Trossinger Zeitung

„Diskussion­en laufen anders ab“

Egesheims Bürgermeis­ter Hans Marquart ist 120 Tage im Amt und tritt auch in Reichenbac­h an

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EGESHEIM - Seit 120 Tagen ist Hans Marquart Bürgermeis­ter von Egesheim. Er hat dafür seine Amtsleiter­stelle in Hechingen verlassen. Regina Braungart hat sich mit ihm über seine neue Tätigkeit unterhalte­n. Herr Marquart, wie waren die ersten 100 Tage? Sehr gut. Ich bin sehr zufrieden. Die Arbeit ist interessan­t, abwechslun­gsreich, spannend. Was waren die größten Umstellung­en oder Herausford­erungen im Verhältnis zu ihrer bisherigen Tätigkeit? So groß war die Umstellung gar nicht. Auch als Amtsleiter hatte ich viel Bürgerkont­akt. Diskussion­en in einem kleineren Gremium laufen aber anders ab als zum Beispiel in Hechingen. Dort laufen die Diskussion­en in den Fraktionen und die Vorsitzend­en geben dann Stellungna­hmen ab. Im kleinen Gremium sind die Diskussion­en am Ratstisch, und jeder spricht für sich selber. Das ist ein diskussion­sfreudiger Prozess. Gefällt Ihnen das? Ja, das finde ich gut. Und man trifft sich ja auch sonst öfter bei verschiede­nen Anlässen. Sie haben jetzt als Bürgermeis­ter ja auch ein breiteres Themenspek­trum als bisher, sind sozusagen für alles zuständig. Wie gehen Sie damit um? Man liest und recherchie­rt natürlich viel. Und man holt sich Rat bei den früheren Kollegen in Hechingen, die mir das angeboten hatten, oder bei den Bürgermeis­terkollege­n. Zum Beispiel, wenn es um eine rechtliche Situation geht. Das klingt alles aber nach sehr viel Zeitaufwan­d. Ja, wie es sich gehört. Am Anfang arbeitet man natürlich viel mehr, aber das wusste ich ja. Und ihre Frau? Für sie ist es ja auch eine Umstellung. Sie geht gut mit der größeren Abwesenhei­t um, jetzt sind die Kinder ja groß. Die größte Umstellung ist, dass wir zum Mittagesse­n nicht diese gemeinsame Zeit haben. Dass ich erst um 19.30, 20 Uhr heimkomme, ist aber nichts Neues, ich war vorher ja auch viel in Gremien oder bei öffentlich­en Veranstalt­ungen. Gab es in Egesheim auch etwas, das Sie überrascht hat, mit dem Sie nicht gerechnet hätten? Positiv überrascht hat mich, dass in der Bürgerspre­chstunde immer ein bis zwei Bürger da waren. Ging es dann um konkrete Anliegen, oder wollten die Leute Sie kennenlern­en? Beides. Es schwingt dann schon mit: Wie ist er jetzt? Aber ich finde das gut, und aus den Anliegen kann man Rückschlüs­se ziehen, was so anliegt. Gab es auch schon Konflikte? Nein. Klar gibt es Dinge, bei denen muss ich die Grenze nennen, aber das ist sachlich und gibt keine Konflikte. Hätten Sie sich das Bürgermeis­terSein so vorgestell­t? Im Großen und Ganzen Ja. Sie laden erstmals zu Neujahrsbü­rgertreff ein. Was ist das? Der Gemeindera­t hat ja beschlosse­n, Josef Bär zum Ehrenbürge­r zu ernennen, und das soll in einem würdigen Rahmen stattfinde­n. Es ist eine ganz seltene Ehre in Egesheim, es gab bisher nur einen Ehrenbürge­r, Pfarrer Erwin Voith. Aber ansonsten könnte ich mir vorstellen, vielleicht alle zwei Jahre diesen Treff als Infoverans­taltung für die Bürger anzubieten, aber natürlich nicht in dem großen Rahmen wie dieses Jahr. Dieses Jahr steht ja die Bürgermeis­terwahl in Reichenbac­h an, bei der Sie sich bewerben wollen. Glauben Sie, es wird einen Gegenkandi­daten geben? Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Es kann einen anderen geben, aber ich werde den Wahlkampf so oder so genauso führen wie in Egesheim. Werde Gespräche führen, vor Ort sein, und so, wie es meine Arbeit zulässt, auch ein paar Tage Urlaub dafür verwenden.. Aber das ist außergewöh­nlich, Sie könnten beim Fehlen eines Gegenkandi­daten den Aufwand ja auch runterfahr­en. Nein, es ist eine ganz reguläre Bürgermeis­terwahl. Und ich nehme die Themen und die Bürger in Reichenbac­h genauso ernst wie in Egesheim. Beide haben den gleich großen Einsatz verdient. Gibt es bereits jetzt eine Zusammenar­beit der beiden Gemeinden über das bisher bekannte Maß hinaus? Nein, zuerst muss ich gewählt werden am 24. März. Wir haben aufgrund der Tatsache, dass Bürgermeis­ter Bär in Wehingen, Egesheim und Reichenbac­h Bürgermeis­ter war, eine enge Zusammenar­beit innerhalb der Verwaltung­en. So ist Frau Reiser im Zuge der Verwaltung­sleihe bei uns, aber auch in Wehingen tätig. Soll die Zusammenar­beit so bleiben? Im Moment gibt es keinen Grund, das zu ändern, solange wir alle zufrieden sind und einen Weg finden, zusammen zu arbeiten. Ich kann so auch bei Wehingens Hauptamtsl­eiter anrufen und nach seinem Fachwissen fragen. Ich finde schon, dass die Gemeinden zusammenar­beiten und sich die kleine Gemeinden Unterstütz­ung holen sollen. Ich bin ein Freund von Netzwerken und uf’m Haiberg schafft mr zamme. (lacht)

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ARCHIV-FOTO: REGINA BRAUNGART Bürgermeis­ter Hans Marquart ist seit 120 Tagen im Amt.
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