Ein Steak und seine Folgen
Ribéry beschimpft Kritiker auf das Übelste – Bayern reagiert mit hoher Geldstrafe
DOHA (SID) - Am Sonntagmorgen in Doha erweckte Franck Ribéry den Eindruck, als sei nichts geschehen. Auf dem Weg zum Trainingsplatz in der weitläufigen Aspire Academy ging er Arm in Arm mit Rafinha, aus seinem Handy ertönte dabei Musik, anschließend scherzte er ausgelassen mit James Rodriguez. Nur wenig später wurde dann allerdings deutlich, dass doch etwas geschehen war. Sportdirektor Hasan Salihamidzic räumte ein, dass sich Ribéry eine Entgleisung geleistet habe, die der FC Bayern nicht akzeptieren könne.
Eine „sehr hohe“Geldstrafe wird der Franzose laut Salihamidzic dafür bezahlen müssen, dass er und seine schwangere Ehefrau Wahiba sich im sozialen Netzwerk Instagram mit einem vulgären Rundumschlag gegen ihre Kritiker zur Wehr setzen. Dass der FC Bayern nicht zu drastischeren Maßnahmen greift, ist wohl nur mit Ribérys Stellung im Verein zu erklären. Jedem anderen Profi hätte wohl zumindest eine kurzfristige Suspendierung gedroht. Doch die Bosse stellten sich wieder einmal schützend vor ihr Enfant terrible. O-Ton: Ribery war in Kommentaren zum Teil „aufs Übelste beleidigt worden“(Salihamidzic), weil er am Freitag in einem noblen Restaurant in Dubai ein mit 24 Karat Blattgold überzogenes Ribeye-Steak verzehrt hatte.
Als Antwort auf die Kommentare hatte Ribéry seinerseits üble Beschimpfungen verbreitet. „Beginnen wir mit den Neidern und Hasserfüllten, die durch ein löchriges Kondom entstanden sein müssen: F**** eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum“, schrieb er und ergänzte: „Ich schulde euch nichts, meinen Erfolg habe ich vor allem Gott zu verdanken, mir selbst und meinen Lieben, die an mich geglaubt haben.“Alle anderen seien „nicht mehr als Kieselsteine in meinen Schuhen“.
Teamkollege Thomas Müller nahm Ribéry ebenfalls in Schutz. „In diesen Momenten, in denen er sich ungerecht behandelt fühlt, wo er überhart attackiert wird, dann gehen die Pferde mit ihm durch. Er kann sich da eben nicht so kontrollieren“, sagte der Nationalspieler und fügte an: „Es ist allerdings auch so, dass er viel attackiert wird.“
Auch Salihamidzic zeigte durchaus Verständnis für die Reaktion von Ribéry. Zunächst sei dieser in dem Restaurant eingeladen worden, er habe also nicht 1200 Euro für das Steak bezahlt. Weil „seine hochschwangere Frau, sein Kind und seine Mama, die im Krankenhaus operiert wurde“, deshalb auf sozialen Netzwerken zu Unrecht angegriffen wurden, habe sich Ribéry „vor seine Familie gestellt und gewehrt“, und dazu, fügte Münchens Sportdirektor an, „hat er auch jedes Recht“.
Allerdings, und auch darauf legte Salihamidzic Wert: „Leider ist ihm das total entgleist.“Ribéry habe „Worte benutzt, die wir als FC Bayern München nicht akzeptieren können und die Franck als Vorbild, als Spieler des FC Bayern, nie benutzen darf.“Er habe dies Ribéry am Samstagabend verdeutlicht und ihm mitgeteilt, „dass er eine hohe Geldstrafe bekommen wird. Diese Strafe hat er akzeptiert“. Ribéry Vertrag läuft zum Saisonende aus, er hofft noch einmal auf eine Verlängerung. Verhältnis schon lange angespannt
Seine Tirade hatte Ribery bereits am Freitagabend angekündigt. „Oooh, ich muss wohl ein paar Mütter beleidigen. Bis morgen, gute Nacht“. Zudem keilte er gegen die Medien, die über seinen vom ihm selbst veröffentlichen Restaurantbesuch berichtet hatten. „Oh ja, für diese Sorte von Belanglosigkeiten seid ihr zur Stelle!“, schrieb Ribery in einem Post, er klagte über „Pseudo-Journalisten, die immer nur negativ über mich und meine Taten“berichten.
Das Verhältnis zwischen Ribéry und französischen Medien ist seit Jahren angespannt. Er gilt als einer der Rädelsführer des Spielerstreiks bei der WM 2010 in Südafrika – ein nationales Trauma. Dazu kam auch die Sexaffäre mit einer minderjährigen Prostituierten. Im November attackierte Ribéry nach dem 2:3 bei Borussia Dortmund einen französischen TV-Reporter, weil er sich zu Unrecht kritisiert gefühlt hatte. Er entschuldigte sich dafür.
Auf die Kommentare zum Restaurantbesuch hatte zunächst Ribérys Frau Wahiba reagiert, sie sei „kurz vor dem Erbrechen“und ergänzte: „Armes Frankreich, dass es so viele Idioten und Arschlöcher gibt.“
Dass ihr Mann später verbal komplett in die falsche Schublade griff, zählt allerdings ebenfalls nicht zum französischen Kulturgut.