Tierpädagogik im Eßlinger Kindergarten
Einrichtung im Ortsteil soll wiederbelebt werden – Kooperation mit Haus der Familie
TUTTLINGEN-ESSLINGEN - Der Eßlinger Kindergarten ist im August 2017 geschlossen worden – es waren einfach nicht genügend Kinder da. Nun soll er wiedereröffnet werden, aber mit einem neuen Konzept: Die Stadt Tuttlingen plant, die Einrichtung im Ortsteil spätestens ab September mit einem tierpädagogischen Konzept zu betreiben.
Das sieht vor, dass Tiere fester Bestandteil des Kindergartenalltags sind. Hasen, Schafe und andere Haustiere sollen im Eßlinger Kindergarten leben. Gelegentlich werden auch Ponys und Hunde zu Besuch kommen, so die Pressestelle der Stadt. Die zwölf Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, für die Platz im Eßlinger Kindergarten ist, sind für die Betreuung und Pflege der Tiere mitverantwortlich.
„In Eßlingen haben wir einen Kindergarten mitten in der Natur und mit viel freier Fläche – für so ein Projekt ist er geradezu prädestiniert“, äußert sich Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck zum Konzept, das es in dieser Form bislang in Tuttlingen noch nicht gebe. Angedacht ist ein Modell mit verlängerten Öffnungszeiten von 7 bis 14 Uhr. Zudem soll der Eßlinger Kindergarten künftig an den städtischen Kindergarten Haus der Familie angeschlossen sein. Denn: „Nur mit Eßlinger Kindern alleine lässt sich die Einrichtung nicht füllen.“Derzeit leben im kleinen Ortsteil lediglich fünf Kinder im Kindergartenalter. Zustimmung des Ortsvorstehers „Das ist großartig“, kommentiert Eßlingens Ortsvorsteher Hartmut Wanderer die Aussicht, dass die Einrichtung wiedereröffnet wird. Auch der Grundgedanke des tierpädagogischen Konzepts gefällt ihm. Das Naturverbundene passe gut nach Eßlingen. „Mit Sicherheit wird es am Donnerstag im Ortschaftsrat niemanden geben, der eine andere Meinung vertritt“, fasst er die Grundstimmung im Vorfeld der Sitzung zusammen. Denn der Kindergarten sei das letzte Stückchen Infrastruktur, das Eßlingen noch gehabt habe. Jahrelang habe man dafür gekämpft, dass es erhalten bleibe.
Wichtig ist die Wiederbelebung des Kindergartens aus Sicht des Ortsvorstehers auch mit Blick auf das geplante Wohnprojekt am Sommerberg in Richtung Talheim – dort sollen 26 Einfamilienhäuser entstehen. Baubeginn könnte bereits in zwei Jahren sein. Einige Grundstücke gehören laut Wanderer der Kirche. Diese will explizit an Familien mit Kindern verkaufen, sagt er.
Das Kooperationsmodell für den Eßlinger Kindergarten sieht vor, dass Kinder, die im Haus der Familie in Tuttlingen betreut werden, regelmäßig den Tierkindergarten besuchen dürfen, quer durch alle Altersstufen und Gruppen. „Das ist eine Art rollierendes System“, erklärt Stadtsprecher Arno Specht den Ablauf. Gleichzeitig haben die Eßlinger Kinder die Möglichkeit, am pädagogischen Konzept der Kindertagesstätte Haus der Familie teilzuhaben. Der Transport ist über einen Fahrdienst vorgesehen, sodass Eltern ihre Kinder am gewohnten Kindergarten abgeben könnten.
Familien, die nicht in Eßlingen wohnen, können ihre Kinder nicht im Ortsteil anmelden, erklärt Specht und begründet das mit den zugeordneten Kindergartenbezirken. Möglich sei das aber über den Umweg über das Haus der Familie, das eine Sonderstellung habe. Positiv für Sozialverhalten „Die Kinder wachsen mit Tieren auf und bekommen so positive Einflüsse auf ihr Sozialverhalten“, erklärt Klaus Jansen, Fachbereichsleiter Familien bei der Stadt, das tierpädagogische Konzept für Eßlingen. Zudem lernten sie durch die Betreuung und Pflege von Hase und Co., Verantwortung zu übernehmen. Rund 100 000 Euro werden für kleinere Umbauten im Kindergarten Eßlingen benötigt sowie für die Anschaffung der Tiere und des Inventars. Außerdem sind mindestens drei Personalstellen eingeplant, denn die Tiere müssen auch an Wochenenden und in den Ferien versorgt werden. „Das wurde im Stundenbudget der Erzieherinnen eingerechnet“, betont Specht. Der Eßlinger Ortschaftsrat tagt zur geplanten Wiedereröffnung des Eßlinger Kindergartens am Donnerstag, 7. Februar, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Eßlingen. Der Gemeinderat Tuttlingen hat das Thema in seiner Sitzung am Montag, 11. Februar, 17 Uhr auf der Tagesordnung.