Schwere Kost
Im Super Bowl dominieren die Abwehrreihen – Tom Brady führt New England zum sechsten Triumph
ATLANTA (dpa/SID) - Tom Brady und die New England Patriots haben sich abermals in die Geschichtsbücher der National Football League (NFL) geschrieben. Mit dem sechsten Titelgewinn zogen die Patriots mit Super-Bowl-Rekordsieger Pittsburgh Steelers gleich. Brady ist der erste Footballer, der sich sechsmal zum NFL-Champion krönte. Doch der 13:3-Sieg im Super Bowl in Atlanta gegen die in der Offensive überforderten Los Angeles Rams war vor allem etwas für Defensivfanatiker.
Überglücklich herzte Brady seine Ehefrau Gisele Bündchen und reckte mit Töchterchen Vivian die ersehnte Silbertrophäe in den Konfettiregen. „Das wird wahrscheinlich erst in sehr, sehr langer Zeit so richtig bei mir ankommen.“Der Superstar trug die Vince-Lombardi-Trophäe breit grinsend in die Kabine der Patriots. Team-Besitzer Robert Kraft verteilte in den Katakomben Zigarren. „Unsere Verteidigung? Das war unglaublich“, lobte Brady seine Kollegen.
Über 100 Millionen Amerikaner vor den Fernsehern, mehr als 800 Millionen Fans weltweit und die 70 081 Zuschauer im Stadion von Atlanta bekamen beim mit Spannung erwarteten Duell allerdings schwere Kost geboten. Die Partie wurde von den Defensivreihen geprägt. Noch nie gab es in einem Super Bowl weniger Punkte. Der bisherige Tiefstwert stammte aus dem Jahr 1973, damals schlugen die Miami Dolphins die Washington Redskins mit 14:7. Im Internet machte daher schnell die Bezeichnung „Super Bore“, also SuperLangweiler, die Runde. „Für die, die eingeschlafen sind ... die Patriots haben den Super Bowl gewonnen“, spottete die Nachrichtenagentur AP. „Der schlechteste Super Bowl der Geschichte“, schrieb CNN in einem Meinungsbeitrag. „Es war langweilig, unspannend, niemals endend.“
Mit einem defensiven Meisterplan entzauberten Bill Belichick und sein Trainerstab den gefürchteten Angriffswirbel von Los Angeles. „Ich habe es nicht ansatzweise gut genug gemacht für unser Team“, gestand Rams-Trainer Sean McVay. „Das Schwerste daran ist die Endgültigkeit.“Auch Quarterback Jared Goff (24) wirkte sichtbar überfordert. Nervös und planlos agierte der Spielmacher, traf schlechte Entscheidungen und warf schlimme Pässe, die Offense der Rams kam nie ins Rollen. „Es tut mir so weh, weil ich weiß, wie gut unsere Defensive gespielt hat“, sagte Goff. „Es ist fürchterlich.“
Trotz Triumph Nummer sechs haben Belichik und Brady noch nicht genug.