Grübeln um den Meistertitel
Tuttlinger Lehrer will die Mathematik-Weltmeisterschaft in die Region holen
TUTTLINGEN - Die Region Tuttlingen/Rottweil könnte 2020 Austragungsort für die Mathematik-Weltmeisterschaft werden. Das ist der Plan von Helmut Ruf. Der Lehrer an der Fritz-Erler-Schule und Gründer des Tuttlinger Schülerforschungszentrums will Tuttlingen als Wettkampfort ins Spiel bringen. Die Chancen stehen nicht schlecht: Denn Ruf ist seit Anfang des Jahres Mitglied des internationalen Organisationskommitees (IOC).
Noch gibt es für das Jahr 2020 keinen Austragungsort für die Weltmeisterschaft in Mathematik. Eine Gelegenheit, die Helmut Ruf ergreifen will. Er will im Juli die Region Tuttlingen/Rottweil in den Ring werfen. Und dafür hat er gute Argumente. „Was immer zieht: Die anderen kommen gerne nach Deutschland“, sagt er. Und Tuttlingen und die Umgebung sei wunderschön. Denn neben dem Wettkampf gibt es auch ein Rahmenprogramm, bei dem die Umgebung und interessante Unternehmen erkundet würden. Auch das Schülerforschungszentrum habe über Ländergrenzen hinaus einen guten Ruf. „Es ist sehr attraktiv, den Wettbewerb in einem mittelgroßen Umfeld zu machen“, so Ruf. Denn so bekomme die Weltmeisterschaft mehr Aufmerksamkeit als etwa in einer Großstadt wie Stuttgart.
Ernst wird es im Juli. Dann reisen zwei Mannschaften aus Deutschland nach Barcelona. Dort findet die Mathematik-Weltmeisterschaft 2019 statt. Drei Tage lang messen sich dort die Schüler, präsentieren der Jury möglichst kreative Lösungsansätze für mathematische Probleme. Die Siegermannschaft darf sich Weltmeister nennen. Und: Ruf wird Tuttlingen offiziell vorschlagen. Mehrere Monate Vorbereitung Für die Athleten beginnt der Wettkampf bereits mehrere Monate früher. Schon im März werden die Aufgaben veröffentlicht, für die es in der Mathematik oft noch gar keine Lösung gibt. Bis zum Wettbewerb können die Schüler über den mathematischen Problemen aus insgesamt zehn Teilgebieten grübeln. Darum, eine tatsächliche Lösung zu finden geht es auch nicht – sondern darum, möglichst kreative Ansätze zu präsentieren. „Es ist aber auch schon passiert, dass die Professoren den ein oder anderen Ansatz weiterverfolgt haben“, erklärt Ruf.
Auch das gehört zu den Vorraussetzungen für einen Austragungsgort: Die Unterstützung von einer Universität. Außerdem muss Ruf sich auf die Suche nach Sponsoren und einen Schirmherren machen. Und: Eine Unterbringung für rund 200 Menschen aus der ganzen Welt. Denn die sollen während der Weltmeisterschaft möglichst zusammen wohnen und sich kennenlernen und austauschen. „Für die Sponsoren und die Stadt kann der Wettbewerb ein Aushängeschild sein“, sagt Ruf. Unter den ersten Drei Die deutschen Mannschaften, eine aus Norddeutschland, eine aus Süddeutschland, werden aus Hochbegabtenprogrammen und außerschulischen Lernorten, wie dem Tuttlinger Schülerforschungszentrum, rekrutiert. Das sechsköpfige Betreut wird das sechsköpfige Team aus dem Süden von Ruf und zwei Studenten aus Konstanz. „Das sind Schüler, die seit Jahren bei uns sind und schon am Ende ihrer schulischen Laufbahn sind“, erklärt er. Die kommen etwa aus Tuttlingen, Friedrichshafen oder sogar Pforzheim. 2018 erreichte eine die süddeutsche Mannschaft den dritten Platz.
Ein Erfolg bei der Weltmeisterschaft kann den zukünftigen Weg für die Mathe-Athleten ebnen. „Die werden alle mal Mathematik studieren“, sagt Ruf. „Das war bisher immer so“. Über den Wettbewerb könnten viele schon erste Kontakte an den Universitäten knüpfen. Favoriten seien aber immer Frankreich und Russland, sagt Ruf. Dort habe die Mathematik einen ganz anderen Stellenwert. In Deutschland würden viele Menschen schlechte Erinnerungen mit dem Mathematik-Unterricht verbinden und Politiker erzählen schon mal, dass sie damals auch schlecht in Mathe gewesen seien. „In Frankreich wäre das unmöglich“, so Ruf.
Die Chancen stehen laut Ruf nicht so schlecht, dass die süddeutsche Mannschaft zu einer HeimWM antreten darf. Doch neben Deutschland gibt es noch einen weiteren Bewerber im Lostopf um die Weltmeisterschaft: Georgien.
Doch auch wenns nicht klappt mit der Tuttlinger WM: Die MatheAthleten trainieren weiter. „Wir lernen jedes Jahr dazu.“Und eine Bewerbung für 2021 ist auch noch möglich.