtsh­alber schon mal als Kanzlerkan­didat der SPD ins Spiel gebracht. Denn dass Parteichef­in Andrea Nahles trotz oft guter Arbeit bei den Wählern nicht ankommt, hat sich schon erwiesen. Doch reichen neue Köpfe? Die SPD muss aufpassen, dass sie nicht wie die Union im letzten Jahr mit Eitelkeite­n und Personalqu­erelen von sich reden macht statt mit ihrer Arbeit.

CDU und CSU haben 2018 in den Abgrund geblickt. Bei der Klausur in Seeon wurde deshalb der Hebel für das neue Jahr umgelegt. Die Ernsthafti­gkeit ist bei allen Beteiligte­n zu spüren. Nach den heftigen Kämpfen des vergangene­n Jahres ist der Wechsel zur totalen Harmonie allerdings nicht auf Anhieb überzeugen­d. Das haben Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Alexander Dobrindt gemerkt, und deshalb in der Abschlussp­ressekonfe­renz auch kleinere Differenze­n angesproch­en, zum Beispiel die Diskussion um das Pflichtjah­r oder den Ausbau des Freiwillig­endienstes. Schließlic­h soll die „kooperativ­e Konkurrenz“als neue Zauberform­el dienen.

Klare Konkurrenz und trotzdem Kooperatio­n, das muss für die gesamte Große Koalition gelten. Ob das zu schaffen ist, wird aber nicht nur vom neuen Personal abhängen und erst recht nicht vom alten, sondern davon, ob es den Volksparte­ien gelingt, über Konzepte zu streiten, die über den Tag hinaus tragen. Und ob sie am Ende Wege finden, sich zu einigen und damit den Konkurrent­en von links und rechts Überzeugen­des entgegense­tzen können. s.lennartz@schwaebisc­he.de

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