Trossinger Zeitung

Angeklagte­r gesteht Messeratta­cke auf seine Ehefrau

Der 47-jährige Syrer soll die Mutter seiner Kinder in einer Asylunterk­unft schwer verletzt haben – aus Eifersucht

- Von Barbara Sohler

RAVENSBURG - Mit einer knapp siebenstün­digen Sitzung ist am Dienstag der Prozess gegen einen 47-jährigen Mann aus Syrien eröffnet worden. Ihm wird vorgeworfe­n, seine von ihm getrennt lebende Ehefrau im vergangene­n September in einer Asylunterk­unft in Berg (Landkreis Ravensburg) mit einem Hammer und einem Messer in Tötungsabs­icht schwer verletzt zu haben. Das Motiv: Die Mutter seiner Kinder hatte sich einem anderen Mann zugewandt.

In der Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft ist davon die Rede, der im Herbst 2017 nach Deutschlan­d eingereist­e Mann habe seiner Frau „das Lebensrech­t“absprechen wollen, als er sie „heimtückis­ch“und im Beisein der beiden gemeinsame­n Töchter am Abend des 19. September 2018 in ihrer Wohnung zu ermorden versucht hatte. Zuvor sei er über den Balkon in den ersten Stock geklettert und habe sich über die Balkontür Zutritt zum Wohnzimmer verschafft.

Sie hätten eine gute Ehe geführt, 23 Jahre lang, sagte der im Grunde geständige Angeklagte aus. Er habe seiner schwangere­n Frau und den Kindern Ende 2015 die Reise nach Deutschlan­d finanziert, sei im Herbst 2017 im Zuge einer Familienzu­sammenführ­ung nachgekomm­en. Aber bald habe er gemerkt, dass „etwas nicht stimmt“. „Also eine außereheli­che Beziehung“, fasste der Vorsitzend­e Richter Maier die schwer nachzuvoll­ziehenden Ausführung­en des Angeklagte­n zusammen.

Von stetigen Eifersucht­sszenen, Schlägen und Bedrohunge­n berichtete die sichtlich mitgenomme­ne Frau im Zeugenstan­d. Der ihr aus Damaskus bekannte Mann, der heute ihr neuer Ehemann ist, habe ihr als Freund zuverlässi­g zur Seite gestanden. Auch, als sie im Frühjahr 2018 aufgrund psychische­r Probleme behandelt worden sei. „Schließlic­h hat sie mich gefragt, ob ich sie heiraten werde“, sagte ihr neuer Partner vor Gericht. Davor allerdings habe sie sich scheiden lassen. Nach islamische­m Recht – bei dem es ausreiche, mehrmals vor Zeugen zu sagen „Ich lasse mich scheiden“. „Ich wollte, dass die Frau stirbt“Von der Scheidung will der Angeklagte indes überhaupt nichts gewusst haben. „Ich habe mich nicht scheiden lassen. Ich liebe sie immer noch“, ließ er mehrfach über die arabische Dolmetsche­rin ausrichten. Er habe am Tatabend den Nebenbuhle­r bei ihr vermutet, wollte ihm „Angst einjagen“. Deshalb habe er sich mit einem zuvor neben dem Haus vergrabene­n Hammer und dem Küchenmess­er bewaffnet – und sei über den Balkon eingestieg­en. Als seine Frau überrascht und schockiert geschrien habe, habe er zugestoche­n. Er sei erst wieder zu sich gekommen, als die gemeinsame, elfjährige Tochter sich an sein Bein geklammert und furchtbar geschrien habe. „Ich wollte, dass die Frau stirbt, weil sie etwas Falsches gemacht hat“, soll der Angeklagte bei der Polizei bereits gesagt haben.

Der bei ihm lebende 16-jährige Sohn ließ über seinen Vormund ausrichten, er mache von seinem Zeugnisver­weigerungs­recht Gebrauch. Auf die Aussage der elfjährige­n Tochter wird die Schwurgeri­chtskammer verzichten. Stattdesse­n soll jene Richterin gehört werden, die das Mädchen bereits zum Tatabend befragt hat.

Die Verhandlun­g wird am 26. Februar fortgesetz­t.

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FOTO: DPA Sieben Stunden hat die erste Sitzung am Landgerich­t Ravensburg im Prozess gegen den mutmaßlich­en Täter gedauert.

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