Jürgen Roth: „Lassen Sie uns starten!“
Neuer Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen wird ins Amt eingeführt
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Ein neues Jahr, ein neuer Oberbürgermeister – auch wenn dieser, Fridi Millers Wahlanfechtung geschuldet, zunächst „nur“als Amtsverweser vereidigt werden musste. Selten war VS auf eine Neujahrsansprache so gespannt wie am Sonntag. Denn klar war: An seinen heutigen Worten wird Jürgen Roth für die Dauer seiner Amtszeit gemessen werden.
Das war dem neuen Oberbürgermeister offenbar bewusst. „Lange habe ich überlegt, was mein erster Satz als neuer Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen sein soll. Denn mit dem ersten Satz ist es ja bekanntlich ein bisschen wie mit dem ersten Schritt: Der fällt oft schwer ...“, hob er dann auch zu seiner Neujahrsansprache an – und war damit auf charmante Weise um eben diesen herumgekommen.
Im Vorfeld hatte er wohl fast noch mehr Hände geschüttelt als am Tag seines Wahlsiegs – beinahe bis auf die Straße hinaus standen die Gäste im Theater am Ring an diesem Sonntagabend. Der Theatersaal selbst konnte sie gar nicht alle fassen – doch man hatte vorausschauend geplant und übertrug die Amtseinführung live nach nebenan in den kleinen Saal. Die anwesende Prominenz war groß und zahlreich und die Liste der Redner lang. Doch die bedeutendste, Roths Einstandsrede, kam zum Schluss. Nachdem er schon zuvor nimmermüde Hände geschüttelt und Glückwünsche angenommen hatte, ergriff er immer noch sichtlich gerührt ob des großen Interesses an seiner Amtseinführung und seiner Person das Wort.
Der neue Oberbürgermeister, der nun am Rednerpult stand, gab sich zwar äußerlich bescheiden und zurückhaltend, inhaltlich aber wild entschlossen. Worte wie „jetzt“, „künftig“oder feste Versprechen untermauerten den Tatendrang. Und mit einer langen Liste an To-Do’s, die er auch im Wahlkampf bemüht hatte, setzte sich das neue Stadtoberhaupt schon fast selbst unter Druck. Unter dem Strich war die Quintessenz: In VS soll für das neue Stadtoberhaupt unter seiner Führung künftig in vielen Bereichen ein anderer Wind wehen. Und schnell wurde klar: Der Beginn seiner ersten Amtsperiode soll, geht es nach Roth, keineswegs der Haushaltsplan sein, der noch vor seinem Amtsantritt für 2019 gestrickt worden ist und momentan dem Regierungspräsidium Freiburg zur Genehmigung vorliegt. Im Gegenteil: Für den Haushalt 2019 und darauffolgende Planungen bis 2024 bedürfe es einer steigenden Konjunktur mit steigenden Steuereinnahmen – angesichts der ungewissen und merklich schlechter prognostizierten Wirtschaftslage, meinte Roth: „Wir werden also die ganze Sache ganz genau beobachten müssen, bewerten und dann im Rat entscheiden, wie wir darauf reagieren“. Der beschlossene Haushaltsplan 2019 habe die Rücklagen nahezu aufgebraucht, „zumindest mal im Plan“. „Wir werden realistische Zahlen und Umsetzungen vorlegen. Wir werden mehr Aufträge an Freie Büros vergeben. Wir werden mehr erreichen müssen, mehr umsetzen.“ Straßenbau Betrachte man, dass im Straßenbau allgemein davon ausgegangen werde, dass 100 000 Euro Auftragsvolumen pro Monat im Vollausbau machbar seien, – habe VS mit seinem 4,2Millionen-Euro-Programm also eigentlich 42 Monate vor sich. „Sie sehen, wie die Sache sich entwickelt. Das alles muss auch abgeschafft werden können.“Klar sei jedoch: „Die Zeiten der Blumen in den Straßenvertiefungen müssen aufhören“und die Planungen müssten dahingehen, „dass wir eine Straße einmal aufmachen und alles reinlegen und erneuern, was erforderlich ist – auf einmal!“und schlüssige Zeitpläne. Bildung Kämpferisch waren seine Ansagen zu anderen Mammutaufgaben. In Sachen Bildung etwa liege der Schwerpunkt auf den Schulen und der Schaffung von neuen Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten für die aktuell unversorgten 250 und die noch kommenden Kinder. Sicherheit In Sachen Polizei strebt Roth neue Wege an. „Wir brauchen im Land mit der Polizei eine Sicherheitspartnerschaft, nicht nur in Freiburg“, forderte er. Er setze sich dafür ein, „dass man sich in Villingen-Schwenningen sicher fühlt“, egal wo.