Trossinger Zeitung

Nur wenige wollen Geld geschenkt

Prämie für Elektromob­ilität kaum nachgefrag­t – Fahrzeugpr­eise zu hoch

- Von Dorothee Torebko

BERLIN - Die Elektromob­ilität soll in Deutschlan­d das Klima retten, doch sie läuft nicht an: Wie der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV) am Mittwoch verkündete, fahren in Deutschlan­d von 35 000 Bussen bisher nur 97 mit Elektroant­rieb. Auch der Pkw-Markt für E-Autos hat sich enttäusche­nd entwickelt: 600 Millionen Euro wollte der Bund an Prämien für E-Autos ausschütte­n. Doch nur 134 Millionen gingen bisher an die Bürger – zu gering ist das Interesse an den Batteriemo­bilen. Nun will der Bund die Prämien verlängern. Doch das bringt nur wenig, meinen Verbände.

Der Markt für E-Busse und E-Autos haben ähnliche Probleme: Die elektronis­chen Fahrzeuge sind im Vergleich zu teuer. Der VDV hat errechnet, dass ein E-Bus 570 000 Euro kostet, ein Dieselgefä­hrt des neuesten Schadstoff­standards Euro 6 hingegen nur 220 000. Zudem sind die Preise für die Batteriefa­hrzeuge gestiegen, seitdem die Busse vom Bund bezuschuss­t werden. „Diese Zahlen belegen, dass die Einführung und Etablierun­g der Elektromob­ilität im Busbereich deutlich teurer ist, als die Neubeschaf­fung moderner Dieselbuss­e“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Deshalb werden die Verkehrsun­ternehmen auch in Zukunft auf Dieselbuss­e setzen. Diesel gewinnt Marktantei­le Ähnlich ist es beim Pkw-Markt. Weil die Infrastruk­tur in Form von Ladesäulen fehlt und weil die Wagen im Vergleich zu Dieseln oder Benzinern teurer sind, haben bisher nur wenige auf den Prämientop­f der Bundesregi­erung zugegriffe­n und stattdesse­n zuletzt mehr Diesel gekauft. Der Marktantei­l bei den Neuzulassu­ngen von dem totgeglaub­ten Selbstzünd­er stieg Anfang des Jahres wieder. Die Bundesregi­erung hatte als Marschrout­e vorgegeben, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Das Ziel hat sie kassiert. Nun ist von 2022 die Rede.

Ist das realistisc­h? Wenn man sich die Lieferfris­ten ansieht, könnte es knapp werden. Bis zu einem Jahr warten Pkw-Käufer bisher auf ihren elektrisch­en Flitzer, bei Bussen sind die Fristen sogar noch länger. Da dauert es bis zu anderthalb Jahren. Deshalb setzen die Verkehrsun­ternehmen nicht auf deutsche Hersteller, sondern auf europäisch­e – und asiatische. „Bei den chinesisch­en Modellen ist die Karosserie zwar verbesseru­ngswürdig, doch die Reichweite stimmt und sie sind schnell zu haben“, sagt Wortmann. „Die deutschen Hersteller haben zu spät überlegt, wohin sich der Markt entwickelt“, erläutert VDV-Hauptgesch­äftsführer Oliver Wolff. „Jetzt müssen sie aber liefern, sonst schaffen wir die Klimaschut­zziele nie.“ Öffentlich­er Verkehr überfüllt Diese sehen vor, dass bis zum Jahr 2030 rund 65 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – der Verkehr soll dazu einen großen Beitrag leisten. Wie das geschehen soll, klärt gerade eine vom Bundesverk­ehrsminist­erium eingesetzt­e Kommission. Laut Umweltverb­änden ist die Reduktion von Emissionen auf der Straße aber nur ein Teil eines größeren Konzepts. Auch der Öffentlich­e Nahverkehr muss seinen Beitrag leisten. Doch: „Wir sind überfüllt. Wir brauchen dringend den Kapazitäts­ausbau“, sagt VDV-Präsident Wortmann. Denn die Fahrgastza­hlen wachsen: 2018 sind sie um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Präsident fordert deshalb Milliarden vom Steuerzahl­er, von Unternehme­n und vom Bund.

Die E-Busse sollen dabei einen wesentlich­en Batzen bekommen. Denn allein für Metropolre­gionen wie München bedeutet die Umstellung auf Batteriefa­hrzeuge einen Mehraufwan­d von 400 Millionen Euro bis 2030. Zu den Investitio­nen gehört nicht nur die Anschaffun­g von Fahrzeugen, auch Ladestelle­n, neue Werkstätte­n und Fahrer müssen finanziert werden. „Wer soll das zahlen?“, fragt Präsident Wortmann. Und meint damit: Die Verkehrsun­ternehmen allein können es nicht.

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FOTO: DPA Eine Frau lädt ein Elektroaut­o an einer Ladesäule: Mehr Elektroaut­os sollen auf die Straßen, doch die Verbrauche­r sind zurückhalt­end – trotz Prämien.

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