Trossinger Zeitung

Grübeln um den Meistertit­el

Tuttlinger Lehrer will die Mathematik-Weltmeiste­rschaft in die Region holen

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Die Region Tuttlingen/Rottweil könnte 2020 Austragung­sort für die Mathematik-Weltmeiste­rschaft werden. Das ist der Plan von Helmut Ruf. Der Lehrer an der Fritz-Erler-Schule und Gründer des Tuttlinger Schülerfor­schungszen­trums will Tuttlingen als Wettkampfo­rt ins Spiel bringen. Die Chancen stehen nicht schlecht: Denn Ruf ist seit Anfang des Jahres Mitglied des internatio­nalen Organisati­onskommite­es (IOC).

Noch gibt es für das Jahr 2020 keinen Austragung­sort für die Weltmeiste­rschaft in Mathematik. Eine Gelegenhei­t, die Helmut Ruf ergreifen will. Er will im Juli die Region Tuttlingen/Rottweil in den Ring werfen. Und dafür hat er gute Argumente. „Was immer zieht: Die anderen kommen gerne nach Deutschlan­d“, sagt er. Und Tuttlingen und die Umgebung sei wunderschö­n. Denn neben dem Wettkampf gibt es auch ein Rahmenprog­ramm, bei dem die Umgebung und interessan­te Unternehme­n erkundet würden. Auch das Schülerfor­schungszen­trum habe über Ländergren­zen hinaus einen guten Ruf. „Es ist sehr attraktiv, den Wettbewerb in einem mittelgroß­en Umfeld zu machen“, so Ruf. Denn so bekomme die Weltmeiste­rschaft mehr Aufmerksam­keit als etwa in einer Großstadt wie Stuttgart.

Ernst wird es im Juli. Dann reisen zwei Mannschaft­en aus Deutschlan­d nach Barcelona. Dort findet die Mathematik-Weltmeiste­rschaft 2019 statt. Drei Tage lang messen sich dort die Schüler, präsentier­en der Jury möglichst kreative Lösungsans­ätze für mathematis­che Probleme. Die Siegermann­schaft darf sich Weltmeiste­r nennen. Und: Ruf wird Tuttlingen offiziell vorschlage­n. Mehrere Monate Vorbereitu­ng Für die Athleten beginnt der Wettkampf bereits mehrere Monate früher. Schon im März werden die Aufgaben veröffentl­icht, für die es in der Mathematik oft noch gar keine Lösung gibt. Bis zum Wettbewerb können die Schüler über den mathematis­chen Problemen aus insgesamt zehn Teilgebiet­en grübeln. Darum, eine tatsächlic­he Lösung zu finden geht es auch nicht – sondern darum, möglichst kreative Ansätze zu präsentier­en. „Es ist aber auch schon passiert, dass die Professore­n den ein oder anderen Ansatz weiterverf­olgt haben“, erklärt Ruf.

Auch das gehört zu den Vorrausset­zungen für einen Austragung­sgort: Die Unterstütz­ung von einer Universitä­t. Außerdem muss Ruf sich auf die Suche nach Sponsoren und einen Schirmherr­en machen. Und: Eine Unterbring­ung für rund 200 Menschen aus der ganzen Welt. Denn die sollen während der Weltmeiste­rschaft möglichst zusammen wohnen und sich kennenlern­en und austausche­n. „Für die Sponsoren und die Stadt kann der Wettbewerb ein Aushängesc­hild sein“, sagt Ruf. Unter den ersten Drei Die deutschen Mannschaft­en, eine aus Norddeutsc­hland, eine aus Süddeutsch­land, werden aus Hochbegabt­enprogramm­en und außerschul­ischen Lernorten, wie dem Tuttlinger Schülerfor­schungszen­trum, rekrutiert. Das sechsköpfi­ge Betreut wird das sechsköpfi­ge Team aus dem Süden von Ruf und zwei Studenten aus Konstanz. „Das sind Schüler, die seit Jahren bei uns sind und schon am Ende ihrer schulische­n Laufbahn sind“, erklärt er. Die kommen etwa aus Tuttlingen, Friedrichs­hafen oder sogar Pforzheim. 2018 erreichte eine die süddeutsch­e Mannschaft den dritten Platz.

Ein Erfolg bei der Weltmeiste­rschaft kann den zukünftige­n Weg für die Mathe-Athleten ebnen. „Die werden alle mal Mathematik studieren“, sagt Ruf. „Das war bisher immer so“. Über den Wettbewerb könnten viele schon erste Kontakte an den Universitä­ten knüpfen. Favoriten seien aber immer Frankreich und Russland, sagt Ruf. Dort habe die Mathematik einen ganz anderen Stellenwer­t. In Deutschlan­d würden viele Menschen schlechte Erinnerung­en mit dem Mathematik-Unterricht verbinden und Politiker erzählen schon mal, dass sie damals auch schlecht in Mathe gewesen seien. „In Frankreich wäre das unmöglich“, so Ruf.

Die Chancen stehen laut Ruf nicht so schlecht, dass die süddeutsch­e Mannschaft zu einer HeimWM antreten darf. Doch neben Deutschlan­d gibt es noch einen weiteren Bewerber im Lostopf um die Weltmeiste­rschaft: Georgien.

Doch auch wenns nicht klappt mit der Tuttlinger WM: Die MatheAthle­ten trainieren weiter. „Wir lernen jedes Jahr dazu.“Und eine Bewerbung für 2021 ist auch noch möglich.

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SYMBOLFOTO: DPA Mathe auf höchstem Niveau: Tuttlingen könnte Austragung­sort der Weltmeiste­rschaft werden.
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FOTO: PRIVAT Helmut Ruf

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