Narren bringen neue Halle zum Funkeln
Eröffnungsball mit Hollywood-Stimmung: Zunft mit „Glanz, Glamour und (G)Klamauk“
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Passender hätte das Motto für den Eröffnungsball nicht sein können: Mit einer großen Portion „Glanz, Glamour und (G)Klamauk“feierte die Narrenzunft VS-Schwenningen am Wochenende den Auftakt ihrer Fasnet und die Premiere in der Neckarhalle.
Herausgeputzt hatte sich nicht nur die neue Stadtteilhalle zur ersten großen Abendveranstaltung, auch das Publikum hatte sich festlich in Schale geschmissen: Überall blitzte und blinkte es – die Damen trugen verschiedenste Kleidformen und die Herren glänzten mit Anzug und Zylinder. Da konnte es schon mal vorkommen, dass Zunftmeister Lutz Melzer den Eröffnungsball mit der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Los Angeles verwechselte. Auch wenn – allen voran bei der Tontechnik – noch nicht alles 100-prozentig klappte, war die Narrenzunft doch glücklich. „American way of life“Nicht nur bei der musikalischen Begrüßung durch Fanfarenzug und Musikverein Harmonie wurde das BallMotto von allen Beteiligten in Szene gesetzt. Da waren Martin Güntter und Nils Mühlbacher, die als Showmaster das Publikum in die „Welt der Schönen und Reichen“entführten. Und da war die Garde, die zu „Carneval de Paris“einen stimmungsvollen Auftakt auf dem neuen Bühnenparkett tanzte. Die jüngsten Teilnehmer, die Power Kids, begeisterten mit ihrem Regenbogentanz und ihren passenden fantasievollen Kostümen. Den typischen „American way of life“verkörperten die Teenie Dancers als Narrenzunft-Cheerleader: Frech und lässig tanzten sie zu HipHopBeats. Die Formation um Maja Wiebler, die seit mittlerweile 30 Jahren beim Eröffnungsball mit ausgefallenen Choreografien dabei ist, zeigte zu Rumba, Discofox und irischem Stepptanz eine etwas andere Art des Paartanzes, nämlich mit Knien, Beinen und Füßen. Auf große James Bond-Mission begaben sich die Happy Neckar Dancers in ihren dunklen Glitzeranzügen. Das NarrenzunftBallett verzauberte das Publikum mit einem ganz magischen Medley und mitreißenden Beats, auf die die anspruchsvolle Choreografie perfekt abgestimmt war.
Mit zum Karneval nach Venedig nahm das Männerballett die Zuschauer. Schon allein ihr MaskenOutfit und das Bühnenbild mit Canale Grande erweckten typisches Italien-Flair. Natürlich waren es auch die Sprech-Nummern, die dem kurzweiligen Abend den richtigen Glanz verliehen: Als in die Jahre gekommener Diskostar Travolta, mit Föhnwelle und Schlaghose gestylt, entpuppte sich Jochen Schwillo: Er machte einen kurzen Streifzug durch das Schwenninger Nachtleben und musste feststellen: „Ä Disco fehlt, ein gscheiter Schuppen, wo man feste kann bis in die Puppen.“Klatsch und Tratsch gab’s beim Necklemer G’schätz: Nicht zum ersten Mal begeisterten dabei die alten Schachteln Bertl (Jürgen Wangler) und Friedl (Günther Hermel), die Rast neben Zeitungsleser »Matze« (Siegfried Zölle) an der Neckarquelle machten. Zusammen erinnerten sie sich an die Zeiten des Käthrile-Beck, der im Schaufenster schon damals den ersten Gruppensex gezeigt habe: „Da lag ein Amerikaner auf drei Schnecken.“
Eine geballte Ladung rabenschwarzen Humor gab’s in bewährter Manier von Raphael Rabe aus dem Vogelnest, der es sich wieder einmal nicht nehmen ließ, die Lokalpolitik des vergangenen Jahres mit rhetorischem Geschick aufs Korn zu nehmen. Da ist die Neckarhalle, minimalistisch in der Namensgebung – Rabe schlägt alternativ „Kubons kubischer Klotz“oder „Breunings Renatrium“vor – und minimalistisch in der Bauweise: „Sichtbeton mit Holz gepaart, da hat man wieder Farbe gespart!“Und da ist die OB-Wahl mit ihrem „Kuriositätenkabinett“, bei der jeder Kandidat von Rabe sein Fett abbekommt: „Und das Grauen war komplett, ist doch ganz klar, mit Fridi Miller Superstar.“
Eine Marilyn Monroe ohne Neckholder-Kleid und Retro-Locken: Geht das? Bei Familie Schlenker schon: Denn kurzerhand verwandelte sich Jörg Schlenker in die „Marilyn vom Neckar“und parodierte zusammen mit Nicole und Matti Schlenker den Auftritt der beiden Necklemer Heike und Ralf Kempter, die ihre Heimatstadt besingen.
Die Feuertaufe in der Neckarhalle war der Narrenzunft also geglückt. Denn Funkeln gab’s nicht nur auf jeglicher Kleidung, das war auch in den Augen der Gäste zu erkennen.