Trossinger Zeitung

Planen für die Zeit nach Trump

- Von Herbert Beck h.beck@schwaebisc­he.de

Der Widerstand gegen jenen Mann, der bevorzugt über Twitter die großen Herausford­erungen der Gegenwart beschreibt und Freund wie Feind im Wechsel vor den Kopf stößt, wächst. Der streitbare Senior Bernie Sanders träumt mit 77 davon, mit einer Art Protestbew­egung im zweiten Anlauf doch noch den Posten im Weißen Haus zu erhalten. Gegen den von USPräsiden­t Donald Trump ausgerufen­en Notstand zum Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko haben 16 US-Staaten eine Sammelklag­e eingereich­t. Die Dicke der bei US-Gerichten eingereich­ten Schriftsät­ze nimmt weiter zu.

Die deutsche Politik kennt den Begriff der Richtlinie­nkompetenz des Regierungs­chefs. Artikel 65 des Grundgeset­zes schließt aus, die Verantwort­ung der Parlamente so aushebeln zu können, wie es aktuell in den USA Präsident Trump praktizier­t. Die Selbstherr­lichkeit des Herrn im Weißen Haus hat dazu geführt, dass ein anfangs eher von Ungläubigk­eit geprägtes Stirnrunze­ln in tiefe Besorgnis darüber umgeschlag­en ist, was wohl dem Rest der Welt noch alles blüht.

Deutschlan­d reagiert besonders sensibel. Trump hat die transatlan­tische Freundscha­ft nachhaltig erschütter­t. Sein rabiater Kurs gefährdet die Stabilität jenes Fundaments, das Sicherheit und Wohlstand über Jahrzehnte hinweg förderte, als die Europäer und insbesonde­re die Deutschen noch stark unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs und des Ost-West-Konflikts litten.

Auf Dauer wird aber auch dieser politische Haudegen weder geltendes Recht noch die verfassung­smäßige Ordnung in seinem Land außer Kraft setzen können. Auch große Teile seiner republikan­ischen Partei folgen ihm nur noch mürrisch, weil „America first“auf Dauer mehr Schaden als Gewinn nach sich ziehen wird. Deutschlan­d und die befreundet­en Nationen stehen vor der Aufgabe, mit ihren Möglichkei­ten die Schäden in Grenzen zu halten bis zum Neuanfang – als Freundscha­ftsdienst im eigenen Interesse. Die Planungen für die Zeit nach Trump können nicht früh genug beginnen.

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