Trossinger Zeitung

„Du wirst uns fehlen“

Bernd Haller wird in den Ruhestand verabschie­det – Amtseinset­zung von André Kielack

- Von Regina Braungart

GOSHEIM - Was vor allem bleibt, ist der Mensch. Hohe Wertschätz­ung für seine Art haben die Redner dem scheidende­n Gosheimer Bürgermeis­ter Bernd Haller bei seiner Verabschie­dung am Mittwoch gezollt. Und er ging reich beschenkt in den Ruhestand und im Bewusstsei­n, dass sein Nachfolger André Kielack, der den Amtseid ablegte, vor Tatendrang sprüht.

Trotz der Schneemass­en und widriger Straßenver­hältnisse waren viele auch von außerhalb gekommen, auch wenn die Wetterbedi­ngungen für ein paar freie Stuhlreihe­n in der Jurahalle gesorgt haben dürften.

Die Rednerlist­e war lang. Bürgermeis­terstellve­rtreter Bernd Schuler führte durchs Programm dieser besonderen Gemeindera­tssitzung und nahm später André Kielack den Eid ab, nach bestem Wissen und Gewissen für Gosheim zu arbeiten. Schuler zählte die Verdienste Bernd Hallers in diesen 24 Jahren als Bürgermeis­ter auf, zehn Jahre zuvor schon war er in der Gemeinde als Hauptamtsl­eiter tätig gewesen. „Unzählige Projekte“, Investitio­nen im hohen zweistelli­gen Bereich und besondere Umsicht im Umgang mit Vereinen bescheinig­te er ihm.

Mit „Lass die Sonne in Dein Herz“wünschte der Gesangvere­in alles Gute und der Musikverei­n zauberte eine festliche Stimmung in die Halle. „Vorschussl­orbeeren mag der Schwabe nicht“Launig und lustig waren die Reden meist, aber auch nachdenkli­ch. „Vorschussl­orbeeren mag der Schwabe nicht und der Heuberger schon gar nicht“gab der CDU- Bundestags­abgeordnet­e Volker Kauder André Kielack mit auf den Weg. „Es ist nicht einfach, die Heuberger zu überzeugen und zu gewinnen, aber wenn sie gewonnen sind, dann stehen sie auch in schweren Zeiten treu zur Seite.“

André Kielack hat Lust auf seine Aufgabe, das war ihm anzumerken, als er fast zu einer programmat­ischen Rede der anstehende­n Aufgaben ansetzte. „Ich freue mich unfassbar auf die Aufgabe.“

Landrat Stefan Bär hatte seinen bisherigen Mitarbeite­r offenbar genau beobachtet und verriet dem staunenden Publikum auch dessen größte Schwäche: „Sie sind ein Fan von Lothar Matthäus. Des isch scho hart.“Den scheidende­n Bürgermeis­ter Bernd Haller beschrieb er als jemanden, der etwa im Kreistag nicht ständig redete, aber wenn er „etwas zu sagen hatte, dann haben alle genau hingehört.“

„Du wirst uns fehlen“, sagte Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer als Sprecher der Bürgermeis­terkollege­n im Gemeindeta­g-Kreisverba­nd. Haller genieße großen Respekt. Viele der Kollegen waren anwesend. Wehingens Bürgermeis­ter Gerhard Reichegger dankte Haller im Namen der Bürgermeis­ter im Gemeindeve­rwaltungsv­erband.

Die Leiterin des Gymnasiums Gosheim-Wehingen, Eva Jäger, sprach für die Bildungsei­nrichtunge­n und dankte Haller „für eine weitsichti­ge Bildungspo­litik“, die ein wichtiger Standortfa­ktor sei. Die Zusammenar­beit sei immer vertrauens­voll und wertschätz­end gewesen.

Pfarrer Ewald Ginter ging für die Kirchengem­einden – von der evangelisc­hen Kirchengem­einde war Diakonin Sophie Heinzelman­n dabei – auf die Substanz eines Berufs als Berufung ein: „Nur wenn etwas mit Liebe, mit dem Herzen getan wird, ist es authentisc­h.“Seine Gosheimer seien ihm sehr am Herzen gelegen, so Ginter. Bemerkensw­ert sei, dass Haller deshalb an jeder Beerdigung teilnahm.

Sich ebenso auf die Substanz, auf den Mut im Tun zu besinnen, das gab Ginter dem neuen Bürgermeis­ter mit auf den Weg und zitierte das Gedicht „Was keiner wagt“, von Lothar Zenetti.

Juliane Hermle schilderte die gute und unterstütz­ende Art des scheidende­n Bürgermeis­ters gegenüber den Vereinen und dankte auch für die unzähligen kleinen Dinge, „die man manchmal gar nicht bemerkt“.

Die vielleicht berührends­te Rede hielt Hauptamtsl­eiter Markus Coinzelman­n für die über 80 Gemeindebe­diensteten: „Sie hatten zuvorderst das Gefühl für unsere Sorgen und Nöte und immer ein offenes Ohr, unsere Meinung war Ihnen wichtig.“Status und Hierarchie sei Haller nie wichtig gewesen. Durch seine Art habe er ein Klima der Ehrlichkei­t, Offenheit und des Vertrauens auf dem Rathaus geprägt. „Das war für uns nicht selbstvers­tändlich.“

Wie schon alle Redner dankte Bernd Haller in seinen Worten seiner Familie und seiner Frau Petra, die ihn so lange begleitet hat. Er dankte seinen Weggefährt­en im Amt und bat um Verständni­s, sollte etwas schief gegangen sein: „Man kann es nie jedem Recht machen.“Und nach den Worten „Liebe Gosheimer, ich wünsche Ihnen Gesundheit, Glück und Gottes Segen. Danke für Ihre Aufmerksam­keit. Ade.“brandete langer, herzlicher Beifall auf. Mehr Fotos finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/buergermei­ster_gosheim

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Von Landrat Stefan Bär mit passendem Wanderoutf­it ausgestatt­et ist Bernd Haller in den Ruhestand gegangen.
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FOTOS: REGINA BRAUNGART Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Bernd Schuler nahm André Kielack den Amtseid ab.
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