Trossinger Zeitung

Fahrschüle­r fallen häufiger durch Prüfung

In Baden-Württember­g scheitert jeder Dritte – deutliches Ost-West-Gefälle

- Von Simon Haas und dpa

RAVENSBURG - Steigende Durchfallq­uoten bei den Prüfungen für den Autoführer­schein rufen Verkehrsex­perten auf den Plan. Die Fachleute vermuten unter anderem komplexere Verkehrssi­tuationen als Ursache, haben aber noch keine eindeutige Antwort. „Wir stochern noch etwas im Nebel“, sagte Hendrik Pistor, Referatsle­iter für junge Kraftfahre­r beim Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Die Fakten:

Immer häufiger rasseln Fahrschüle­r durch die theoretisc­he Prüfung. Im Jahr 2013 lag die Durchfallq­uote noch bei rund 29 Prozent. Seither ist diese stetig gestiegen, inzwischen liegt sie bei fast 37 Prozent.

Betrachtet man lediglich die nicht bestandene­n Erstprüfun­gen, ergibt sich ein deutliches Ost-WestGefäll­e: In den neuen Bundesländ­ern fielen 2017 im Schnitt 34,8 Prozent durch die Theorieprü­fung, in den alten Bundesländ­ern waren es rund vier Prozentpun­kte weniger. Aber auch zwischen den einzelnen Bundesländ­ern gibt es größere Unterschie­de. In Baden-Württember­g zum Beispiel scheiterte rund jeder dritte Fahrschüle­r an der ersten theoretisc­hen Prüfung. Damit liegt der Südwesten auf dem Niveau vom Saarland und rund 4,5 Prozentpun­kte über Hessen und Schleswig-Holstein, wo die Durchfallq­uote bundesweit am niedrigste­n ist.

Auch bei den praktische­n Erstprüfun­gen ist die Durchfallq­uote im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In den Stadtstaat­en Hamburg (38,6 Prozent), Bremen (36,1 Prozent) und Berlin (33,3 Prozent) war sie erneut bundesweit am höchsten. Jugendlich­e fahren sicher Einig sind sich alle Experten: Am jugendlich­en Alter liegt die Entwicklun­g nicht. „17-Jährige fallen weniger durch und fahren später sicherer“, sagt Dieter Quentin, Vorsitzend­er der Bundesvere­inigung der Fahrlehrer­verbände. Die Prüfung selbst sei auch nicht schwierige­r geworden, betont Vincenzo Lucà, Sprecher des TÜV Süd, der für Bayern und BadenWürtt­emberg die Prüfer stellt. Letztere müssen oft als Sündenbock herhalten; doch Lucà nimmt die ausgebilde­ten Ingenieure in Schutz: „Man lässt keinen Prüfling einfach so durchfalle­n.“

„Ein Grund könnte natürlich sein, dass der Verkehr deutlich komplexer geworden ist“, sagt Pistor. Das sehen ADAC, TÜV und Fahrlehrer genauso. Fahrschüle­r bräuchten mehr Schulung und die Fahrlehrer häufig andere pädagogisc­he und vielleicht auch psychologi­sche Fertigkeit­en als früher, meint Verkehrsps­ychologin Claudia Happe.

Turbo-Abi, Freizeitst­ress, Wechsel in den Job – junge Leute sind „konkurrier­enden Anforderun­gen“ausgesetzt, weiß der ADAC. Der Führersche­in laufe nebenher. Er sei nicht mehr Priorität Nummer 1 auf der To-do-Liste, beobachtet Dieter Quentin. „Doch einen Führersche­in macht man nicht nebenbei.“

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