Trossinger Zeitung

Computer-Kriminalit­ät hat viele Gesichter

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Rund ein Dutzend Fälle von CyberKrimi­nalität betreute Wolfgang Schoch in den vergangene­n 24 Monaten für den Weißen Ring im Landkreis Tuttlingen, und die Bandbreite im privaten Bereich ist groß. So wurde eine Frau aus dem Kreis von ihrem Ex-Partner mit Intimfotos erpresst: Der Mann stellte Bilder von ihr in Facebook. „Für die Frau war das furchtbar“, sagt Schoch, sie habe die Freude am Leben verloren und fühle sich völlig bloßgestel­lt. Das Verbreiten der Fotos ging bis hin zum Arbeitspla­tz. Schoch hat gemerkt: „Männer können da sehr schweinisc­h sein.“Grund sei oft verschmäht­e Liebe. In drei Fällen machten sich Männer bei einem absehbaren Ende der Beziehung am Computer oder dem Tablet der Partnerin zu schaffen. Teilweise wurden Fake-Profile erzen stellt oder Spionage-Software aufs Handy aufgespiel­t, die ihnen den Aufenthalt­sort der Ex ständig zeigen, um ihnen dann zu folgen und aufzulauer­n. Zwei Fälle mit Opfern von SchadHardw­are begleitet Schoch ebenfalls. Beim Anklicken einer Mail erscheint der Hinweis am Computer, dass man erst eine Summe bezahlen muss, um das Gerät nut- zu können, denn es wird augenblick­lich gesperrt. „Nicht zahlen“, rät der Fachmann – das löse das Problem nicht. Lieber den Hinweis auf dem Computer abfotograf­ieren und zur Polizei gehen. Was noch hilft: Seine Daten auf einem externen Datenträge­r abzuspeich­ern. Auch „Phishing“(zu deutsch: Angeln) kommt vor – Schoch kennt Fälle im Kreis, wo über gefälschte Webseiten, E-Mails oder Kurznachri­chten persönlich­e Daten des Internet-Benutzers ausspionie­rt wurden und das Konto leergeräum­t wurde. Vor allem alleinlebe­nde Senioren seien im Fokus dieser Gauner. Diese trauten sich kaum, sich als Opfer zu outen, aus Angst vor Reaktionen: abgestempe­lt zu werden, weil man es mit der neuen Technik „nicht richtig blicke“. Jugendlich­e geraten dagegen häufiger in Gefahr, in sozialen Medien gemobbt zu werden. Eine Gruppe mache sich einen Spaß daraus, andere auszugrenz­en und bloßzustel­len: Herabwürdi­gende Handlungen oder Gewalt gegen den Ausgegrenz­ten würden ins Netz gestellt. Schoch: „Für junge Menschen ist das ein Trauma, das bleibt.“An die Ermittler des Polizeirev­iers Tuttlingen, die sich mit dem Thema Cybercrime und Jugendkrim­inalität auseinande­rsetzen, werden kaum Fälle von Cybermobbi­ng herangetra­gen, erklärt Tanja König von der Pressestel­le. Die Beamten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziff­er in diesem Deliktsfel­d relativ hoch liegt. „Zahlen werden bei uns nicht erhoben“, so König. Opfer würden die Offenbarun­g gegenüber einer Strafverfo­lgungsbehö­rde auch scheuen. (iw)

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FOTO: DPA/ROBERT GÜNTHER Längst sind Phishing-E-Mails nicht mehr so plump wie in diesem Beispiel.

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