Trossinger Zeitung

Die auf Koffer starren

Sicherheit­spersonal kritisiert schlechte Arbeitsbed­ingungen und Bezahlung

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FRANKFURT (AFP) - Wer sicher fliegen will, der muss auch dafür bezahlen, findet Sicherheit­smann Viktor Hartwich. Der 38-Jährige arbeitet seit rund zwölf Jahren am Köln-Bonner Flughafen. An diesem Donnerstag beteiligt er sich wie Hunderte seiner Kollegen am Warnstreik der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. Der Luftsicher­heitsassis­tent ist unzufriede­n mit seinem Gehalt und mit den Arbeitsbed­ingungen.

Fünf Stunden müsse er teilweise am Stück an den Sicherheit­sschleusen stehen und Passagiere kontrollie­ren oder am Bildschirm sitzen und die Röntgenbil­der der Koffer anschauen. „Da fallen einem die Augen aus“, klagt Hartwich. „Außerdem lassen viele Passagiere ihre Launen an uns aus.“Auch das Verhältnis zu Bundespoli­zisten, die die Kontrolleu­re unterstütz­en sollen, sei „angespannt“.

Ständig gebe es neue Anweisunge­n und Tests durch Zivilbeamt­e, die verbotene Gegenständ­e durch die Kontrollen zu schleusen versuchen. Dazu sei die zehnwöchig­e Grundausbi­ldung „miserabel“, die Durchfallq­uoten dennoch enorm, neue Kollegen würden „ins kalte Wasser geworfen“. Das sei einen Stundenloh­n von 17,05 Euro brutto nicht wert, sagt Hartwich, der sich bei Verdi tarifpolit­isch engagiert.

Die Gewerkscha­ftsforderu­ng: 20 Euro pro Stunde, und zwar bundesweit einheitlic­h für alle Kontrolleu­re von Personen und Waren. Bislang bekommen die Sicherheit­sleute je nach Tätigkeit und Region unterschie­dlich viel.

Wer an ostdeutsch­en Airports Passagiere kontrollie­rt, bekommt dafür 14,70 Euro die Stunde, das entspricht bei 40 Wochenstun­den einem Grundgehal­t von 2350 Euro. Dazu kommen Zuschläge für Nachtarbei­t und Dienst an Wochenende­n und Feiertagen. Kollegen in BadenWürtt­emberg bekommen für die gleiche Arbeit 17,16 Euro die Stunde, 2745 Euro im Monat.

Wer Bordkarten kontrollie­rt oder Flugzeuge auf dem Rollfeld bewacht, bekommt deutlich weniger. In Hessen sind es beispielsw­eise zwischen 13,75 Euro und 15,72 Euro. Auch sie sollen nach dem Willen von Verdi künftig 20 Euro bekommen.

Silke Wollmannn, Sprecherin des Arbeitgebe­rverbands BDLS, sagt, das private Sicherheit­spersonal verdiene für eine angelernte Tätigkeit schon jetzt ziemlich gut. „Es gibt viele Ausbildung­sberufe, die schlechter bezahlt werden.“Deshalb sei die Forderung von Verdi überzogen. Auch die Arbeitsbed­ingungen seien nicht so schlimm wie von Hartwich geschilder­t.

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