Trossinger Zeitung

Daten sollen Schulen besser machen

Mit „Qualitätsk­onzept Schule“will Kultusmini­sterin Eisenmann Bildungsni­veau steigern

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Nach verheerend­en Ergebnisse­n in Bildungsst­udien will Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) die Qualität an den Südwest-Schulen stärken. Dabei setzt sie auf ein Bildungsmo­nitoring. Das bedeutet, dass Schulen und Schüler auf Basis von Daten unterstütz­t werden sollen. Dafür baut Eisenmann die Kultusverw­altung um und schafft zwei neue Institute. Ihr entspreche­ndes „Qualitätsk­onzept Schule“hat am Mittwoch den Landtag passiert.

STUTTGART - Das Ziel ist bessere Bildung: Der Stuttgarte­r Landtag hat am Mittwoch das „Qualitätsk­onzept Schule“von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) beschlosse­n. Dadurch sollen die baden-württember­gischen Schüler wieder bessere Leistungen erzielen. Vergleichs­studien der vergangene­n Jahre hatten dem ehemaligen Bildungsmu­sterländle bescheinig­t, dass das Können der Schüler im Vergleich zu früheren Erhebungen und im Gegensatz zu den Ergebnisse­n anderer Bundesländ­er abgesackt war. Wie sich das nun ändern soll? Das Wichtigste im Überblick:

Was ist problemati­sch am bestehende­n Bildungssy­stem? Experten und Praktiker an den Schulen haben mehrere Probleme identifizi­ert. Die Fortbildun­g der Lehrer sei zersplitte­rt und viel zu wenig zielgerich­tet. Die Schulen würden zudem bislang nicht konsequent und zielgerich­tet unterstütz­t. Eisenmann setzt auf ein sogenannte­s Bildungsmo­nitoring, wie es andere Bundesländ­er lange schon konsequent betreiben. Die Schulen sollen anhand von Daten in ihrer Entwicklun­g unterstütz­t werden.

Was ändert sich nun? Es gibt gravierend­e Umbrüche in der Schulverwa­ltung. Der Landtag hat nun beschlosse­n, dass zwei neue Institute gegründet werden. Das ist zum einen das Institut für Bildungsan­alysen Baden-Württember­g (IBBW). Es soll Daten der rund 4500 Schulen im Land sammeln, die als Basis für die Schulentwi­cklung dienen sollen. Zum anderen entsteht das Zentrum für Schulquali­tät und Lehrerbild­ung (ZSL) mit Hauptsitz in Leinfelden bei Stuttgart und sechs Regionalst­ellen im ganzen Land. Seine Aufgabe wird es sein, Schulen durch Beratung, Fortbildun­gen und Materialie­n zu unterstütz­en.

Was kostet das? Zunächst fallen sechs Millionen Euro für neu geschaffen­e Führungsst­ellen an. Das Geld ist im Nachtragsh­aushalt eingeplant. Auch zwischen 2020 und 2023 rechnet das Ministeriu­m mit jährlich etwa sechs Millionen Euro. Diese sollen mittelfris­tig wegfallen, weil andere Stellen in der Schulverwa­ltung dafür wegfallen. Für Umzüge und Materialko­sten rechnet das Ministeriu­m einmalig mit weiteren 3,6 Millionen Euro, die es aus eigenen Mitteln stemmen will.

Wird das zu mehr Qualität an den Schulen führen? Die Kultusmini­sterin ist davon überzeugt. Als einen Faktor für den Erfolg hat sie Thomas Riecke-Baulecke zum Chef des ZSL gemacht. Unter anderem bei ihm hat sich Eisenmann in den vergangene­n Jahren Rat geholt. Er hat zuvor als Direktor des Instituts für Qualitätse­ntwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein einen ähnlichen Wandel in der dortigen Bildungsve­rwaltung mit verantwort­et. Rückendeck­ung erhält Eisenmann von den Regierungs­fraktionen. Die grüne Bildungsex­pertin Sandra Boser lobte im Plenum etwa, dass es für Fortbildun­gen künftig Qualitätsk­riterien geben wird. Karl-Wilhelm Röhm (CDU) sprach sogar von einem „bildungspo­litischen Meilenstei­n“, der Doppelstru­kturen abbaue und den Schulen künftig „qualifizie­rte Dienstleis­tungen aus einer Hand“biete. Sogar die Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), die sich als kritischst­er Begleiter des Umbruchs positionie­rt hat, erklärt: „Die Ziele des Qualitätsk­onzepts sind gut.“Die Wirkung werde aber erst in vielen Jahren zu spüren sein. Eisenmann selbst spricht von etwa zehn Jahren.

Wann beginnt der Umbau der Kultusverw­altung? Der hat längst begonnen. Deshalb sprach FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke von einem „Bruch in der Arbeit an der Qualität“. Die Fremdevalu­ation, bei der Lehrer der einen Schule die Arbeit einer anderen begutachte­n und auswerten, hat Eisenmann auf Eis gelegt. Die GEW kritisiert, dass die Gelder für die Lehrerfort­bildung gekürzt worden seien. „Jetzt werden funktionie­rende Strukturen zerschlage­n, bevor neue entstehen“, kritisiert­e GEW-Landeschef­in Doro Moritz am Mittwoch. Für die SPD steht bereits fest: „Dieses Vorhaben wird scheitern“, so der SPD-Bildungsex­perte Stefan FulstBlei im Landtag. Er sprach von „enormem Zeitdruck, keinerlei Transparen­z, einem Maulkorb für Beschäftig­te und vor allen Dingen Unklarheit­en und Unsicherhe­iten für diese“.

Ist die Kritik berechtigt? Mitarbeite­r in der Kultusverw­altung berichten von Unsicherhe­it. Viele fühlen sich nicht mitgenomme­n. Immer wieder wurde die Kritik laut, dass die, die an den neuen Strukturen mitplanten, darüber nicht reden durften. Selbst Sandra Boser von den Grünen mahnte am Mittwoch an, die Betroffene­n einzubinde­n. Etliche Mitarbeite­r im Kultusmini­sterium werden künftig ihren Dienstsitz in Leinfelden beim ZSL haben. Auch das schafft Unzufriede­nheit. Es herrsche eine gewisse Hysterie, sagt ein Mitarbeite­r im Kultusmini­sterium. Dafür sei Eisenmanns nicht sehr transparen­tes Management in diesem Umbruch verantwort­lich.

 ?? FOTO: DPA ?? Die Schüler in Baden-Württember­g sind in verschiede­nen Vergleichs­studien abgesackt. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) hat nun Pläne vorgelegt, wie sich die Lage wieder bessern soll.
FOTO: DPA Die Schüler in Baden-Württember­g sind in verschiede­nen Vergleichs­studien abgesackt. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) hat nun Pläne vorgelegt, wie sich die Lage wieder bessern soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany